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Heimat? Neubeginn in Leipheim nach 1945 Leipheimer Lebensgeschichten in der Blauen Ente

  • Foto: Nicole Schneider/Stadt Leipheim
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Die neue Sonderausstellung im Heimat- und Bauernkriegsmuseum Blaue Ente in Leipheim liefert Einblicke in die Lebensgeschichten von den Menschen, die nach 1945 auf der Suche nach einer neuen Heimat waren – oder aus dem Krieg zurück kamen und ihren Platz in der Gesellschaft wiederfinden mussten.

Am 26. April 1945 war der Krieg für die Leipheimer zu Ende. Die Stadt selbst war zu diesem Zeitpunkt - und auch in den Tagen und Wochen davor - von einem steten Kommen und Gehen geprägt. Truppenteile der Wehrmacht waren bereits vor den Kämpfen mit den Amerikanern abgezogen, andere kämpfende Truppen dafür neu hinzugekommen, Evakuierte aus den nördlichen Gebieten Deutschlands hatten in den Monaten davor ein vorübergehendes Zuhause in Leipheim gefunden.

Nun kamen neue Personengruppen hinzu. Vertriebene, befreite Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge sowie aus dem Krieg zurückkehrende ehemalige Soldaten. Sie alle fanden in Leipheim eine neue oder zumindest eine vorübergehende Heimat. Auf der Suche waren sie alle - und für viele begann ein langer Weg zurück in die Normalität. Heimkehrer, oft traumatisiert und verwundet oder krank, mussten ihren Platz in der Familie wiederfinden. Viele Frauen aber warteten hingegen Jahre oder sogar vergeblich auf die Rückkehr ihrer Männer. Aber es wurden auch neue Familien gegründet. So im Displaced-Persons-Camp auf dem FliegerhorstGelände, in dem ab Januar 1946 bis zu 3.000 jüdische Holocaust-Überlebende untergebracht wurden, die sich in Schulen und Ausbildungsstätten auf die Auswanderung nach Palästina oder in andere Staaten vorbereiteten. Ab dem Frühjahr 1946 wurden der Stadt außerdem hunderte Vertriebene aus unterschiedlichen Herkunftsländern zugewiesen - sie unterzubringen, zu versorgen und zu integrieren, war eine weitere Mammutaufgabe für die Leipheimer Bevölkerung.

Gemeinsam war all diesen Menschen, dass Leipheim der Ort des Neubeginns war. Ihre Geschichten und das Leben in Leipheim kurz nach dem Krieg sind Thema dieser Ausstellung. Zu sehen ist z.B. der Versehrtenrollstuhl von Karl Sebastian Hofmann. Hofmann hatte Teile beider Beine im Russland-Feldzug verloren und war auf einen solchen Rollstuhl angewiesen. Nicht weit entfernt von seinem Stuhl wird die Geschichte der Familie Martin erzählt. Josef Martin kam im September 1946 aus Sandhübel im Sudetenland nach Leipheim. Diese rettete bei der Vertreibung wertvolle Erinnerungsstücke, u.a. ein Kruzifix, einen Rosenkranz und eine Mohnmühle - ein Stück Heimat in der Fremde für Josef Martin, der sich Zeit seines Lebens für die Belange der Vertriebenen einsetzte und schließlich sogar Stadtrat wurde. Zwi Katz wiederum wurde als 18-jähriger auf dem Todesmarsch Dachauer KZ-Häftlinge befreit. Danach wurde das Leipheimer DP-Lager für jüdische Überlebende sein kurzzeitiges Zuhause, bevor er nach Israel auswanderte. Fritz Schneiders Weg zurück nach Leipheim dauerte mehrere Jahre. Nach Ende des Krieges war er als Kriegsgefangener in verschiedenen Lagern in der Sowjetunion inhaftiert. Erst am 4. Januar 1950 kehrte er zurück. Auch seine Geschichte wird in der Ausstellung erzählt.

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1 Kommentar

So war's: eine zusammen gewürfelte Gemeinschaft. Und so manche Lebensgeschichte, die damals erzählt wurde, war auch gefälscht, denn - wie der Volksmund es sagt - "Von weit her ist gut lügen!"

Ich kenne eine Familie, Auslandsdeutsche von der Herkunft, der Mann wurde wegen seiner Sprachkenntnisse in den Sicherheitsdienst der SS eingeordnet und war an den Gräueltaten im Osten beteiligt. Über Zwischenstationen, mit falscher Legende, kam die Familie in ein DP-Lager (Displaced Persons) in Bayern und wanderte dann mit amerikanischer Hilfe in die USA aus. Ob der wahre Hintergrund den Amerikanern bekannt war oder nicht, bleibt mal dahin gestellt.

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