Vince Ebert:"Ich handle 13,8 Milliarden Jahre Evolution in 90 Minuten ab und kläre Fragen wie: Wie laut war der Urknall?"-Ein Interview mit Vince Ebert der am 23. April nach Günzburg kommt
Auf Einladung der Volkshochschule Günzburg kommt der Physiker und Kabarettist Vince Ebert in das Forum am Hofgarten. Am 23. April wird der 1968 geborene Ebert in Günzburg auch in der Pause wie er im Interview betont, den Besuchern Rede und Antwort stehen. Über das Gastspiel und seine Karriere habe ich mich Vince Ebert ein Interview geführt.Karten gibt es im Vorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen
Thomas Rank: Sie haben an der Bayerischen Julius Maximilians Universität in Würzburg als Diplom Physiker mit 1,7 abgeschlossen. Was fasziniert Sie an der Physik?
Vince Ebert:Physik ist toll, weil man dort die spektakulärsten Grundfragen stellt: Warum ist der Himmel blau? Wieso ist die Nacht schwarz? Warum sollte man keinen gelben Schnee essen? Wer Naturwissenschaft betreibt, lernt also nicht nur etwas über Zahlen und Formeln, sondern er lernt vor allem, wie Dinge um uns herum grundsätzlich funktionieren. Und manchmal sind Fragen auch nicht beantwortbar: Was zum Beispiel war vor dem Urknall? Aber keine Sorge, wir forschen dran…
Thomas Rank:Sie waren auch einige Jahre bei großen Unternehmen bis zu ihren ersten Gehversuchen 1998 tätig. Hat ihnen diese Arbeit keinen Spaß mehr gemacht?
Vince Ebert:Doch. Aber ich fand es schon etwas absurd, als 29jähriger Unternehmensberater ohne echte Berufserfahrung altgedienten Managern, die 20 Jahre im Geschäft waren, zu erklären, wie ihr Laden funktioniert. Dennoch tummeln sich viele Physiker in Beratungsgesellschaften. Der Grund: Als Physiker verstehst du von Beratung zwar genauso wenig wie ein BWLer auch – dafür aber in der Hälfte der Zeit.
Thomas Rank:1998 haben Sie erste Kabarettistische unternommen. Hatten Sie nicht bedenken, dass Physik und Kabarett nicht zusammenpasst?
Vince Ebert:Im Gegenteil. Physik und Kabarett passen sogar sehr gut zusammen. In beiden Bereichen muss man um die Ecke denken und die Perspektive wechseln, um zu Erkenntnis bzw. dem Lachen zu gelangen. Und witzig sind beide Bereiche sowieso. Als ich zum ersten Mal in ein Physiklabor kam, sah ich ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte nicht mit dem verbleibenden Auge in den Laser gucken!“
Thomas Rank:Könnten Sie sich vorstellen, nicht mehr auf der Bühne zu stehen, und wieder bei einem Unternehmen einzusteigen?
Vince Ebert:Die würden mich wahrscheinlich nicht mehr nehmen (lacht). Aber im Ernst. Neben meinen Kabarettshows halte ich zusätzlich noch pro Jahr etwa 40 bis 50 Vorträge speziell für Unternehmen. Da geht es um Themen wie Innovationsfähigkeit sowie den Einfluss von Zufall für Erfolg und Misserfolg. Das, was ich da sage, hätte mir damals als Unternehmensberater eine Abmahnung eingebracht. Das ist wahre Narrenfreiheit.
Thomas Rank:Kabarett oder Vorträge - Was machen Sie lieber?
Vince Ebert:Beides hat seinen Reiz. Und man muss sich auf ein vollkommen anderes Publikum einstellen. Die Bühnenshows sind natürlich für die Allgemeinbevölkerung konzipiert. Sehr informativ und mit sehr vielen Pointen. Da sitzen dann Physikprofessoren neben Supermarktkassiererinnen und alle haben (hoffentlich) ihren Spaß. Bei den Vorträgen muss ich natürlich inhaltlich spezifischer sein. Da geht’s dann auch mal ein wenig ernster zu. Aber keine Angst: Auch da wird eine Menge gelacht.
Thomas Rank:Wie bereiten Sie sich auf ein Programm vor? Wie lange haben Sie an Ihrem aktuellen Programm „Evolution“ gearbeitet?
Vince Ebert:Ich lese wahninnig viel. Das ist das Tolle an meinem Beruf. Wenn mich ein Thema fasziniert, muss ich nicht erst warten, bis ich abends vom Büro heimkomme um dann vielleicht noch eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen in einem Buch zu schmökern. Ich kann das tagsüber in einem Café machen! Als „Arbeit“ empfinde ich das gar nicht.
Thomas Rank:Sie geben auch Gastspiele an Universitäten. Sind das Vorträge?
Vince Ebert:Als ich vor 12 Jahren begann, die Naturwissenschaften lustig auf die Bühne zu bringen, hatte ich Befürchtungen, dass die „seriösen“ Physikkollegen mich dafür hassen würden. Glücklicherweise passierte genau das Gegenteil. Die haben sehr schnell erkannt, dass ich Werbung für die Naturwissenschaften mache. Dementsprechend laden mich oftmals Universitäten oder andere Bildungseinrichtungen ein, um über das Thema „Wissensvermittlung mit Humor“ zu sprechen. Denn wie schon mein Kollege Manfred Spitzer so schön gesagt hat: Ein vergnügtes Hirn lernt besser!
Thomas Rank:Mit „Evolution“ kommen Sie auch nach Günzburg. Was können die Besucher lernen?
Vince Ebert:Ich handle 13,8 Milliarden Jahre Evolution in 90 Minuten ab und kläre Fragen wie: Wie laut war der Urknall? Wie entstand das erste Leben auf der Erde? Ist der Musikantenstadl mit der Evolutionstheorie vereinbar?
Thomas Rank:Warum lohnt es sich Sie live zu erleben?
Vince Ebert:Zuschauer, die mich nur aus dem TV kennen sagen mir ganz oft: Ich wusste gar nicht, dass sie so groß sind. Und in Günzburg können sich tatsächlich alle selbst davon überzeugen. Zumal ich in der Pause von der Bühne direkt ins Foyer komme und mich mit den Leuten unterhalte.