„Bergsinfonie“-Hansi Hinterseer veröffentlicht neues Album
In der Wohnstube der Großeltern war immer viel los. Auf dem Bergbauernhof am Hahnenkamm war die Natur Teil des Lebens und gab den Tagesrhythmus vor. Es kamen Wandersleute und benachbarte Bergbauernfamilien vorbei. Im Winter kehrten die Skifahrer dort ein. Unter den Besuchern im Gasthaus waren auch viele Musikanten, die spontan aufgespielt haben „und ich als Kind mitten drin dabei“, erinnert sich Hansi Hinterseer. „Aus lauter Freude habe ich die Melodien mitgesummt. Egal wer auf die Alm hoch kam und bei uns vorbei schaute, man erlebte ihn anders als unten im Tal. All diese kleinen Beobachtungen und Eindrücke habe ich in meinem Herzen und versuche, sie in den Liedern des neuen Albums auszudrücken. Diese Harmonie, die ich dabei verspüre, diese Bilder, die sich zusammenfügen, das ist meine Bergsinfonie. So vertraut und vielfach erlebt, dass ich diese vielfältigen Stimmungen an alle weitergeben möchte, die sich von den Bergen berühren lassen.“
Lustige Stunden und Abende mit der Musik gehören seitdem zu seinem Leben dazu. Mit den Liedern der neuen CD „Bergsinfonie“ geht Hansi Hinterseer „fensterln“ in seiner Kindheit und Jugendzeit. Natur und Musik und natürlich die Liebe sind dabei die besten Lehrmeister.
Stimmungsnummern wie „Lustig und guat drauf“, „Hoch die Gläser“ und die Oberkrainer-Polka „Zu jedem Feste wünschen wir das Beste“ sind für viele untrennbar mit den Tiroler Bergen und geselliger Gemütlichkeit verbunden - und Lebensfreude pur! Nachdenklich stimmen Texte wie „Die Jugendzeit geht schnell vorbei“ und die berührende Ballade „Wohin Du a gehst“. Beim Titelsong „Bergsinfonie“ kommt zärtliche Liebe ins Spiel, auch bei den Mundart-Titeln “I hab a Dirndl g’liebt“ und „Steig i auf‘s Bergele“ wird das eine ums andere Busserl verschenkt. Ein musikalisches Kompliment ist „Ja nur Du“. „Das Lied
ist beim Skifahren entstanden, beim Schwingen. Kurze, schnelle und weite Schwünge, ich hab einfach a Gaudi g‘habt. Eine nette Melodie im Ohr und da sind mir die Zeilen eingefallen. Ich dachte, das wär vielleicht ein netter Text dazu, bei dem die Leute mitsingen können. Wenn sie ihr Schatzl im Arm halten und a kloanes Kompliment sagen: Ja nur du, ja nur du ganz aloah...“.
Der urige Dialekt und die traditionelle Musik bewegen international. „Der Titel ´Hab oft die ganze Nacht` hat für mich unheimlich viel Aussagekraft. Ich bin überhaupt ein Fan dieser alten Volkslieder mit Texten, die mit einfachen Worten geschrieben worden sind und dabei so auf den Punkt kommen.“
Zwei Stimmen, die nicht immer miteinander im Einklang sind, Natur und Mensch, Mann und Frau, Liebe und Sehnsucht. Zusammenklingend ergeben sie eine wohltuende Harmonie. Berge trotzen der schnelllebigen Zeit, geben Halt und vermitteln Geborgenheit und Vertrautheit. In der Bergwelt Tirols, auf den Gipfeln, auf den Almen und in den Tälern darf der Wald noch in Ruhe wachsen und das Wild seiner Wege ziehen. Wo man das Leben spürt, wo der Herzschlag den Takt vorgibt, fühlt sich auch der Mensch wohl. Nicht zuletzt, weil Zeit längst ein Luxusgut ist. Dieser Gleichklang, diese Ruhe, wenn Natur und Mensch für seltene Momente im Einvernehmen sind, ist Erholung für die Sinne.
„Die unberechenbar raue und gleichermaßen liebliche Natur der Bergwelt rückt Einheimische wie Gäste zurecht. Die Beziehung zur Natur berührt Kinder wie ältere Menschen. Ob daheim in Kitzbühel mit der Familie und Freunden oder bei Konzerten: Ich habe viele schöne Feste gefeiert. Ich möchte von den Momenten meiner Kindheit nicht weiter erzählen, sie liegen hinter mir. Ich erwähne sie an dieser Stelle nur, um an diesem Beispiel zu zeigen, wie jeder seine eigene Melodie findet und dass jede Entscheidung, die man im Leben trifft, jedes Gefühl, seinen Ursprung in einem selbst hat. Man kann ein Musikstück nur vorwärts spielen. Die Noten rückwärts abgespielt stimmen nicht. Man kann aus Moll in Dur wechseln und der wehmütige Text einer Ballade drückt als Polka gespielt in fröhlichem Gewand Freude aus. Mit der Musik zaubern wir uns Momente des Glücks. Wir flirten, wir lieben, wir weinen, wir lachen.“
Die Lieder der „Bergsinfonie“ sind musikalische Zitate einer Welt, die noch ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit folgt. In verlässlichen Zyklen wie den vier Jahreszeiten: „Wir haben sie damals noch gelebt. Jeden Morgen mussten die Kühe gemolken und das Vieh versorgt werden. Im Sommer war man heuen. Im Herbst wurden Holzarbeiten gemacht, damit man’s im Winter warm in der Stube hatte. Man hat sich mehr mit der Natur befasst und das ist im schnelllebigen Alltag heutzutage fast nicht mehr möglich.“
In die Natur gehen, sich in der Natur aufhalten. Daraus ergibt sich vieles, ohne den geringsten Zweifel daran, welcher Schritt der beste sei. Man geht einen um den anderen, wie es gerade notwendig ist und richtig erscheint. „Diese besondere Stimmung, dieser Vielklang des Hand in Hand Gehens und Arbeitens verfügt in meinen Ohren noch heute über etwas Unerschütterliches, etwas, das kein Gelehrtenwissen einem vermitteln könnte. Schon beim Aufstehen spürt man beim Blick in die Berge diese Freiheit, die Lebenslust ist bei mir sofort da. Das ist für mich jeden Tag tiefes Glück. Das Leben ist ein Steig, der einen in Höhen und Täler führt. Zurückgehen kann man den Weg nicht, sondern immer nur auf ihm voran gehen. Jede Zeit, jede Generation hat ihre schönen Momente, wir müssen sie nur gestalten und wahrnehmen. Früher war nicht alles besser, aber man sollte besser auch im Sinn bewahren, wie es früher war. Im Sport und durch meine Jahre, in denen ich als Sänger unterwegs bin, habe ich viele Kontakte und Freundschaften mit Menschen geknüpft, die ähnlich empfinden wie ich, Verbindungen, die Bestand haben.
Gleich, ob ich auf einem Berggipfel stehe oder auf der Bühne, alles kreist doch irgendwie ununterbrochen um die Natur, die Liebe und die Musik. Die Musik, die die starke Wirkung der Berge auffängt und noch verstärkt. Berge erweitern Horizonte, eröffnen neue Blickwinkel und vermitteln das Gefühl von Freiheit, indem man auf den Gipfeln sprichwörtlich über den Dingen steht. Ich verbeuge mich, ich verbeuge mich tief. Meine Bergsinfonie , sie klingt in mir und ich erlebe sie immer aufs Neue.“