Letztes Glühen im Donauwald am 1.11.11
An Allerheiligen suche ich die Stille des Donauwaldes, Stille und Einkehr. Einkehr in einen Wald, der, bereits am Sterben, immer noch sein Bestes gibt. Ein letztes Leuchten trotz hartnäckigem Hochnebel, ein letztes Glühen trotz der späten Jahreszeit.
Seit vielen Jahren und Zeiten spaziere ich durch die Wälder um die Donau und bin immer wieder überwältigt von den prächtigen und vielfältigen Kleidern, die der Wald jeden Tag aufs neue anlegt. Er empfängt mich mit offenen Armen und führt mich über geheime Wege in die schönsten Ecken seines wilden Reiches. Mein Schritt wird langsamer, die Augen wacher; bunte Gräser, leuchtendrote Ahornblätter, Birken im Licht und fahlgelbes Schilf rund um den Grossen Grieslesee stehlen sich leise in meine Wahrnehmung, nur der Nebel tropft von Bäumen. Feuchte Erde, gewürzt mit verwelkenden Blättern, verströmt Herbstduft, frisch und rein fließt er in die Lungen und knistert in meinen Lebenszellen.
Dämmerung schleicht durch das Dickicht, der Nebel sinkt zwischen die Bäume. Still wandere ich weiter, der Wald läßt mich nicht los.
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„Schmetterling und Tannenbaum“ Geschichten rund um die Donau
Wiesenburgverlag, Karola Kostial