Abgestumpft? - Oder nur Kalkül?
"Hamburger Abendblatt" vom 16.9.14 Schlagzeile Seite 1:
'Entlassen!
HSV trennt sich von Mirko Slomka.'
Dazu ein Bild vom Trainer mit sorgenvollen Falten auf der Stirn und der Hand vor dem Mund.
Unten, über der Werbeanzeige, ein kleiner Artikel mit achtzehn Zeilen: 'Schleuser rammen Flüchtlingsschiff - bis zu 700 Tote im Mittelmeer.' Weiter auf Seite 28.
In der Redaktionskonferenz hielt man diese Reihenfolge offenbar für lukrativer!
Durch die täglichen Fernsehberichte über Kriege, grausame Hinrichtungen,
Flüchtlingsströme und hilflos wirkende Politiker, bis nach oben zu Präsidenten,
weiß man tatsächlich oft nicht, ob die Themen vom Vortag einfach nur wiederholt wurden.
Aber die Einschätzung, Leser seien abgestumpft und überdrüssig, so etwas zu lesen, und den Bericht über eine Tragödie deshalb als zweit- oder drittrangig in den hinteren Seiten zu verstecken, geht als Bumerang an die verkaufsorientierte Redaktion zurück!
Es ist hahnebüchen, dass das Leben eines Fußballstars für wichtiger und interessanter angesehen wird, als das aktuelle Flüchtlingselend.
Sehr gut, dass Du diesen Tatbestand anprangerst!
Wie ist es nur möglich, dass wir davor die Augen verschließen können?
Ist es die Angst vor den Auswirkungen auf den eigenen Wohlstand?
Der Mensch verdrängt ja gern das, was ihm Angst macht.