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‚Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier‘ Nachhaltiges Günzburg zeigt Film im BiiGZ und spendet Bäume

  • Die Plant-for-the-Planet Botschafter, Jonas, Maurice und Stefanie, nehmen am Kinoabend den Spendenscheck von Sparkassenvorstand Daniel Gastl, Florian Weigensamer, Gerhard Kranz, AOK Günzburg, Dr. Ruth Niemetz, 3. Bürgermeisterin Stadt Günzburg und Anton Fink, Leiter der Kreisabfallwirtschaft Günzburg, unterstützt von Moderatorin Angie Stifter, entgegen (jeweils von links).
  • Foto: Sandra Pfeiler/ Sparkasse Günzburg- Krumbach
  • hochgeladen von Thomas Rank

. Nachhaltiges Günzburg zeigte beim diesjährigen Filmabend ‚Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier‘.

Sodom nennt man den Teil der ghanaischen Hauptstadt Accra, den nur jene betreten, die unbedingt müssen. Die Deponie von Agbogbloshie ist Endstation für Computer, Monitore und anderen Elektroschrott aus Europa und aller Welt. Rund 250.000 Tonnen ausrangierte Computer, Smartphones, Drucker und andere Geräte aus der elektrifizierten, digitalisierten Welt gelangen Jahr für Jahr hierher. Der Dokumentarfilm ließ die Zuschauer hinter die Kulissen von Europas größter Müllhalde in Afrika blicken und zeigte sehr eindrucksvoll eine Welt, wo Menschen am untersten Ende der Wertschöpfungskette stehen, und in der trotzdem Lebensfreude und Hoffnung deutlich spürbar sind.

Der Regisseur des Filmes, Florian Weigensamer, porträtierte diese Welt von Abbogbloshie in 2016, und konnte dem Publikum in der Diskussion nach dem Film viele Fragen, das Zusammenleben dort und – was wohl viele Zuschauer stark beeindruckt hat – die strikt organisierte Struktur erläutern. „Könnte man den Film nicht nur mit Ton, sondern auch noch mit Gerüchen hinterlegen, wären wohl alle Zuschauer im Kino mit Atemmaske ausgestattet gewesen“, war einer der Eindrücke aus dem Publikum. „Die Rauchschwaden sind kilometerweit zu sehen und diesen metallischen Geschmack im Mund aus der Verbrennung der Kabel, um daraus das Kupfer zu gewinnen, verliert man nie ganz, wenn man sich dort aufhält“, unterstreicht Weigensamer.

Im Film sieht man Abfälle – scheinbar unendlich übers Gelände verteilt, dazwischen Kühe und Ziegen, die dort zur Versorgung mit Fleisch gehalten werden, einen total verseuchten Fluss, aus dem die Tiere trinken, und ghanaische Geschäftsleute der Deponie: da werden Computer und Bildschirme für teures Geld angekauft, zerlegt, die einzelnen Wertstoffe daraus wiederverkauft, die kunststoffummantelten Teile den Herren der Feuer weiterverkauft, die dann im Feuer diese Packen an Kabel solange ‚behandeln‘ bis das darin enthaltene Kupfer ausgelöst wird. Eine hierarchisch organisierte Gesellschaft: „Du musst ein Löwe sein“, sagt einer der Protagonisten am Feuer.

Die Arbeit auf der Deponie ist nur Jungen und Männern vorbehalten. Ein als Mädchen verkleideter Junge sammelt mit einem starken Magneten Metallreste und verkauft sie dann zu den tagesaktuellen Weltmarktpreisen an den Metallhändler dort. Mädchen und Frauen verkaufen auf der Deponie nur Wasser und Essen; auch das ist Schwerarbeit: auf dem Kopf balanciert wiegen die Schalen mit dem abgepackten Wasser bis zu 40 kg! Dann ist da noch der Rapper mit dem selbst aus gefundenen Teilen konstruierten Tonstudio, schon eine kleine Berühmtheit im Mikrokosmos von Agbogbloshie, der mit seinem ‚Sodom-Rap‘ das Lebensgefühl trifft wie es lange Beschreibungen nicht erklären könnten.
Ein Film – faszinierend beim Sehen, leicht beschämend, wie die industrialisierte Welt mit Ländern in Afrika umgeht, aber doch auch Fragen aufwerfend, die auch aus dem Publikum gestellt wurden: was ist die Alternative? Anton Fink, Leiter der Kreisabfallwirtschaft beantwortet das eindeutig so: „Zunächst müssen wir Abfall vermeiden, also langlebige und reparierfähige Geräte kaufen; funktioniert ein Gerät nicht mehr, kann es auf den kommunalen Wertstoffhöfen abgegeben werden. Die Geräte, die dort gesammelt werden, gehen in die Schiene Recycling in Deutschland und Europa.“

Und den Menschen in Ghana? „Ist nur geholfen, wenn wir den Standard im Recycling vor Ort unterstützen“, so auch die Meinung von Florian Weigensamer, der von einem Projekt erzählt, „wo anstelle des Abbrennens der Kunststoffummantelungen als Entwicklungshilfe-Projekt eine Maschine das Ablösen übernehmen soll. Aber jeder Eingriff von außen ist sehr schwierig, da nie ganz klar ist, welche Strukturen sich im Nachhinein ergeben.“

Souverän durch die Diskussion führte beim Kinoabend die Moderatorin Angie Stifter, die auch gleich noch den Tipp fürs nächste Repair-Cafè von vhs, Stadt Günzburg und Kreisabfallwirtschaft weitergab: 16.11.19 von 14 bis 17 Uhr, Anmeldung bei der vhs erforderlich.

Fazit für den Besucher, der tief beeindruckt und wohl auch betroffen den Kinosaal verlässt: bewusst konsumieren und mehr reparieren. Und: 300 Euro aus dem Kinoabend spenden die Organisatoren an Plant for the Planet; getreu dem Motto „Bäume kann man fast überall pflanzen“, initiiert und unterstützt Plant for the Planet auch Pflanzaktionen in Afrika.

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