Rainhard Fendrich:“ Ich werde bei meinem Günzburger Konzert einen Bogen über die letzten 30 Jahre spannen“- Ein Interview zum bevorstehenden Konzert im Günzburger Waldbad
Interview und Geschichte: Bernd W. Schmidt und Thomas Rank
Er ist einer der großen österreichischen Superstars. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er im Musikgeschäft. Rainhard Fendrich. Der österreichische Musiker wird mit seiner vierköpfigen Band am Samstag, den 26. Juli, ins Günzburger Waldbad kommen. Im Mittelpunkt seines Konzertes wird er einen musikalischen Rahmen der letzten 30 Jahre spannen, wie er uns in einem Telefoninterview verraten hat. Aber auch das aktuelle Album „ Besser wird’s nicht“ wird bei dem Konzert nicht außer Acht bleiben. Über die Platte sagte Rainhard Fendrich selber: „Der Titel sollte provozieren, denn ein neues Produkt soll ja ins Auge fallen. Doch damit habe ich keineswegs mein musikalisches Schaffen gemeint, sondern unsere gesamte Lebenssituation. Ich finde, es ist Zeit für eine neue Bescheidenheit. Bei der Planung dieses Albums habe ich mir gesagt, dass ich mir keinen Zeitdruck auferlegen lassen will. Deshalb habe ich sporadisch alles auf meinem iPod geschrieben und komponiert. Zudem habe ich ein kleines schwarzes Büchlein, worin ich mir unterwegs wie im Flugzeug Gedanken notiere. Durch den langen Zeitraum sind Lieder mit ganz unterschiedlichen Themen entstanden. Ich habe ein einziges Lied drauf, das ich als Country-Song haben wollte. Alles andere ist einfach so passiert. So sollte Musik sein.“
Über seine Arbeit , das Konzert und die Musik haben wir mit Rainhard Fendrich ein Interview geführt.
Thomas Rank: Sie haben Ihre Schulzeit in einem Internat verbracht. Wie war für sie diese Zeit?
Rainhard Fendrich: Die Zeit im Internat war für mich nicht so schlimm. Es war eine sehr gute Schule fürs Leben. Ich wusste immer, was ich wollte. Daher war die Schule sehr lehrreich. Ich habe viel gelernt.
Thomas Rank: Im Alter von 15 Jahren haben sie eine Gitarre bekommen und begannen auch zu Texten. Ist das in diesem Alter nicht etwas ungewöhnlich?
Rainhard Fendrich: Ich habe den Struwwelpeter gelesen, aber auch das Reimen und Dichten hat mir schon damals Spaß gemacht. Es war recht schnell klar, dass daraus mal Lieder entstehen werden. Die Melodien sind eher nur das Transportmittel. Vielleicht bin ich ja wirklich ein etwas ungewöhnlicher Mensch in dieser Hinsicht.
Bernd W. Schmidt: Welches Erlebnis hat Ihr Leben geprägt?
Rainhard Fendrich: „Das war ein überraschendes Angebot 1978, als ich beruflich ziemlich planlos war. Plötzlich bekam ich die Chance, im `Theater an der Wien` dem Direktor vorzusingen, der auf der Suche nach einem Gitarrenspieler und Straßensänger für das Musical `Die Gräfin vom Naschmarkt` war. Ich bin reingegangen und war mir sicher, dass ich schon nach fünf Minuten wieder draußen bin. Das war ich auch - aber ich war engagiert. Von Professor Kutschera, der später mein Mentor wurde. So habe ich die ersten Schritte auf die Bühne gemacht.“
Bernd W. Schmidt:Welche Pläne haben Sie für die nächste Zeit?
Rainhard Fendrich: „Ich möchte zum Beispiel gern wieder ein Musical schreiben. Oder einen Roman. Da habe ich gerade in letzter Zeit ein paar ganz tolle Bücher gelesen. Das ist ein sehr reizvolles, neues Metier. Mir schwebt etwas vor, was in die Richtung von Ephraim Kishon geht. Also kein Krimi, nichts Schweres. Eher ein Roman in der Tradition der Wiener Kaffeehaus-Literatur. Garantiert wird es keine Biografie, das finde ich furchtbar langweilig.“
Thomas Rank: Sie spielten 1980 im Theater an der Wien den Judas im Erfolgsmusical“ Jesus Christ Superstar“. War das keine Option für sie, oder ist ein neues Musical geplant?
Rainhard Fendrich: Ich bin zwar in Gesprächen mit den Vereinigten Bühnen Wiens. Aber konkret geplant ist nichts. Zur Zeit bin ich in meinem Studio in Spanien und arbeite an einer neuen Platte. Wann das Album erscheint, kann ich aber noch nicht sagen, weil ich mir keinen Zeitdruck auferlege. Das Album soll ohne Stress entstehen.
Thomas Rank: Ihr Album „ Besser wird’s nicht“ war 38 Wochen in den deutschen Charts. Wird die Platte auch eine Rolle in dem Konzert spielen?
Rainhard Fendrich: Ich werde einen musikalischen Bogen über die letzten 30 Jahre spannen. Es wird eine Mischung aus neuen und alt bekannten Songs.
Thomas Rank: Kennen sie das Günzburger Waldbad?
Rainhard Fendrich: Wir haben schon öfters in Bädern Open Airs gespielt. Ich habe schon viel von den Bad gehört, und freue mich darauf, in Günzburg zu spielen. Wir werden auch einen Tag früher anreisen.
Thomas Rank: Wie groß wird die Band sein, mit der Sie im Günzburger Waldbad auftreten werden, und wie schauen die Bandproben aus?
Rainhard Fendrich: Wir werden mit einer fünfköpfigen Band (mich eingeschlossen) nach Günzburg kommen. Bass, Gitarre, Keyboard sowie Schlagzeug. Mit der Band spiele ich schon rund 15 Jahre zusammen. Vor einiger Zeit habe ich ein Haus in der Nähe von Wien gekauft. Da haben wir einen Probenraum, wo wir uns intensiv vorbereiten, bevor es auf die Sommer-Tournee geht.
Thomas Rank: Sie spielen vorzugsweise amerikanische Taylor-Gitarren. Wie viele haben sie davon?
Rainhard Fendrich: Die Taylor-Gitarren sind speziell für den professionellen Betrieb gedacht. Ich bin ein eingefleischter Taylor-Fan. Wir spielen im Jahr rund 100 Konzerte und ich lasse mir von jeder Gitarre zwei identische Exemplare bauen. So verfüge ich immer über ein Ersatzinstrument.
Bernd W. Schmidt:Sie haben die Hymne „Wir sind Europa“ geschrieben. Sind wir das wirklich schon?
Rainhard Fendrich: „Nein, wir sind noch weit entfernt. Das war eine sogenannte Auftragsdichtung und natürlich ein Wunsch. Das Problem ist, dass wir im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika unterschiedliche Sprachen und Kulturen haben. Ich glaube, dass das Europa-Parlament sehr reformbedürftig ist und dass hier mitunter Dinge entschieden werden, die völlig absurd sind. Wie diese gefährliche Quecksilber-Sparbirne, die den starken Geruch der Korruption und des Lobbyismus in sich birgt.“
Thomas Rank: Wie sehen sie gerade in den letzten Wochen in der Türkei die Äußerungen Erdogans?
Rainhard Fendrich: Die Türkei ist noch nicht reif für die EU. Und der Kommentar Erdogan`s zu dem schweren Grubenunglück mit 301 Toten in seinem Land („So etwas passiert eben“) ist zynisch.
Thomas Rank: Sie haben eine Ayurveda Kur gemacht. Wie war das für sie?
Rainhard Fendrich: Seit der Kur versuche ich, wenig Fleisch und viel Gemüse zu essen. Ich genieße das Essen ganz anders. Es geht mir einfach gut damit. Wenn es einmal einen Schweinebraten gibt, dann ist das für mich ein Festtagsessen.
Thomas Rank: Warum sollte man ein Livekonzert mit Ihnen erleben?
Rainhard Fendrich: Die Live-Interpretationen auf der Tournee sind etwas ganz anderes als das Hören der Songs auf den Alben.