Verdis fünfte Oper „Ernani“ bei den Opernfestspielen Heidenheim
Mit ihrer Verdi-Reihe suchen und finden die Opernfestspiele Heidenheim den Erfolg im Besonderen. Die Reihe mit allen frühen Verdi-Opern, chronologisch, in der Black-Box-Ästhetik des Festspielhauses CCH, hat sich seit dem Start im Jahr 2016 ins Zentrum der Festspiele und in die Herzen der Festspielbesucher gespielt. Am 18. Juli (Premiere) steht mit „Ernani“ ein Werk des Operngenies auf dem Programm (zweite Aufführung am 20. Juli), das sowohl durch eine packende Geschichte als auch durch eine Vielzahl von Verdi-typischen Melodien besticht. Heute im Repertoire eher randständig, war sie im 19. Jahrhundert eine der beliebtesten Opern überhaupt und verhalf dem Komponisten endgültig zum Durchbruch.
1844 kam Verdis fünfte Oper am Teatro La Fenice in Venedig zur Uraufführung. Es war die erste Zusammenarbeit des noch jungen Komponisten mit dem Librettisten Francesco Maria Piave. Der Erfolg dieser ersten Kooperation bildete den Startschuss zu weiteren Meisterstücken des Duos wie „Macbeth“, „Rigoletto“, „La Traviata“ und „La forza del destino“ in den darauffolgenden Jahren. In „Ernani“ entwickeln Verdi und Piave bereits ihr Erfolgsrezept: die Konzentration auf extreme, durchaus auch überspitzt gezeichnete Charaktere, die bereit sind, über Leichen zu gehen, aber auch nicht davor zurückschrecken, ihr eigenes Leben in die Waagschale zu werfen.
Die Oper basiert auf dem Theaterstück „Hernani“ des französischen Autors Victor Hugo, das schon bei seiner Uraufführung für Tumulte und heftige Diskussionen gesorgt hatte. Wie bei Hugo so steht auch bei Verdi und Piave die nicht standesgemäße Liebe zwischen Ernani - dem Anführer eine Räuberbande – und Donna Elvira im Zentrum der Handlung. Donna Elvira soll eigentlich ihren Onkel Don Carlo heiraten, doch die „jungen Wilden“ trotzen den gesellschaftlichen Regeln bis in den Tod.
Bei den Opernfestspielen Heidenheim 2019 ist dieses Frühwerk Verdis in der Inszenierung der jungen Regisseurin Jasmina Hadžiahmetović zu sehen, dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn und der Cappella Aquileia – Orchester der OH! unter der Leitung von Festspieldirektor Marcus Bosch.
Das Sängerensemble ist mit Stimmvirtuosen der Spitzenklasse besetzt: Donna Elvira wird von der Kanadierin Leah Gordon verkörpert, die kürzlich einen Sonderpreis von der New York City Opera erhielt. Marian Pop, der bereits Festengagements an der Wiener Staatsoper und Volksoper vorzuweisen hat, singt die Rolle des Don Carlos. Und mit Sung Kyu Park (als Bandit Ernani), der sein Gesangsdiplom am Mailänder Konservatorium »Giuseppe Verdi« erwarb, sowie Woong-Jo Choi (Don Ruy Gômez de Silva) sind zwei der gefragtesten Operndarsteller Koreas beteiligt.
Die Produktion wird wie ihre Vorgänger „Oberto“, „Un giorno di regno“ (nominiert für den ICMA) und „I Lombardi“ (Longlist PdSK) bei Coviello Classics veröffentlicht und der Mitschnitt durch Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt.
Am 21. Juli ist das Quartett der Kritiker zum zweiten Mal zu Gast bei den Opernfestspielen und stellt Aufnahmen von Ludwig van Beethovens „Drei Leonoren“ vor. Anschließend werden die international gefragte Pianistin Lise de la Salle, der Sprecher Bernd Tauber, der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, die Cappella Aquileia und Marcus Bosch das Werk sowie weitere Kompositionen des Jubilars beim Galakonzert auf die Bühne bringen. Damit setzen die Opernfestspiele Heidenheim ihr 2018 begonnenes Beethoven-Aufnahmeprojekt fort.
Am 24. Juli ist die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz zu Gast in Heidenheim. Mit Marcus Bosch am Pult präsentiert sie in der Pauluskirche Bruckners Sinfonie Nr. 8 – ein epochales Werk des 19. Jahrhunderts und „Schöpfung eines Giganten“, die „an geistigen Dimensionen, an Fruchtbarkeit und Größe“ alles bislang Dagewesene überrage, wie es Kollege Hugo Wolf im Jahr 1892 notierte.