myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Tengenenge, das Künstlerdorf in Simbabwe zu Gast in Birkenried

  • Tom Blomefield und Franz Ludwig Keck in Tengenenge
  • hochgeladen von Bernhard Eber

Tom Blomefield und Tengenenge

Geboren 1923 als Sohn einer Künstlerin und eines Möbelschreiners in Südafrika
Widerwillig bei der Navy im 2. Weltkrieg, danach Farmarbeiter im damaligen Rhodesien auf einer Tabakfarm in der Guruve-Region. Heirat der Schwester eines benachbarten Farmers, Kauf eines Stücks Land 100 KM nördlich von Salisbury.

Blomefield sprach damals bereits – sehr ungewöhnlich für Weiße – verschiedene afrikanische Sprachen und übernahm auch Lebensweise und Gebräuche seiner schwarzen Arbeiter. Die Farm nannte er damals Tengenenge, was in der Sprache der Chewa aus Malawi "Ursprung des Ursprungs" bedeutet.

Nachdem ein Zyklon das Land heimsuchte, gefolgt von einer anhaltenden Dürreperiode, stand Blomefield mit seiner Farm kurz vor dem Ruin. Entdeckung und Abbau von Chromvorräten auf seinem Land retteten die Farm. Nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung Rhodesiens kamen die Farm und der Bergbau aufgrund des weltweiten Handelsembargos durch die UNO nach 1965 zum Erliegen. Seine Ersparnisse reichten nicht lange. Sowohl seine Familie als auch seine Farmarbeiter waren dadurch existenziell bedroht.

In dieser Zeit erinnerte er sich an die künstlerische Veranlagung die er von seiner Mutter geerbt hatte, setzte einen Jugendtraum um und beschäftigte sich mit der Bildhauerei. Der Künstler Crispen Chakanyuka machte ihn damals auf die reichen Vorkommen von Serpentin auf seinem Farmgebiet aufmerksam, einem harten, in vielen Farben vorkommenden Stein, der für Skulpturen geradezu ideal ist.

Blomefield scharte verschiedene Künstler um sich. Bald stießen auch Barankinya Gosta, Wazi Maicolo und Bernard Matemera dazu. Die Werkzeuge zur Steinbearbeitung stellten die Künstler damals selbst her: Aus alten Landwirtschaftsmaschinen und sonstigen Eisenteilen. Seine Farmarbeiter und Menschen aus den umliegenden Farmen arbeiteten mehr und mehr an Skulpturen und bekamen dazu von Blomefielt Werkzeug und Steine, Nahrung und Unterkunft. Die Arbeiten aus Tengenenge wurden in der Nationalgalerie ausgestellt, der Verkauf war so lange erfolgreich, bis die unterschiedlichen Ansichten mit dem Direktors der National Galerie, Frank McEwen dazu führten, dass Blomefield sich weigerte, weitere Werke dort auszustellen. Kunstinteressierte und Kunden kamen danach direkt nach Tengenenge, und Blomefield begann, selbst neue Märkte in Salisbury, Malawi und Mosambique zu erschließen.
Der Bruch mit McEwen führte auch dazu, dass sich in Tengenenge eine eigene Bildhauerkultur in einer liberalen, fast anarchistischen Atmosphäre entwickelte und mehr und mehr Menschen ihr Talent unter Beweis stellen konnten. Mit dem Ausbruch der rhodesischen Befreiungskriege kam der Kunstabsatz fast zum Erliegen, und bis Ende des Krieges hatten alle Künstler außer Josia Manzi und seiner Familie Tengenenge verlassen, Blomefield musste Tngenenge schließen.

Mit der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 wagte Blomefield einen zweiten Anlauf, der sich sehr schwierig gestaltete, da die Künstler der ersten Generation jetzt lieber unabhängig in Harare arbeiten wollten. Aus der Not heraus wohnte Blomefield selbst mit den verbliebenen Künstlern in Tengenenge und bewegte u.a. Bernard Matemera, Makina Kameya und Wazi Maicolo zur Rückkehr. Langsam kehrten wieder Leben und Optimismus ein in Tengenenge. Dabei blieben die Künstler in ihrer Lebensweise bescheiden, ein Lebensstil gepaart mit kreativem Können, was bald auch das Interesse ausländischer Museen weckte, die auf der Suche nach neuen Kunstformen waren. Das Bildhauerdorf Tengenenge wurde jetzt international bekannt. Die "Shona Skulptur" wurde als eigene und reinste Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts bezeichnet und Tengenenge als ein eigenständiger Bestandteil.

Eine weitere Entwicklung Tengenenges ist besonders erwähnenswert. Blomefield verfügte auf seiner Farm eine bunte Mischung von Menschen unterschiedlichster Herkunft und beschäftigte diese auch nach den Saisonarbeiten weiter. So lebten die Menschen unterschiedlichster Stämme und Herkunft in gegenseitigem Respekt zusammen und bis heute hat sich diese Gemeinschaft eines traditionellen afrikanischen Dorfes erhalten. Dabei ist Tengenenge offen für Neuankömmlinge, die sich dort niederlassen wollen. Etablierte Künstler unterstützen talentierte Anfänger bis sich zeigt, ob diese eigenständig arbeiten können, denn eines der wenigen Gebote der Kooperative ist das absolute Kopierverbot.

Einer der berühmtesten Künstler der ersten Generation Tengenenges ist Bernard Matemera. Ursprünglich wurden seine Arbeiten von McEwen, dem Direktor der National Galerie in Harare, abgelehnt. Nach Ausstellungen in Indien, den USA und Europa ziert heute als späte Genugtuung seine Skulptur "Man Changing into a Rhino" den Eingang der Nationakl Galerie in Harare. Matemera Bis zu seinem Tod war Bernhard Matemera so etwas wie das Familienoberhaupt Tengenenges und zählt heute zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts.

Heute sind Computer, Internet, Telefon und Elektrizität auch in Tengenenge selbstverständlich. Doch seinen Charme hat dieses Dorf bis heute nicht verloren. Inzwischen arbeiten dort die Künstler der dritten Generation, weiterhin stehen hunderte von Kunstwerken auf einfachen Pfählen oder im Gras rund um die Lehmhütten, und im ganzen Dorf hört man fast nur Eines: Das Klingen der Meisel in Stein.

Tom Blomefield besucht am 29. und 30. September das zweite Mal den Kunst- und Kulturstandort Birkenried, wo durch das Engagement von Franz Ludwig Keck die Shona-Kunst aus Tengenenge seit 2004 einen außerordentlichen Stellenwert hat.

Bernhard Eber, September 2007
Text auf Basis des Buches "Zimbabwe Skulptur heute" vonFritz Meyer

  • Tom Blomefield und Franz Ludwig Keck in Tengenenge
  • hochgeladen von Bernhard Eber
  • Bild 1 / 3
  • Franz Ludwig Keck und Tom Blomefield in Birkenried, 2005
  • hochgeladen von Bernhard Eber
  • Bild 2 / 3

Weitere Beiträge zu den Themen

ReiseAusstellungKunstsammlungKulturEventKunstSkulpturenFreizeit

2 Kommentare

Klingt sehr interessant und vielleicht auch noch gutes Wetter? Wo bitte ist Birkenried? Bevor jemand motzt, ich gebs zu, deutsche Erdkunde schwach. Josie

Für alle, die nicht wissen, wo Birkenried liegt, hier 2 Lösungsmöglichkeiten:

Entweder auf www.birkenried.de nachsehen, da findet sich eine kleine Landkarte
oder:
Ins Auto setzen, die B16 suchen und auf der Strecke zwischen Günzburg und Gundelfingen auf unsere 7,5m hohe 5-köpfige Giraffe achten. Da ist dann Birkenried.
Wir freuen uns auf alle, die in unsere Ausstellungen (3 Galerien) oder zum Skulpturenpark kommen.
Bernhard Eber

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite

Themen der Woche

WohnmobilReiseSchlagerItalienEssenUrlaubTrinkenCampingbadenHandballVolksmusikWein

Meistgelesene Beiträge