Facebook, Twitter und Co – Informationsveranstaltung an der Hans-Leipelt-Schule
Matthias J. Lange informierte als Referent der Hanns-Seidel-Stiftung an der Fachoberschule in Donauwörth
Facebook ist zum Synonym einer neuen, faszinierenden Dimension von Kommunikation geworden, die das Internet von einer Informationsplattform zu einem interaktiven, dynamischen Kommunikations- und Lebensraum wandelt. Das zeigte sich auch bei der Informationsveranstaltung an der Hans-Leipelt-Schule vor über 250 Schülerinnen und Schülern der Fach- und Berufsoberschule in Donauwörth. Bei der Abfrage „Wer ist nicht dabei“, hoben sich nur wenige Finger – und das waren dann überwiegend die Lehrerinnen und Lehrer.
Schulleiter Karl Rieger und Studiendirektor Richard Strehle als Mitarbeiter der Schulverwaltung nutzten dazu die Kontakte zu Hans Joas, Regionalbeauftragter der Hanns-Seidel-Stiftung, und luden Matthias J. Lange ein. Der Social-Media-Experte benutzt Social-Media nicht nur, er "lebt" sie. Er verdeutlichte, welch große Rolle bei der wachsenden Bedeutung von Social Media dabei der technische Fortschritt spiele. Viele Menschen haben heute bereits ein internetfähiges Smartphone. So auch bei den Schülern der FOS/BOS in Donauwörth.
„Facebook ist Himmel und Hölle zugleich“
Für viele junge Menschen ist der Umgang mit sozialen Netzwerken eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Für sie steht die bequeme und kostenlose Nutzung solcher Kommunikationsplattformen im Vordergrund. Allein über Facebook laden sie Monat für Monat 3 Milliarden Fotos hoch und teilen wöchentlich mit Facebook-„Freunden“ 5 Milliarden Inhalte (Links, News, Blogs, Notes, Fotoalben u.v.m). Bereitwillig und freiwillig teilen sich Millionen von Nutzer mit, geben Persönliches und Privates preis. Für die überwältigende Mehrheit der Nutzer ist die unangekündigte Lockerung der Datenschutzbestimmung oder die Weitergabe ihrer Daten an Dritte – wie von Facebook vollzogen – der Preis, den sie bereit sind für die grenzenlose Kommunikation im World Wide Web zu zahlen.
Ist das das Ende der Privatsphäre? Soziale Netzwerke zwischen Wertschöpfung und Werteverlust? Der Widerstand, der sich innerhalb des Internetnetzwerks Facebook organisierte, führte zwar dazu, dass der Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg Fehler beim Datenschutz einräumte. Allerdings, ist dies mehr einer neuen Marketing-Diktion geschuldet als der Einsicht in die Notwendigkeit eines verbesserten Datenschutzes für die Benutzer. Dem Beispiel von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die auf die fragwürdige Vorgehensweise von Facebook in letzter Konsequenz mit ihrem Austritt aus Facebook reagierte, mochten nur wenige Tausend der über 450 Mio. Nutzer weltweit folgen. Das Handeln der Politikerin zeigt zugleich wie schwierig es ist, einem globalen Internetdienstleister in Sachen Datenschutz mit deutschen Standards und Normen von politischer Seite beizukommen. Die Ankündigung der Verbraucherministerin war auch nutzlos. Denn ist etwas einmal im Netz, kann es unzählbar oft runter geladen, verbreitet und nicht mehr rückholbar sein.
Wie im realen Leben muss auch im virtuellen Gesellschaftsraum ein gemeinsames Verständnis darüber erreicht werden, was normativ ein angemessenes Verhalten ist. Welchen Stellenwert haben in diesen Kommunikationsräumen Fairness, Rücksichtnahme, Zurückhaltung und Ehrlichkeit? Darüber müsse man sich als Gesellschaft verständigen. „Die neuen Medien sind Himmel und Hölle zugleich“.
So kann es nur eine breitangelegte bildungspolitische Offensive mit qualifiziertem Informatikunterricht an allen Schulen sein. Zum zweiten fordert es einen breiten gesellschaftlich-ethischen Diskurs über die Ausgestaltung von Privatsphäre im digitalen Zeitalter. "Umfassende Medienkompetenz ist das entscheidende Kriterium für einen selbstbestimmt und souveränen Umgang mit neuen Technologien".
Verblüffend ist zu sehen, wie überaus groß das Misstrauen der Bürgerinnen und Bürger in Sachen Speicherung und Auswertung von personenbezogenen Daten ist gegenüber dem Staat – während gleichzeitig einem anonymen Unternehmen wie Facebook ein schier grenzenloses Vertrauen entgegengebracht wird und Millionen deutscher Nutzer das kommerzielle Sammeln und Auswerten von Daten uneingeschränkt und bedenkenlos akzeptieren, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was mit den eigenen Daten geschieht.