Personalvorsitzender des BKH Günzburg im Ruhestand
Eher schüchtern, aber äußerst menschenfreundlich
Bei Franz Hörmann war in den letzten Tagen eine Menge los. Bei wem sollte er sich noch telefonisch oder per Mail verabschieden, bei wem persönlich? Wann blieb Zeit, den PC für seinen Nachfolger aufzuräumen? „Alles nicht so einfach, ich gehe schließlich zum ersten Mal in Rente“, sagte der 64-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln. Ende Februar war Schluss – nach 47 Jahren. Auch hierzu fiel dem gebürtigen Glötter (Kreis Dillingen) eine lustige Randbemerkung ein: 2024 ist ein Schaltjahr, und der Februar hat 29 Tage – heißt: noch einen Tag länger arbeiten. So ein Pech! „Ist natürlich nicht ernst gemeint. Ich bin immer gerne zur Arbeit gekommen. Aber jeder hat gelacht, als ich das so erzählt habe!“, meinte Hörmann.
Zur Arbeit kam er ab 1977 zunächst als angehender Fachkrankenpfleger am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Nach dreijähriger Ausbildung begann er in der Akutpsychiatrie. Besonders gerne erinnert er sich an seine spätere Zeit in der Gerontopsychiatrie. „Gerade ältere Menschen sind sehr dankbar, wenn man mit ihnen freundlich und empathisch umgeht“, hat Hörmann festgestellt. Der damalige Personalratsvorsitzende Kurt Ertl überredete ihn, 1994 in den örtlichen Personalrat einzusteigen. Ab 2002 war Hörmann dann auch Mitglied im Gesamtpersonalrat. Als Ertl 2008 mit Gründung der Bezirkskliniken Schwaben vom Gesamtpersonalratsvorsitzenden zum Leiter des Service-Centers Personal zur Unternehmensleitung nach Augsburg wechselte, wurde Hörmann örtlicher Personalratsvorsitzender am BKH Günzburg und zugleich erster Stellvertreter des Gesamtpersonalratsvorsitzenden der Bezirkskliniken. Diese Funktionen bekleidete er bis zum Schluss.
„Es war nie mein Ziel, Vorsitzender zu sein“, räumt Hörmann ein, „aber man kann die Lebensbiografie nicht planen“. Er beschreibt sich selbst als eher schüchterner Mensch. „Der Kontakt zu den Patienten war mir immer wichtig“, betont er. Das Engagement als freigestellter Personalrat bedeutete zwar weiterhin eine starke Zuwendung zu Menschen, aber auf ganz andere Weise. Das sei für ihn eine große Umstellung gewesen. „Dienstvereinbarungen, Gesetze, Fachwissen: Davon wusste ich anfangs recht wenig und musste mich im Lauf der Zeit erst reinarbeiten.“ Hörmann war später zudem Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Gesamtpersonalräte bei den bayerischen Bezirken (AGBB), Mitglied im Psychiatrieausschuss – Tarifvertag öffentlicher Dienst (TVöD) auf bayerischer Ebene bei der Gewerkschaft ver.di sowie Sprecher der ver.di-Vertrauensleute am BKH Günzburg. Als er das alles so erzählt, blickt er in seinem Büro nach links und rechts und meint: „Sehr vertrauliche Dinge sind hier gesprochen worden. Sie bleiben für immer hier.“
Höhepunkt in seiner Personalrats-Tätigkeit sei der Personalüberleitungstarifvertrag gewesen, der „nach großem Kampf“ zum 1. Januar 2008 zwischen dem Bezirk Schwaben sowie dem Kommunalunternehmen Bezirkskliniken Schwaben einerseits und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di andererseits für die Beschäftigten der Bezirkskliniken geschlossen werden konnte. „Da ist viel erreicht worden“, blickt Hörmann zurück und erinnert sich an die Phase, in der der Bezirk aus dem Arbeitgeberverband aussteigen wollte. „Das hätte enorme Auswirkungen gehabt.“ 4500 Mitarbeitende zählt das Kommunalunternehmen heute. „Es gab auch Zeiten, da hatten wir weniger als 3000 Beschäftigte“, so der scheidende Personalvertreter.
Kurt Ertl aus Günzburg wurde bereits erwähnt. Sehr lange – insgesamt 22 Jahre – eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet hat Hörmann auch mit Wolfgang Heinlein aus Kaufbeuren. Der amtierende Gesamtpersonalratsvorsitzende der Bezirkskliniken muss noch ein bisschen länger machen und darf dann zum 1. Juli 2024 in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen.
Trotz unterschiedlicher Aufgaben und Schwerpunkte, die ein Arbeitgeber und eine Arbeitnehmervertretung nun einmal haben, sei Hörmann jemand gewesen, der sich stets gefragt habe, was dem Haus und seinen Beschäftigten guttut, stellte Bezirkstagspräsident Martin Sailer fest. „Ich habe Sie stets als sehr natürlich, für das Personal einsetzend, auf Augenhöhe, wertschätzend und aufrichtig erlebt“, lobte der Verwaltungsratsvorsitzende der Bezirkskliniken. „Ich danke Ihnen sehr herzlich für die offene Zusammenarbeit und das gute Miteinander“, so Sailer. Hörmann versprach, dass er dem Haus und den Bezirkskliniken als Arbeitgeber verbunden bleiben werde. „Ich werde immer Werbung machen, weil man hier gut arbeiten kann“, sagte er bei einer kleiner Verabschiedungsfeier.
Zurück in seinem Büro. Das hat er inzwischen für Wolfgang Schmal, den bisherigen stellvertretenden Einrichtungsleiter von Wohnen und Fördern Günzburg geräumt. Der wird stellvertretender Personalratsvorsitzender am Standort, die Leitung übernimmt Sigrid Malik. Hörmanns bisherige Stellvertreterin wird also seine Nachfolgerin. Im ehemaligen Hörmannschen Büro hingen viele Jahre die Bilder von den vier Beatles, Hörmanns Lieblingsband. Das Besondere: Der 64-Jährige hat sie selber gezeichnet. „Ich bin auch handwerklich recht interessiert und werde weiter schnitzen und drechseln“, verrät Hörmann. Außerdem will er E-Gitarre lernen.
Mehr Zeit für seine Familie wird er nun ebenfalls haben. Die ist ihm auch sehr wichtig. Seine Frau Anni und die zwei Töchter, Maria und Andrea, freuen sich zusammen mit den Enkeln Leni und Tom auf viel gemeinsame Zeit und spannende Unternehmungen.
Interessant ist Hörmanns sportliche Vita: Bei der SSV Glött hat er viele Jahre aktiv Fußball gespielt, zuerst als Linksaußen und dann später als Mittelstürmer. Der SSV war recht erfolgreich und spielte in der Bezirks-, ein Jahr sogar in der Landesliga. Sein erstes Spiel in der Herrenmannschaft bestritt der damals junge Kicker gegen keinen Geringeren als den FC Bayern München. „Wir wurden schwäbischer Pokalsieger und zogen bei der Auslosung im Jahr 1978 das große Los“, erinnert er sich noch genau. Zur Partie gegen die Bayern, die dann in Gundelfingen ausgetragen wurde, kamen 10.000 Zuschauer. Glött unterlag mit 0:5.
Die Fußballzeit ist schon längst vorbei. Um fit zu bleiben, spielt der 64-Jährige inzwischen regelmäßig Tennis. Dazu passen die Dosen Tennisbälle, die er von seinen engsten Kollegen zu seinem beruflichen Abschied geschenkt bekommen hat.