Theo Waigel als Gastredner der CSU Günzburg: 25 Jahre Mauerfall
Es war ein gut besetzter Saal, der eine Stunde lang den bewegenden Ausführungen des ehemaligen Bundesfinanzministers lauschte. Geladen hatte die örtliche CSU Günzburg unter der Vorsitzenden Ruth Niemetz, zusammen mit dem Kreisverband. Anlass war der deutsche Nationalfeiertag, der Tag der Deutschen Einheit – und das Thema hätte nicht passender sein können: 25 Jahre Mauerfall.
Ein Vierteljahrhundert liegt die Zeit der friedlichen Revolution und der Maueröffnung nun zurück. Der Referent und Zeitzeuge Theo Waigel ließ die Geschehnisse zwischen Sommer und November 1989 in gekonnter Weise auf allen Ebenen – Bürger, Kirchen, Regierungen, Finanzwelt und persönlich – Revue passieren. Nicht trocken und auch nicht streng chronologisch.
Es war ein kurzweiliges Erinnern an zahlreiche Begegnungen, offizielle Treffen, inoffizielle Gespräche und spätere Wiederbegegnungen mit den großen europäischen und internationalen Politikern der damaligen Zeit, die allesamt gewichtige Wörtchen mitzusprechen hatten – oder es zumindest gerne getan hätten. Denn entschieden hatte es dann die Regierung Kohl auch ohne den letztlichen Segen einzelner NATO-Partner.
Waigel verstand es aber auch, seine Zuhörer in die Zeit von 1914, von 1945 und in die Jahre des ersten deutschen Wirtschaftswunders mitzunehmen. Er machte deutlich, wie knapp die Welt in den letzten hundert Jahren an etlichen Krisen vorbeigeschrammt war, um nur die damalige Tschechoslowakai, Ungarn oder Kuba zu nennen. Und nicht zuletzt war der Abzug der Russischen Streitkräfte aus den ostdeutschen Gebieten ein Verdienst der damaligen Regierung Kohl.
Theo Waigel war und ist ein Finanzgenie: er bezifferte die deutsche Einheit nicht nur in leblosen Mark-Beträgen, sondern stellte die Ausgaben in reellen Bezug zum erworbenen Nutzen für Gesamtdeutschland, aber auch für die Neuordnung der NATO und die gestiegene Stabilität innerhalb der Europäischen Union.
Es war auch ein sehr persönlicher und emotionaler Vortrag über Begegnungen, Hoffnungen und Enttäuschungen im Zusammenhang mit den Wiedervereinigungsbemühungen.
Das Fazit ist geprägt von einer tiefen Dankbarkeit gegenüber den mutigen Männern, die damals den Aufbruch im Ostblock nicht nur angedacht, sondern tatsächlich in die Tat umgesetzt hatten: Michail Gorbatschow in der damaligen Sowjetunion, Gyula Horn in Ungarn. Und Günter Schabowski. Und für die mutigen Frauen und Männer der Montagsdemonstrationen „Mit Kerzen statt Waffen konnten die DDR-Streitkräfte nicht umgehen.“ Für ein geeintes Deutschland – für Recht und Freiheit.