Das Lied vom Schmetterlinge
Liebes leichtes luftiges Ding, Schmetterling, das da über Blumen schwebet, nur von Tau und Blüten lebet, Blüte selbst, ein fliegendes Blatt, das, mit welchem Rosenfinger! wer bepurpurt hat?
War's ein Sylphe, der dein Kleid so bestreut, dich aus Morgenduft gewebet, nur auf Tage dich belebet? Seelchen, und dein kleines Herz pocht da unter meinem Finger, fühlet Todesschmerz!
Fleuch dahin, o Seelchen, sei froh und frei, mir ein Bild, was ich sein werde, wenn die Raupe dieser Erde auch wie du ein Zephyr ist,
und in Duft und Tau und Honig jede Blüte küßt.
Johann Gottfried Herder