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„Unser Günzburg ist tolerant, weltoffen und bunt“ - Ein Interview mit Oberbürgermeister Gerhard Jauernig

  • Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in seinem Arbeitszimmer im Rathaus: "Es gibt viel zu tun, aber wir packen es an!"
  • hochgeladen von Tanja Wurster

Das Jahr 2011 war für die Stadt Günzburg ein bewegtes Kalenderjahr. Kulturell und wirtschaftlich hat sich in der Donaustadt viel bewegt: einige Projekte wurden abgeschlossen, andere angestoßen. Wir unterhielten uns mit dem Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig über wichtige Ereignisse im Jahr 2011 und blicken mit ihm bereits jetzt in das kommende Jahr.

mh bayern: Herr Oberbürgermeister, beim Wirtschaftsforum der Stadt Günzburg gab der Geschäftsführer von Legoland Deutschland, Hans Aksel Pedersen, bekannt, dass in den kommenden Jahren bis zu 80 Mio. Euro in den Günzburger Freizeitpark investiert werden könnten. Legoland ist zweifellos ein Tourismusmagnet und wichtiger Wirtschaftsfaktor. Warum lohnt es sich darüber hinaus nach Günzburg zu kommen?

Jauernig: Legoland ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor! Durch den Freizeitpark haben wir einen Bekanntheitsgrad erreicht, den wir mit viel Geld und 100.000 Prospekten niemals hätten erreichen können.

Mit dem Kultursommer und seinen über 40 Einzelveranstaltungen, einem im Landkreis weitgehend perfekten Radwegnetz, dem Günzburger Volksfest, dem Donaumoos, den traumhaften Badeseen, dem idyllischen Waldbad, zahlreichen Vereinsfesten, historischen Stadtrundgängen, bester Gastronomie, klasse Einkaufsmöglichkeiten und einer tophistorischen Altstadt bieten wir bestens eingebettet zwischen Ulm, Augsburg und München/Stuttgart den idealen Ort, um Urlaub zu machen.

mh bayern: Warum lohnt es sich in der Kreisstadt zu wohnen?

Jauernig: Günzburg ist eine Gesundheits- und Bildungsstadt und der kulturelle Mittelpunkt des Landkreises. Nahezu jede Schulform ist im Angebot und das Kreiskrankenhaus sowie das Bezirkskrankenhaus garantieren beste medizinische Versorgung. In Günzburg kann man bestens leben, wohnen, arbeiten und seit kurzem auch studieren. Darüber hinaus bieten wir eine große Vielfalt auf dem Freizeitsektor. Für junge Familien haben wir ein Bauförderprogramm entwickelt, mit dem der Traum vom eigenen Heim auf städtischen Flächen finanziell begleitet wird. Und auch für unsere älteren Mitbürger entwickeln wir unsere Stadt für und mit ihnen weiter.

mh bayern: Das Rathaus präsentierte in diesem Jahr die dritte Auflage der Familienkarte. Wie kommt sie denn an?

Jauernig: Sehr gut.

mh bayern: Wie viele Familien nutzen die verschiedenen Vorzüge bei ihrem Einkauf?

Jauernig: Aktuell haben wir 1.218 Karten vergeben. Die Familienkarte ist ein Rabatt- und Bonussystem, das jungen Familien mit Kindern das Leben in Günzburg erleichtert. Mit ihr erhält man beispielsweise einen Preisnachlass im Kino, Vergünstigungen im Waldbad, einen Gutschein zum Autowaschen, Rabatte beim Shoppen in Günzburgerer Geschäften oder man nimmt an Verlosungen teil. Sie hat sich in Günzburg zu einem echten Renner entwickelt und hilft unseren jungen Familien, dem Einzelhandel und der Stadt gleichermaßen.

mh bayern: Welche Weichen wurden darüber hinaus in diesem Jahr für Familien gestellt?

Jauernig: Seit Januar haben wir mit dem Betrieb des Kinderhauses auf der Hagenweide eine Top-Adresse für die Betreuung unserer kleinsten Mitbürger. Zudem wurde das Familienförderprogramm verlängert. Wir haben im Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst, gemeinsam mit dem Landkreis eine neue Dreifachsporthalle zu bauen. Die Anbindung ans schnelle Internet wurde und wird in einzelnen Stadtteilen deutlich optimiert und die Infrastruktur der Stadtbücherei weiter ausgebaut.

mh bayern: Wie Sie schon ausführten, sind Gäste in Günzburg immer willkommen. Nicht so beim Schwabentag der NPD. Welche Gefühle verbinden Sie mit dieser Erinnerung?

Jauernig: Meine Stadt, unser Günzburg, ist tolerant, weltoffen und bunt! Die NPD hat eine erzwungene Gastfreundschaft genossen: Vor Gericht erstritt sie sich das Recht, Räume in unserem Kultur- und Tagungszentrum anzumieten. Die Bürger unserer Stadt haben daraufhin ein deutliches Zeichen gesetzt: Mit einer Menschenkette und vielen Beiträgen machten wir alle deutlich, dass menschenverachtende Parolen und Ausländerfeindlichkeit in unserem Günzburg nichts zu suchen haben.

mh bayern: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, bei der hochgradig Radioaktivität austrat, beschloss die Bundesregierung aus der Kernkraft auszusteigen und die Energiewende einzuleiten. Welchen Beitrag leistet Günzburg dazu?

Jauernig: Die Reaktorkatastrophe in Japan machte deutlich, dass die Kernenergie gefährlich und nicht beherrschbar ist. Die Entscheidung der Kanzlerin, eine andere Energiepolitik zu fahren, ist richtig. Gelingt die Energiewende, wird Deutschland wirtschaftlich erheblich davon profitieren. Vor Ort gilt es, bei der Umsetzung aktiv und engagiert mitzuarbeiten. Dabei müssen im Wesentlichen drei W-Fragen beantwortet und analysiert werden:
1. Wie viel Energie benötigen die privaten Haushalte, die Unternehmen und die Behörden vor Ort?
2. Wie viel Energie können wir vor Ort einsparen?
3. Wie viel Energie können wir vor Ort erzeugen?
Um diese Fragen für Günzburg zu beantworten, werden wir 2012 im breiten Dialog und fachlich begleitet ein Energiekonzept erstellen. Aus meiner Sicht ist das Einsparen von Energie dabei die wichtigste Stellschraube. Darüber hinaus haben wir unseren Stadtwerken mit der Erweiterung ihres Geschäftsfeldes auf Energieerzeugung neue Möglichkeiten übertragen. Bereits jetzt leistet unsere städtische Tochter klasse Arbeit bei der Trinkwasserversorgung. Es gibt viel zu tun – aber wir packen es an!

mh bayern: Gibt es in Günzburg und Umgebung geeignete Flächen für Windräder?

Jauernig: In Günzburg nicht, im Landkreis schon. Wichtig ist, dass die Örtlichkeiten mit Bedacht und im engen Schulterschluss zwischen den betroffenen Kommunen, den Investoren und der Bevölkerung ausgewählt werden.

mh bayern: 2012 wird also spannend. Welche Hoffnungen und Erwartungen haben Sie an das neue Kalenderjahr?

Jauernig: In unserem Günzburg herrscht ein gutes Klima des Miteinanders: Vereine, örtliche Wirtschaft, sämtliche Fraktionen im Stadtrat und die Verwaltung eint das Ziel, unsere Stadt weiter voranzubringen. Gemeinsam werden wir das auch schaffen.

mh bayern: Und Ihr Weihnachtswunsch?

Jauernig: Ein paar ruhige Stunden, Zeit mit der Familie und für unsere Kleinsten rechtzeitig Schnee zwischen den Jahren.

mh bayern: Herr Oberbürgermeister, wir danken Ihnen für das Interview.

  • Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in seinem Arbeitszimmer im Rathaus: "Es gibt viel zu tun, aber wir packen es an!"
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  • Die Günzburger Bücherei wappnet sich für die Zukunft: Seit Dezember können sämtliche Medien bequem übers Internet vorbestellt, ausgeliehen und verlängert werden.
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  • In diesem Jahr starteten die Bauarbeiten für den Ausbau des Breitbandnetzes in der Stadt Günzburg.
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  • Die Partnerschaft mit Sternberk ist besiegelt: Im November setzten die beiden Stadtoberhäupter Jaromir Sedlák und Gerhard Jauernig in Sternberk ihre Unterschriften unter die tschechische Partnerschaftsurkunde.
  • Foto: David Sedlák
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  • Mit der Illumination der Donaubrücke wird die himmelblaue Stahlkonstruktion zu einer weithin sichtbaren Landmarke für Günzburg und die Region.
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