DGB-Jugend: Zu Besuch in der Gedenkstätte in Hadamar
Pressemitteilung der DGB-Jugend Mittelhessen
Wer sich mit den Verbrechen der Nazis auseinandersetzt, hat für gewöhnlich die Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern oder Juden im Blick. Ein oft vergessenes Kapitel ist das Schicksal von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Im Sommer 1939 begannen die Nazis mit ihrer Vernichtung. Die Psychiatrie in Hadamar war eine von sechs Tötungsanstalten, in der die Nazis etwa 10.000 Menschen als sogenanntes „lebensunwertes Leben“ ermorden ließen. Heute befindet sich auf dem Gelände der Psychiatrie eine Gedenkstätte, die an dieses Kapitel erinnern soll. Die DGB-Jugend war zu Besuch in der Gedenkstätte.
„Die Gedenkstätte ist ein Zeugnis davon, dass die Ideologie der Nazis in alle Bereiche der Gesellschaft hineinreichte. Sie war menschenverachtend und verbrecherisch“, fasst Ulrike Eifler, Jugendbildungsreferentin des DGB Mittelhessen, die Eindrücke zusammen. Täglich trafen bis zu 80 Menschen in Hadamar ein. Sie wurden registriert und untersucht. Anschließend wurden sie zum „Duschen“ in den Keller gebracht. Aus den Duschköpfen aber strömte kein Wasser, sondern Kohlenmonoxid. Die Menschen erstickten qualvoll. Der große Teil der Toten wurden sofort verbrannt. Der andere Teil wurde seziert, ihre Gehirne zu pseudowissenschaftlichen Zwecken untersucht. Schwarzer Rauch und ein beißender Geruch lagen tagelang über der kleinen Stadt.
Nach einer Pause von einem Jahr nahm die vormalige Landesheilanstalt Hadamar ihre Funktion als Tötungsanstalt wieder auf. In der sogenannten zweiten Mordphase wurde vor allem mit überdosierten Medikamenten und gezielter Mangelernährung gemordet. Auf diese Weise starben von August 1942 bis Kriegsende noch einmal knapp 5.000 Patienten in Hadamar. Die Leichen wurden in Massengräbern auf dem Friedhof verscharrt. „Der Friedhof, der nach dem Umbau in den 60er Jahren einer idyllischen Parkanlage gleicht, sagt viel über den Umgang mit den Verbrechen der Nazis in der Nachkriegszeit und wirkt fast ein bisschen beschämend“, sagt Eifler.
Die Fahrt nach Hadamar war für die jungen Gewerkschafter nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart. „Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der alten Nazis bestätigen mich darin, mich den neuen Nazis immer wieder in den Weg zu stellen“, sagt Eric Hall, ein junger Gewerkschafter aus Frankfurt, am Ende der Fahrt.