Vogelstimmenwanderung an der Mindel bei Ursberg
Die Kreisgruppe des LBV lud am Sonntag, den 26.04.2009 zu einer Vogelstimmenwanderung entlang der Mindel ein. Ende April ist bereits eine Großzahl der Zugvogelarten wieder in ihr Brutgebiet zurückgekehrt. Unter der fachkundigen Leitung von Stefan Böhm lernten die Besucher über die Vielzahl der beherbergten Vogelarten an der Mindel und den umsäumenden Büschen und Wäldern.
Anstatt des versprochenen Sonnensonntags erwarteten die 19 interessierten Teilnehmer eine graue Wolkendecke und kühle Temperaturen. Eine bunte Mischung aus mehr oder weniger erfahrenen Hobbyvogelkundlern und neugierigen Anfängern, die mehr über die Vögel erfahren wollten, denen sie jeden Tag auf ihren Spaziergängen begegnen, folgten aufmerksam den Erklärungen von Stefan Böhm.
Obwohl noch nicht alle Zugvögel zurück sind, werden wir bei unseren ersten Schritten entlang der glucksenden Mindel von einigen der bekanntesten begrüßt: Zilpzalp, Buchfink, Mönchsgrasmücke, Feldspatz.
Wozu Menschen Zäune und Mauern brauchen, benötigen Vögel nur ihre Stimme: Sie grenzen ihr Revier akustisch durch Reviergesänge ab, von denen es zurzeit im Wald und Flur nur so schallt und schmettert.
Der Gesang der Grasmücken, von denen es vier verschiedenen Arten gibt, besteht aus halblaut gezwitschertem Vorgesang und dem Motivgesang, der sich aus lauten Flötentönen zusammensetzt. Vor der Brutzeit ist nur der Vorgesang zu hören, im Mai stehen die Flötentöne im Vordergrund. Die Mönchsgrasmücke wiegt nur 16 Gramm, kann aber vor ihrem Afrikaflug ihr Gewicht verdoppeln. Wenn sie warnt, gibt sie ‚schmatzende’ Töne von sich, so als ob zwei Steine aneinander geschlagen werden.
Die bekannte Strophe des attraktiven, farbigen Buchfink hört sich fast an wie: „Bring mir noch ein Weizenbier“, wobei der erste Teil der Strophe ein angeborener Eingangsgesang ist, der sich bei allen Buchfinken ähnlich anhört. Nur der Überschlag, das „Weizenbier“, wird vom ‚Vater’ gelernt, diese Elemente variieren dann überregional als unterschiedliche Vogeldialekte.
Plötzlich entsteht Aufregung unter den erfahrenen Vogelkundlern: Ein Trauerschnäpper auf der Durchreise wurde in den Wipfeln eines Weidenwildwuchses entdeckt. Als sehr seltener, aber typischer Auwaldvogel kommt der Trauerschnäpper aus Zentralafrika zurück und lebt in ganz Deutschland. Der Höhlenbrüter nimmt auch gerne Nistkästen an. Er ist ein Ansitzjäger und fliegt, ausgehend von einer Sitzwarte auf einem Ast, auf ein vorbei fliegendes Insekt, wobei ihm die schnurrbartartigen, langen Haare an seiner Schnabelbasis bei der Jagd helfen.
Aus dem Wald schallt der Auf- und Abgesang der Kohlmeisen, zusammen mit der Blaumeise unsere bekannteste und weit verbreitete Brutvogelart. Beide verfügen über ein unglaubliches Lautrepertoire und sind teilweise schwer auseinander zuhalten.
Wir folgen dem geschlängelten, renaturierten Lauf der Mindel mit ihren Überlaufbecken und konzentrieren uns auf Kuckuck, Zaunkönig und Amselgesänge.
Zwar entdecken wir heute keine Eisvögel, aber die Wasseramsel, für die speziell an den Mindelbrücken Brutkästen angebracht worden sind, schwirrt eifrig über die Wellen. Sie ist ein Nischenbrüter und fliegt ihre Brutstätte von unten an. Die Präsenz der Wasseramsel spricht für sauberes und natürliches Gewässer. Sie sucht ihr Futter im Wasser und kann 4-5 m tief tauchen. Trotz der Namensähnlichkeit hat die Wasseramsel nichts mit der herkömmlichen Amsel zu tun, sonder ist eher mit dem Zaunkönig verwandt.
Über uns flattert eine Wacholderdrossel, am Ufer pickt ein Gebirgsstelzenpärchen zwischen den Steinen nach Insekten. Gebirgsstelzen mit ihrem gelben Bauch kommen relativ häufig bei uns vor und auch sie sind eine Garantie für sauberes Wasser. Alle Stelzen sind Zugvögel.
Ein Schwarzmilan fliegt vorbei und wir lernen, dass man ihn und den Rotmilan an den unterschiedlich gegabelten Schwänzen erkennen kann.
Herr Böhm berichtet uns über den Zilpzalp, der überall bei uns lebt und durch seinen „Zilpzalpgesang“ eindeutig zu erkennen ist. Obwohl es 90 verschiedenen Zilps und Zalps mit Variationen in Höhen und Tiefen gibt, ist er immer an seinen typischen Lauten zu erkennen.
Ein Rotkehlchen huscht durchs Gebüsch. Anscheinend achtet das Rotkehlchenweibchen bei der Partnersuche auf die ausgeprägte rote Färbung, je intensiver rot desto besser. Auch der lärmende Kleiber, ein etwa sperlingsgroßer Klettervogel, begleitet unsere Wanderung mit seinen verschiedenen „twitwitwit“ und kurzen „sit“ Variationen.
Zum Abschluss diskutieren wir noch über die Standorttreue der Schwalben und ihren schwindenden Lebensraum durch den Rückgang der Landwirtschaft und beobachten vier Stieglitze, die sich in den Baumwipfeln wiegen.
Wacholderdrosseln „schmatzen“ in den Sträuchern, als wir nach 2 ½ Stunden spannender und informativer Vogelstimmentour in der Wärme der mittlerweile aufgetauchten Sonne bei unseren Autos ankommen.
Weitere Informationen über die Veranstaltungen und Aktivitäten des LBV können Sie der Homepage www.lbv.de und der Günzburger Zeitung entnehmen.
Nein, der Beginn der Exkursion war 8 Uhr. Das ist für mich schon Vormittag....