Auf Achse; heute zu Besuch im Miniatur Wunderland.
Ich hatte mal wieder Lust auf einen Ausflug in das Miniatur Wunderland in Hamburg. Hamburg hat ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz und dafür zu wenig kostengünstige Parkplätze ( in der Speicherstadt ) . Im Lauf zahlreicher Ausflüge in all den Jahren nach Hamburg habe ich es mir angewöhnt mit dem ICE von Hannover nach Hamburg Harburg zu fahren. Von dort nutze ich dann die S3 in Richtung Pinneberg bis zu der Station Landungsbrücken.Von dort aus ist man zu Fuß in etwa 20 Minuten in der Speicherstadt. Alternativ nutze ich bei schlechten Wetter die U3 um eine Station später ( Baumgartswall ) wieder auszusteigen .
Das Miniaturwunderland ist nach mehreren Expansionen die größte Modellbahnanlage der Welt.
In den Anfangsjahren fand das Wunderland Platz in der vierten Etage. Mittlerweile werden drei Etagen benötigt. Der Eingang und die gastronomische Versorgung befindern sich in der zweiten Etage.
In der Dritten Etage befindet sich die technischen Bereich sowie die Sonderausstellung " Die geteilte Stadt". Hierbei wird in sieben kleinen Dioramen ansehnlich die Geschichte der deutschen Teilung und die Wiedervereinigung dargestellt. Die zweite Sonderausstellung befasst sich mit der Geschichte der Zivilisation. Dabei wird in acht Dioramen ein Stück Land im Lauf von mehreren Jahrhunderten dargestellt. Ebenfalls befinden sich hier die Utopia Ausstellungen. Sechs große Parteien durften während der Wahlkämpfe 2009 und 2013 jeweils ein Quadratmeter Deutschland gestalten, wie es ihren Idealvorstellungen entspricht. Damit ist die dritte Etage aber noch nicht ausgefüllt. Hier fand auch ein Großteil des Schweiz seinen Platz, wie auch Italien, der neueste Abschnitt .
Die vierte Ebene, über diverse Treppen und einen Aufzug erreichbar, ist komplett der Modellbahn vorenthalten. Hier befinden sich ein weiterer Teil der Schweiz, sowie Knuffingen Airport, Amerika, Skandinavien, Deutschland sowie, ganz wichtig, der Leitstand. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Besuch im Jahr 2003 erinnern. Damals fand, wie schon erwähnt, das Miniatur Wunderland seinen Platz in der vierten Etage. Man bestaunte damals Deutschland und etwas abgetrennt Bayern. Gigantisch war die Brücke, die in über zwei Metern Höhe Deutschland und Bayern verband. Staunend verfolgte ich, wie in Knuffingen selbständig die Feuerwehr ausrückte, und immer wieder die Katze aus dem Baum rettete, oder die Großfeuer im Schloss und im Finanzamt löschte. Und wenn einem der Magen knurrte, setzte man sich in den gastronomischen Bereich, der seinen Platz da fand, wo sich mittlerweile Skandinavien erstreckt. Die Macher des Wunderlandes unterschrieben damals einen Mietvertrag über fünf Jahre und hofften auf 100.00 Besucher pro Jahr wenn es gut läuft. Die ersten vier Bauabschnitte, die ich zu den Anfängen des Wunderlandes rechne, waren Harz, Knuffingen, Österreich sowie Hamburg.
Heutzutage kommen über eine Million Besucher pro Jahr und bestaunen mittlerweile neun Bauabschnitte. Im Lauf der Jahre folgten dann immer weitere Abschnitte. Und mit jedem Bauabschnitt wurde die Technik und die Detailgetreue noch wieder verbessert. Da die Besucherzahlen positiv waren, folgte dann als nächstes Projekt Amerika. . Auch hier fahren Autos selbstständig durch die Gegend, auch hier rückt die Feuerwehr zu Einsätzen aus. Und die Beleuchtung von Las Vegas ist auch sehr schön anzusehen. Endlos sind einige Züge und tief sind die Schluchten. Auch hier wurde nicht mit kleinen netten Details gespart. In Florida wird ein Taucher vom Hai gejagt. Gleich nebenan startet eine Raumfähre zum nächsten Flug. Aliens tanzen in der Area 51 herum. Die Aufzählung könnte endlos weitergehen. Ich persönlich bin der Meinung das der Amerika Abschnitt etwas klein ausgefallen ist. Hätte man schon damals in die Zukunft gucken können, wäre Amerika wahrscheinlich größer ausgefallen.
Richtig tief in die "Technikkiste" griff man im Wunderland zum ersten Mal beim Skandinavienabschnitt. Mit echten ( !!! ) 30.000 Litern Wasser wird hier sogar Ebbe und Flut simuliert. Als der Eingang früher noch in der dritten Etage lag, kam man dort an der entsprechenden Technik vorbei . Alleine dieser Aufwand um das Wasser dort zu behalten wo es hingehört, und auch das Becken zu pflegen, war und ist immens. Ein weiteres Meisterwerk der Technik war dann noch der Einsatz von Schiffen. Diese sollten selbständig den Skandinavien Abschnitt mit Hilfe eines hausinternen "Satellitennetzes" befahren. Diese Technik klappte dann leider doch nicht, so das mit Hilfe von Funkfernsteuerungen die Schiffe den Weg finden. Auch die Austattung der Anlage lässt keine Wünsche übrig. Hier fahren zwar keine Autos, doch dafür gibt es eine große Brücke, die an die Verkehrsverbindungen zwischen Dänemark und Skandinavien erinnert. Der Skandinavienabschnitt erstreckt sich von Dänemark bis hoch zum Nordkap . Hier hat auch der fliegende Holländer sein Zuhause. In Kiruna einer Stadt in Nordschweden gibt es auch ein Bergwerk, wo sich per Knopfdruck zahlreiche Aktionen starten lassen. Auch Pipi Langstrumpf darf hier genauso wenig fehlen wie Elfen und Trolle. Und wer Atlantis sucht, der wird hier fündig. Zum ersten Mal konnte sich dann auch das Publikum am diesem Abschnitt beteiligen. Hier wurden fünf Grundstücke meistbietend versteigert, die dann von den Gewinnern individuell gestaltet werden konnten.
Die Schweiz war das nächste Superlativ. Um genug Platz für hohe Berge zu bekommen, wurde zwischen der dritten und der vierten Etage auf 100 Quadratmetern die Decke geöffnet. Ein gewaltiger Aufwand, wenn man bedenkt, das hier früher tonnenschwere Waren gelagert wurden, und die Decke eine entsprechende Dicke hatte. Die Schweiz fasziniert durch hohe Berge, die bis zu fünf Metern in die Höhe ragen. Da ich persönlich öfter in der Schweiz unterwegs war, ist dieser Teil mein persönlicher Favorit. Auch hier wurden wieder Grundstücke versteigert und nicht an Details gespart. Mittlerweile sprach man diverse Firmen und Banken zwecks Sponsoring und Nachbau der Gebäude an. So findet sich hier eine riesige Konzertbühne von DJ Bobo, auf Knopfdruck voll beweglich und musikalisch untermalt. Diese Bühne wurde zwischenzeitlich umgebaut und stellt jetzt die nächste Tour von DJ Bobo dar. Irgendwo hatte ich auch gelesen, daß auch eine Bank angesprochen wurde, ob man deren Gebäude nachbauen dürfte. Dieses Gesuch wurde stattgegeben. Bedingung war jedoch, daß die Bankräuber schon von der Polizei erwartet wurden. Wer jetzt mal etwas tiefer in den Keller schaut, sieht ein paar Räuber sich durch die Erde in Richtung Tresorraum wühlen. Dort steht schon die Polizei bereit. Mein persönlicher Favorit ist der Bahnhof Porta Alpina. Dieser Bahnhof, der nie über das Planungsstadium kam, sollte im neuen Götthardt Basistunnel in der Multifunktionsstelle Sedrun errichtet werden und einen Umstieg in den Glacier Express ermöglichen. Aus Kostengründen wurde das Projekt in der Realität nie realisiert. Im Miniaturwunderland ist dieser jedoch zu finden. Überflüssig zu erwähnen, daß auch hier in Hülle und Fülle Details zu entdecken sind.
Ein weiterer Abschnitt ist Knuffingen Airport. Dieser Abschnitt besteht zum großen Teil aus dem Flughafen und zum kleinen Teil aus Bayern. Der Flughafen ist eine technische Meisterleistung. Hier starten und landen Flugzeuge nach einem festen Flugplan. Die Flugzeuge, alles eigene Konstruktionen, fahren selbständig zwischen den Gates und der Start bzw. Landebahn. Die Starts und Landungen erfolgen mit dünnen Stahlstiften, die so gut wie unsichtbar sind und im Flugzeug eingreifen. Das hört sich simpel an, benötigt aber einen enormen technischen Aufwand, der mittlerweile Industriestandard hat. Mit zahlreichen Fracht- und Passagierflugzeugen werden viele Destinationen angeflogen. Es gibt aber auch ein Spaceshuttle, was hier zu einer Ausweichlandung ansetzt und von viel Feuerwehr empfangen wird. Aber auch den Todesstern kann mit dem Millenium Falcon von hier aus erreicht werden. Daneben gibt es ein großes Terminal und ein Parkhaus, wo das pralle Leben tobt. Auch in Bayern gibt es viel zu sehen. Zum Beispiel fällt auf Knopfdruck in einem Schrebergarten ein Baum aufs Dach, was auch akustisch sehr gut begleitet wird. Ganz in der Nähe, auch auf Knopfdruck findet "Traktorpulling" statt. Sehr schön anzusehen ist eine Party, wo beim Eimersaufen auch Kühe mitmachen.
Der neunte Abschnitt stellt Italien dar. Im Vergleich zu den Anfängen. ist dieser Abschnitt das Nonplusultra des Modellbaus. Sämtliche Häuser stammen mittlerweile nicht mehr aus Bausätzen, sondern wurden individuell angefertigt. Alleine der Petersdom wurde aus über 20.000 Einzelteilen nachgebaut. Auch das Kolosseum wurde hier errichtet. Neben Rom gibt es noch viele weitere Regionen von Italien zu bestaunen. Die Amalfiküste ist genauso vertreten, wie auch Pompeji und der Vesuv, der mit Hilfe von Lichteffekten und Sounduntermalung alle 15 Minuten ausbricht. Als Hommage an die Italowestern wurde hier eine Filmwesternstadt errichtet, wo hier viele berühmte Filmszenen nachgebildet worden sind. So kann man Lucky Luke genauso finden, wie auch die berühmte Szene aus "Spiel mir das Leben vom Tod" mit dem Torbogen.
Neben diesen Abschnitten gibt es überall auch mal kleinere Änderungen oder Renovierungen. Es wurde zum Beispiel das Deichvorland im ersten Abschnitt abgebaut, und durch die Hamburger Speicherstadt mit der Elbphilharmonie ergänzt. Die Macher des Wunderlandes waren stolz darauf, daß ihr Bau zuerst eröffnet hat. Weiterhin gab und gibt es zahllose Aktionen zu aktuellen Ereignissen. Als in Deutschland die Fußballweltmeisterschaft stattfand, wurden im Hamburger Stadion entsprechend in den Landesfarben umgeflaggt. Im USA Abschnitt gibt es mittlerweile auch mehrere Züge, die entsprechend zu Halloween und Ostern eingesetzt werden. Bei meinem letzten Besuch kurz vor Weihnachten, konnte ich dann zahllose Tannenbäume feststellen.
Das soll mein Text zum Wunderland sein. Man muß es einfach mal selber gesehen haben. Das Geheimnis des Wunderlandes sind nicht die Eisenbahnen, sondern die zahllosen Details, die eine "kleine perfekte Welt " zeigen und damit Besucher aus der ganzen Welt anlocken.
Auf den Weg zurück nach Hannover nutze ich wieder die S3 von den Landungsbrücken zurück nach Hamburg - Harburg. Wenn ich noch Zeit habe, stelle ich mich dort gerne auf den Bahnsteig von Gleis sechs, und betreibe dort "Trainspotting" . Auch die richtige Eisenbahn kann sehr interessant sein. Dieser Standort ist deswegen so interessant, weil dort der geballte Eisenbahnverkehr in die Hamburger Häfen vorbeikommt. Neben zahlreichen Containerzügen mit Lokomotiven aller möglichen Verkehrsunternehmen aus dem In- und Ausland, fährt hier auch der Erzzug vom Hansaport nach Salzgitter vorbei. Dieser 5000 Tonnen Zug wird in Doppeltraktion gefahren. Auch Kesselwagenzüge oder Bauzüge geben sich hier ein ständiges Gastspiel. Wenn es Zeit für meinen Zug nach Hannover ist, brauche ich dann nur noch den Bahnsteig zu wechseln.