Interview Michael Altinger zur Premiere von „Ich sag’s lieber direkt!“-Live am 16. Mai in der Werkshalle im Roxy in Ulm-Tickets im Vorverkauf
In einer Zeit, in der ganze Staaten per SMS regiert werden, zeigt uns der Altinger einen Ausweg aus der Kommunikationskrise. Er nimmt uns mit, an einen Ort, an dem das Wort noch analoge Bedeutung und keinen digitalen Wahnsinn verspricht: Strunzenöd. Doch auch hier gären bereits die faulen Verlockungen der modernen Welt und ein Schatten legt sich über die Idylle der kultivierten Ahnungslosigkeit.
Es bleiben ihm knappe zwei Stunden, um dieses heile Kleinod, so wie wir es kennenlernen werden, zu retten. Wenig Zeit, um sachdienlichen und komplett schwachsinnigen Hinweisen nachzugehen. Wird er es schaffen? Wahrscheinlich nicht. Dann soll es ein lustvolles Scheitern werden und dem Altinger dabei zusehen zu dürfen, wird uns viel Freude machen.Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen
MICHAEL ALTINGER ZU SEINEM NEUEN PROGRAMM
Herr Altinger, wir gratulieren zur neuen Sendung „Schlachthof“ im Bayerischen Fernsehen. Haben Sie jetzt überhaupt noch Zeit für das Leben in Strunzenöd?
Michael Altinger:Aber natürlich. Ohne Strunzenöd geht bei mir garnix. Meine geistige Heimat nehm ich überall hin mit, sogar in den Schlachthof. Zu allen Themen unserer Zeit hinterfrage ich, was wohl meine Strunzenöder dazu sagen würden und daraus entstehen Kabarettnummern und Fragen an meine Gäste.
Was hat sich in Strunzenöd getan? In ihrem letzten Programm sind Sie ja zum Freiherrn aufgestiegen und haben auch sonst ganz schön aufgeräumt dort.
Michael Altinger:Inzwischen ist man ebenfalls in der digitalen Welt angekommen.
Man nutzt die neuen Möglichkeiten und geht genauso unreflektiert damit um, wie in ganz Deutschland. Dabei kommt es zu einem Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der sich zu einer großen Drohkulisse aufschaukelt, vor allem für mich.
Es heißt, Sie wollen im neuen Programm einen Ausweg aus der Kommunikationskrise zeigen. Wäre es auch für Angela Merkel interessant, bei ihnen zuzuhören? Oder haben Sie ohnehin schon immer bei ihr zugehört?
Michael Altinger:Mein Programm soll ein kleines Plädoyer für den analogen Dialog sein. Und ich glaube, es wäre der Kanzlerin tatsächlich zu empfehlen, weniger per sms und mehr im direkten Kontakt mit den Leuten zu regieren. Vielleicht ließe es sich dadurch vermeiden, dass gewisse Leute über ihre Arbeit bescheid wissen, die das überhaupt nix angeht und zugleich wäre sie für uns eine Spur transparenter.
Der Wunsch steckt ja schon im Titel Ihres Programms: Was würden Sie am liebsten direkt sagen? Und wem?
Michael Altinger:Vor allem sollte man all die Dinge, die emotional aufgeladen sind, direkt sagen und nicht in ewigen Abkürzungen twittern und facebuckeln, versehen mit irgendwelchen Gefühlssymbolen, womit dem Empfänger erklärt werden soll, ob das jetzt ein Witz ist oder was Ernsthaftes. Die unmißverständlichste Botschaft kann ich noch immer mit meiner Stimme und meiner Mimik senden, an wen auch immer.
In Strunzenöd soll das analoge Wort noch Bedeutung haben ... wird dort noch so kommuniziert wie wir das aus dem letzten Jahrhundert kennen? Am runden Tisch, am Gartenzaun ...
Michael Altinger:Es gibt tatsächlich einen Wirt, bei dem sich alle treffen und es gibt neidische Nachbarn am Gartenzaun. Jawohl. Das hat was Gestriges aber auch eine Lebendigkeit, die inzwischen vielerorts schwer vermißt wird. Ehrenämter sterben aus, das Gemeinwesen verliert an Bedeutung und der Einzelne vereinsamt in der Masse. Ich will dabei aber die modernen Kommunikationsmöglichkeiten nicht pauschal verdammen. Dafür sind sie auch für mich zu wertvoll. Aber ich wünsche mir einen reflektierteren Umgang damit. Ich habe nämlich den Eindruck, dass selbst die großen Abhöraffären unserer Zeit, kein wirkliches Umdenken bei den Leuten ausgelöst haben. Das ist alarmierend.
Ihnen nimmt man auf der Bühne den Lausbub immer noch ab. Wie machen Sie das? Gibt es dafür ein Geheimrezept?
Michael Altinger:Ich mach das nicht. Ich bin halt so. Woher das kommt? Vielleicht ist es genetisch bedingt. Meine beiden Großväter waren jedenfalls hervorragende Lausbuben. Fürs Kabarett ist das Lausbubendasein natürlich die ideale Basis, um aus einer sicheren Deckung schießen zu können. Da darf man dann auch mal Dinge sagen, womit ein anderer wahrscheinlich Schwierigkeiten bekäme.
Wo kann man Sie sonst noch erleben – wenn nicht auf der Kabarettbühne oder im Schlachthof? Oder anders gefragt: Was würden Sie gerne demnächst noch machen?
Michael Altinger:Mein Wunsch wäre es, mal wieder in eine Rolle zu schlüpfen, für die Filmkamera und dann möchte ich endlich einmal die Zeit finden, um das Buch zu schreiben, das schon seit drei Jahren auf seine Verwirklichung wartet.