Drohender Pflegenotstand auch im Visier des Bezirks Schwaben
Um die Befürchtungen eines drohenden Pflegenotstands wisse der Bezirk und habe bereits in mehrfacher Hinsicht darauf reagiert. Unbestritten gehe der Abbau von Pflegestellen zuallererst zulasten der Gesundheit von Patienten und Pflegekräften, so die örtlichen Bezirksräte Dr. Ruth Niemetz und Georg Schwarz. Man wisse sich daher einig mit den Fachverbänden, dass beim Pflegepersonal der Rotstift nicht weiter angesetzt werden dürfe, wenn man die Qualität der Patientenversorgung nicht gefährden wolle.
Der Bezirk Schwaben sei von jeher ein starker Partner in Sachen Ausbildung, so biete er den ausbildungswilligen künftigen Pflegekräften auch in Günzburg und Umgebung seit längerem in mehrfacher Hinsicht Alternativen an: die Krankenpflegeschule am BKH in Günzburg habe seit dem neuen Schuljahr wieder die doppelte Schülerzahl und könne sie auch nochmals ausweiten. „Der Bezirk lässt sich die Pflegeausbildung etwas kosten.“, betont Niemetz. Neben der Finanzierung des laufenden Betriebs habe der bisherige Krankenhauswerkausschuss noch im Herbst dem Erweiterungsbau der bisherigen Pflegeschule (Haus 30) um fünf Unterrichtsräumen genehmigt. Dafür stelle das Kommunalunternehmen Eigenmittel in Höhe von 400.000 Euro und die Mittel für die Vorfinanzierung bei einer Gesamtbausumme von 1,56 Mio Euro bereit. Zusätzlich würden die dringend benötigten Brandschutzmaßnahmen in den bestehenden Räumen ergänzt.
Weiterhin fördere der Bezirk indirekt die Pflegeschulen in Burtenbach und Ursberg, die z.T. auch die einjährige Ausbildung anbieten. „All dies sind weitere wichtige Bausteine für die Zukunftssicherung des Pflegestandorts Günzburg!“, weiß sich die Bezirksrätin einig mit dem Kollegen.
Oftmals sei das größte Manko aber nicht das fehlende Angebot von Schulplätzen, sondern der Mangel an Praktikantenstellen, obwohl sich die Kosten für Auszubildende bei den Pflegesätzen wiederfinden. Hier weisen die Bezirksräte auch auf das Angebot des Bayerischen Sozialministeriums für einen Zuschuss pro zusätzlichem Ausbildungsplatz im jetzt laufenden Schuljahr hin. Niemetz und Schwarz möchten sich für eine Fortsetzung des Programms stark machen, um Einrichtungen auch vor Ort den Erhalt von Ausbildungsstellen schmackhaft zu machen.
Weiterhin begrüßen Niemetz und Schwarz die Überlegungen des Deutschen Pflegetags als großen und wichtigen Schritt in Richtung Qualitätssicherung in der Pflege: Berücksichtigung von Veränderungen im Berufsbild mit vermehrtem Bedarf in der gerontopsychiatrischen Pflege, Modulare Ausbildungswege mit daran anschließenden Möglichkeiten zur Spezialisierung, neue Bereiche in der ambulanten und teil-stationären Pflege, auch in Betreuten Wohnformen. Der ergänzende Übergang von der Krankenpflege in die Altenpflegeausbildung oder umgekehrt durch modulare Bausteine sei ein wichtiges Ziel. Der Bezirk Schwaben unterstütze diese Entwicklung durch die Beschäftigung eines Pflegewissenschaftlers nachhaltig.
Weiterhin beraten beide Bezirksräte zusammen mit den örtlichen Landtagsabgeordneten Sauter und Schmid über ein bayerisches Pflegequalitätsgesetz, dessen Entwurf derzeit auf dem Wege sei. Mit Inkrafttreten der Föderalismusreform liege es nun in der Hand des Freistaats und nicht mehr beim Bund, die Rahmenbedingungen zur Sicherung und Stärkung der Lebensqualität älterer Menschen und von Menschen mit Behinderung in Bayern aktiv zu gestalten. Die Bezirksräte begrüßen hierin v.a., dass die alternativen Wohnformen in das Gesetz einbezogen und die in Bayern bereits seit Jahren praktizierten unangemeldeten Heimnachschauen nun ausdrücklich gesetzlich verankert werden.
Erfreut zeigen sich Niemetz und Schwarz auch über die Entwicklung im ganzen Landkreis hin zu mehr betreuten Wohnformen, womit dem Wunsch vieler älterer Leute auf ein Wohnen zu Hause bis ins hohe Alter gerecht werden soll. Beide haben es sich zum Ziel gesetzt, hier für noch mehr Angebote Geburtshelfer zu werden.
„Die Pflegelandschaft im Landkreis wird sich wie andernorts auch verändern. Die Rahmenbedingungen durch den Staat und den Bezirk als Träger der Schulen sind im Landkreis Günzburg nicht schlecht. An der Umsetzung müssen nun alle gleichermaßen arbeiten.“, fasst Niemetz zusammen.