Florian Schroeder: Wir treffen jeden Tag 100.000 Entscheidungen die meisten ohne sie zu bemerken- Ein Interview zum Gastspiel am 23. September in Ulm
Florian Schroeder zählt mittlerweile zu einem der besten Kabarettisten in Deutschland. am 23. September macht Schröder auf seiner Deutschlandtournee halt im Ulmer Roxy. Über die Politik und sein aktuelles Programm habe ich mit Florian Schröder ein Interview geführt.
Thomas Rank: Sie bloggen zum Thema „ Psychologie heute“. Weshalb haben sie sich dem sicherlich nicht einfachen Thema angenommen?
Florian Schroeder:Naja, die einfachen Themen sind ja selten die herausfordernden. Das Thema fasziniert mich einfach, ich habe mich schon immer für psychologiche Fragen interessiert, auch in meinem Programm. Und es gibt durch all die Studien und Versuche unendlich viel Material.
Thomas Rank: Mit dem Programm „ Entscheidet euch“ kommen sie ins Ulmer Roxy. Würden sie das ganze Leben als eine Entscheidung bezeichnen?
Florian Schroeder:Na klar. Wir treffen jeden Tag 100.000 Entscheidungen, die meisten, ganz ohne sie zu bemerken. Was wir als bewusste Entscheidung wahrnehmen, ist nur der kleinste Teil davon, diejenigen nämlich, über die wir nachdenken müssen, bevor wir sie treffen.
Thomas Rank: Warum haben sie sich dem Thema Entscheidungen angenommen?
Florian Schroeder:Vor drei Jahren. Ich hatte zuvor ein Programm über das Phänomen "Jein" gemacht und dachte irgendwann, es sei an der Zeit, darüber hinaus zu gehen und sich zu fragen: Wie treffen wir denn nun eigentlich Entscheidungen? Und dann habe ich angefangen.
Thomas Rank: Was kommen ihnen für Gedanken wenn sie an das Thema „ Entscheidungen“ denken?
Florian Schroeder:In erster Linie das Problem, dass wir heute sehr viele Optionen haben wollen, aber damit dann überlastet sind. Und eine gewisse Skepsis der Intuition gegenüber. Ich glaube, sie verführt uns oft. Mehr denn je bin ich der Überzeugung, einzig die Kraft des Rationalen kann uns vor fatalen Fehlentscheidungen bewahren.
Thomas Rank. Wird die aktuelle Politik in Ihrem Programm eine große Rolle einnehmen?
Florian Schroeder.Ja, ein gutes Drittel beschäftigt sich mit den großen politischen Entscheidungen unserer Zeit. Ein Thema, das selten so spannend war wie heute.
Thomas Rank:Wo nehmen sie die Ideen für Ihr Programm her?
Florian Schroeder:Ich beobachte den Alltag, die Menschen um mich herum, mich selbst eingeschlossen und dann recherchiere ich klassisch in Büchern, Zeitungen, Magazinen. Die meisten Themen kommen zu einem, nicht man selbst zu ihnen.
Thomas Rank: Wenn sie die Regierung in Sachen Entscheidungen beraten würden, was würden sie denen empfehlen?
Florian Schroeder:Oh je, schwierige Frage. Der Job des Beraters ist mir so fremd wie kaum ein Zweiter. Vielleicht würde ich empfehlen, mehr große Reden zu halten, mehr zu diskutieren, Unsicherheiten zuzulassen. Das sind Faktoren, die mir fehlen in der Politik.
Thomas Rank: Wie sehen sie die Regierung in Ihren aktuellen Entscheidungen?
Florian Schroeder:Die Entscheidungen sind gar nicht mal so schlecht, sie sind nur leider schwach bis gar nicht begründet, geschweige denn erklärt. Wie einer Herde müder Kühe teilt man Entscheidungen mit, ruft "Wir schaffen das!" hinterher und hofft, dass die Herde in Ruhe weiter grast. Das aber ist ein fataler Irrtum.
Thomas Rank: Wie sehen sie den „ Deal „mit der Türkei?
Florian Schroeder:Letztlich ist das mal ein Beispiel für gelebten Zynismus. Ein türkischer Despot, der für die EU zu undemokratisch ist, ist für die Flüchtlinge gerade gut genug. Es ist verzwickt: Nur ein türkischer Sultan kann uns vor der AfD beschützen. Erdogan ist Europas Türsteher. Das kennt man vom Wochenende aus dem Club: Nur wenn der Assi-Türsteher die anderen Assis vom reinkommen abhält, können die schicken Leute drin weiter eine schicke Party feiern.
Thomas Rank: Welche Politiker werden sie auf ihrer Tour begleiten?
Florian Schroeder.Merkel, Kretschmann, Joachim Gauck. Das restliche Personal wechselt täglich, je nach Aktualität.
Thomas Rank: Was werden die Besucher bei Ihrem Abend erleben?
Florian Schroeder:Einen hoffentlich lustigen Abend rund ums Thema Entscheidungen. Vom alltäglichen Einkaufen, über Partnerschaft bis hin zur Politik.
Thomas Rank:Was werden sie den Besuchern mit auf den Weg geben?
Florian Schroeder:Mehr Mut! Aristoteles sagt: Mut ist die Mitte zwischen Feigheit und Leichtsinn. Mut ist also irgendwas zwischen Komasaufen mit Rasierwasser und Heilfasten mit Fachinger Heilwasser.