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Vogelkundliche Exkursion am Oberegger Günzstausee

  • Blick auf den Oberegger Stausee
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Die Kreisgruppe Günzburg des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) veranstaltete am Sonntag, den 08.06. einen vogelkundlichen Spaziergang rund um den Oberegger Günzstausee. Fast 30 Frühaufsteher versammelten sich um 8 Uhr am Südufer des Stausees, um sich der kundigen Führung von Stefan Böhm, Kreisvorsitzendem des LBV, zu überlassen.

Begrüßt wurden wir unter bedecktem Himmel mit einem Lied des Sumpfrohrsängers, das aus der grünen Uferböschung schallte. Der Sumpfrohrsänger bevorzugt als Lebensraum eher Wiesenränder und Buschsäume, im Gegensatz zum Teichrohrsänger, der sich ausschließlich in Schilfflächen aufhält. Während der Teichrohrsänger im Lied eher vor sich hin murmelt, singt sein Vetter, der Sumpfrohrsänger, ein sehr variables, melodisches Lied. Er kann bis zu 80 – 90 andere Vogelstimmen nach machen. Da er in Südafrika überwintert, gehören zu seinem melodischen Repertoire auch afrikanische Vogelstimmen, mit welchen er den schwäbischen Spaziergänger ganz schön verwirren kann. Der Zilp-Zalp-Gesang mitten im Lied der Rohrsänger kann bis zu 70 verschiedene Variationen annehmen. Je variabler der Gesang des Männchens, desto besser stehen seine Chancen beim Weibchen. Sie deutet sein schönes Lied als ein Zeichen für Fitness und damit ist er der rechte Kandidat für ihre Brut. Der Sumpfrohrsänger singt, im Gegensatz zum Teichrohrsänger, auch nachts.

Eine Goldammer mit ihrem goldgelben Kopf schwirrte an uns vorbei. Ihr Gesang steigt leicht an und endet am Schluß mit einem Pfiff. Die Goldammer gehört zu den Körnerfressern und brütet ausschließlich auf dem Boden. Der Reviergesang wird von erhöhter Warte wie z.B.von einem Baum oder Strommasten gesungen.

Bekannt durch seine Winterwasserwelt, zählt man am Oberegger Stausee an einem Tag im Winter 800 – 900 Vögel, während man im Sommer nur einen Bruchteil davon antrifft, und zwar nur die Vögel, die hier auch brüten, wie z.B. das Blässhuhn, Reiherenten, Stockenten, Lachmöven und die seltenen Kolbenenten, von denen das Männchen mit einem leuchtend orangfarbenen Kopf beeindruckt. Die Weibchen sind nicht so farbenprächtig, sondern mehr getarnt.
Herr Böhm erklärte uns, dass große Enten zur Nahrungssuche gründeln, kleine jedoch tauchen. Aber die Kolbenente ist die Ausnahme: Obwohl sie zu den großen zählt, taucht sie. Es wurde bei den Stockenten beobachtet, dass sie beim Schlafen öfters mal nur ein Auge aufmachen, um die Umgebung zu überprüfen, sie aber mit der anderen Gehirnhälfte weiter schlafen. Ich finde diese Ausstattung sehr rational! Bei den Stockenten sieht man ausschließlich die Weibchen mit den Jungen; die Männchen sind nur zum Paaren da, dann machen sie sich aus dem Staub, im Gegensatz zu den Gänsen, die im Familienverband bleiben. Die Gänse laufen mit ihren flugunfähigen Jungen oft Kilometer, um einen geeigneten, größeren See zu finden. Gänse wandern gerne in Weiher ohne Biber ab.

Kaum lauschten wir dem Gesang der Kohlmeise, als ein Mauersegler an uns vorbei flog. Er gehört zu den schnell fliegenden Vögeln. Bei dieser Tierart sind die Flügel nach hinten gebogen. Er verlangt einen Brutplatz, der auf einer höheren Ebene sein muss, da er mit seinen ganz kurzen Füßen nicht vom Boden aus starten kann, sondern er muss sich fallen lassen. Ein Altvogel fängt an einem Tag 20.000 Insekten für sich und seine Jungen und ist dafür mit leichter Körperbauweise bestens für den schnellen Flug angepasst. Der Mauersegler macht alles in der Luft: Er frisst, trinkt und schläft in der Luft und sitzt nur zum Brüten. Er zählt zu den Nichtsingvögeln, während die ihm ähnliche Schwalbe zu den Singvögeln zählt.

Unsere Blicke verfolgen einen Schwarzmilan und dabei lauschen wir den Erklärungen unseres Experten über die Greifvögel. Bei beiden, dem Schwarz- und dem Rotmilan, gilt als Merkmal die Gabelung am Schwanzende, beim Rotmilan ist sie aber viel stärker ausgeprägt. In Deutschland leben 60 % des Weltbestandes des Rotmilans, der im dichten Feldgehölz brütet. Beide Milanarten sind Zugvögel; der Schwarzmilan reist bis nach Mittelafrika, der Rotmilan bevorzugt den Mittelmeerraum. Teilweise überwintern die Milane auch hier. Der Hauptfeind der Milane ist der Uhu.

Zum Lied der Grasmücken lernen wir, dass diese Tiere Offenlandvögel sind, die in Büschen brüten. Am häufigsten vertreten ist die Mönchsgrasmücke.

Spatzen und Buchfinken mit ihren kräftigen Schnäbeln sind Körnerfresser, füttern ihre Jungen jedoch in den ersten Tagen auch mit Insekten. Der Buchfink singt sein Lied mit einer Eingangsstrophe, die am Schluss mit einem Überschlag endet. Uns allen gefiel die Lautmalerei seines Liedes „Hol mir noch ein Weizenbier“ am besten.

Das schnelle Tüttüt im Wald verrät den Kleiber, die Singdrossel macht auch noch mit. Der Kleiber hat bis zu 15-20 verschiedene Rufe. Er läuft am Baum den Stamm abwärts, kann aber auch nach oben laufen.
Baumläufer klettern den Baum hinauf, fliegen dann wieder den Baum von unten an, um die Kletterpartie von Neuem zu beginnen. Der Specht und Baumläufer haben beide einen Stützschwanz zum Aufwärtsklettern, der Kleiber hat das nicht, sonder sehr kräftige Vorderzehen und Krallen, mit denen er sich gut festhalten kann. Der Name Kleiber kommt von „Kleber“: Sein Einflugloch klebt er auf seine Körperform angepasst zu und somit wird das Loch für den Specht zu eng. Der Kleiber konkurriert wegen der Bruthöhle mit den Meisen, setzt sich aber im Zweikampf durch.

Der Schreihals Zaunkönig war nicht zu überhören. Er hat in der Mitte seines Liedes eine laute Schmetterstrophe und schafft unglaubliche 90 dB! Die Ansiedlung eines Zaunkönigs in den eigenen Garten wäre somit nicht zu empfehlen, denn der Kleine steckt seine ganze Kraft in das laute Lied. Durch die Distanz ist er natürlich völlig ungefährlich und auf alle Fälle schützenswert. Zum Zaunkönig gesellte sich im Wald das Gurren der Ringeltaube.

Besondere Beachtung fand das Brutfloß auf dem Stausee. Es wurde für die seltene Flussseeschwalbe geschaffen, ist dieses Jahr aber von Mittelmeermöwen besetzt. Die Flußseeschwalbe braucht zum Brüten natürliche Kiesinseln, von denen es nur noch wenige gibt. Sie sind Zugvögel, die in Zentral- und Westafrika überwintern.
Die Brutflöße werden von den Vögeln gerne angenommen. Letztes Jahr drängten sich auf den 5 qm 8 Brutpaare. Während wir das Floß beobachteten, flog ein Pärchen Flussseeschwalben auf das Brutfloß und es sah so aus, als ob sie doch brüten. Sie legen ihre bestens getarnten Eier ohne Nest auf das Kies und man kann sie nicht entdecken. Im Gegensatz dazu bauen sich die Blässhühner ein richtiges Nest in Uferregionen, das mit dem Grund verbunden ist. Die Flussseeschwalbe ist mit den Möwen verwandt. Sie hat rote Füße und einen roten Schnabel mit schwarzer Spitze, kann gut und schnell fliegen. Die Küstenseeschwalbe ähnelt ihr, hat aber nicht die schwarze Schnabelspitze.

Zum Schluss unseres Spazierganges begleitete uns eine freundliche Sonne, die der friedlichen Atmosphäre rund um den Stausee einen warmen Glanz verlieh. Diese abwechslungsreiche und informative Tour in unseren heimatlichen Naturschauplätzen ist unbedingt zu empfehlen. Es machte sehr viel Spaß vor Ort unsere gefiederten Freunde und ihre Lebensräume besser kennen zu lernen.

  • Blick auf den Oberegger Stausee
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  • Teilnehmer versammeln sich am Sonntag Morgen
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  • Blick durch Bäume auf Ufer und See
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  • Das Brutfloß auf dem See
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  • Heimatliches Kleinod, südlicher Landkreis Günzburg
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  • Traumhafter Weg um den See
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  • Sommerwald, aus dem der Vogelgesang schallt
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  • Der Weg zurück nach ca. 2 1/2 Stunden
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2 Kommentare

Hallo Karola,
da lernt man ja richtig 'was, wenn man Deinen Artikel liest.
Bernhard

  • K. A. am 10.06.2008 um 17:55

Vor wenigen Tagen habe ich noch gesagt: "Man sollte mal eine Vogelstimmenexkursion machen." Das habe ich mal als Kind in der Schule erlebt und es war eine feine Sache. Aber es ist wie immer, es bleibt beim "Man sollte mal...."
Schön, wie Du es beschrieben hast. Vielleicht wird ja jetzt doch einmal etwas Konkretes aus meinem Vorsatz.

LG Karin

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