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5. Fortsetzung "Abenteuer in Ladakh"

  • Regenschäden an Brücken 2006 in Leh
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1.Die Anreise
Der Militärflughafen in Leh ist nur über Sichtflug zu erreichen. Ist das Wetter schlecht, bleibt man in Delhi, Srinagar oder Leh selber (beim Ausflug) hängen und es ist nicht unüblich, dass man einen Tag länger im Hotel verbringt und sofort mit der indischen Gelassenheit konfrontiert wird. Auch dann ist der Weiterflug nicht garantiert, denn es warten ja mittlerweile die Passagiere des heutigen Tages auf den Weiterflug. Die beiden Fluglinien Jet Airways und Air India sind jedoch sehr kooperativ und versuchen die Gäste so schnell wie möglich zum Ziel zu bringen. Ich verpasste 2005 meinen Anschlussflug von Delhi nach Leh wegen einer zweistündigen Verspätung von Turkish Air und mein Ticket wurde anstandslos auf den nächsten Tag übertragen. Es besteht auch die Möglichkeit per Zug und Bus von verschiedenen Ausgangsorten nach Leh zu reisen. Allerdings ist das nur im Sommer zwischen Juni und Oktober möglich je nach Witterung. Die Gebirgspässe sind über den Winter nicht passierbar und somit ist Ladakh über den Winter von Außenwelt abgeschnitten, außer den täglichen Flügen. Es ist dem Leser jetzt vielleicht verständlich, dass dadurch auch die Versorgung des Landes mit Lebensmitteln sehr schwierig ist und die Vorräte der einheimischen Ernte meistens nur bis zum Februar und März reichen. Im Mai und Juni gibt es buchstäblich „nichts Gescheites“ zum Essen, da auch die lokale Ernte noch einige Monate auf sich warten lässt. Erst wenn die Pässe im Juni wieder aufmachen, findet ein adäquater Lebensmitteltransport durch die unzähligen Lastwagen, von Delhi kommend, statt. Die Anreise des Touristen im Sommer über die Pässe erleichtert die Eingewöhnung an die Höhe und führt durch eine sehr reizvolle, raue Bergwüste ohne Dörfer und mit vielen Militärposten. Jürgen und ich reisten 2004 mit dem Bus über den Himalaya zurück nach Manali – Chandigar- Delhi und erlebten faszinierende und unglaubliche Augenblicke mit einem anfangs betrunkenen! Jeepfahrer, der 18 Stunden Nonstop mit uns unterwegs war und kurz vor dem Ziel Manali uns alle fast mit seinem Auto die Serpentinen im Steilflug hinunter schickte.

2. Die Höhe
Kommt man mit dem Bus langsam im 3600m hohen Leh an, ist die Höhenanpassung leichter. Aber mit dem Flugzeug trifft den Reisenden der Mann mit dem Hammer. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Zerschlagenheit, Schwindel usw. können in den ersten 3-4 Tagen die Eingewöhnung sehr schwer machen. Viele unserer Physios entwickeln in diesen ersten Tagen auch Erkältungen und Durchfälle, vor allen Dingen in den Wintermonaten wegen der Kälte. Die Höhe bleibt weiterhin ein großes Problem, da sie dem europäischen Körper sehr viel Energie und Kraft abverlangt. Wir hatten bis jetzt keine Freiwillige, die es in Ladakh ohne Problem länger als ein halbes Jahr ausgehalten hat. Sie klagen über Depressionen, „Ladakh-Koller“, Abgeschlagenheit, starke Gewichtsabnahme durch häufige Durchfälle und generelle Anpassungskonflikte an Kultur und Lebensgewohnheiten. Die Strukturlosigkeit des indischen Handelns und das generelle Kommunikationsproblem setzen unserer deutschen Mentalität aufs heftigste zu.

Wir erfuhren Probleme mit der Höhe unterschiedlich: Jürgen kam aus der horizontalen Lage sehr schlecht hoch, litt dabei unter starker Atemnot und Druck auf den Brustkorb, ich hatte Probleme mit der Atmung beim Bergauf. Eine interessante Feststellung berichten die Freiwilligen vor Ort: Alle Volontäre aus Bayern haben keine oder nur sehr wenig Anpassungsprobleme mit Höhe und Klima, die aus anderen Bundesländern jedoch sehr starke!?!

3. Das Klima
In Ladakh regnet es fast nie – so wurde uns erzählt. Während unseren zwei ersten Reisen erlebten wir auch nur ein oder zweimal ein leichtes, kurzes Nieseln. Aber 2005 geriet ich in Ladakh in einen horrenden, kurzfristigen Platzregen, der bisher in dieser Form in Ladakh unbekannt war. Das ganze Wasser für die Bevölkerung und die Bewässerung der Felder kommt von den Gletscherbächen und den Flüssen, die von den Bächen gespeist werden.
Dieses Jahr jedoch kam der große Regen und damit die Katastrophe: Im August regnete es fast ununterbrochen über einige Wochen und zerstörte Brücken, Strassen, Häuser, Felder. Ein Kollege aus dem Bezirkskrankenhaus, der fast jedes Jahr ausgedehnte Touren im Himalaya macht, verbrachte dieses Jahr vier Wochen im Zanskargebiet (ein Teil von Ladakh) bei einer Trekkingtour und berichtete von nur einem regenfreien Tag!! Nicht nur unsere Wohnungen in Leh litten unter dem Regen. Eine Kollegin wollte im August über Srinagar mit dem Bus anreisen und musste ihre Reise wegen verschütteter Strassen und zerstörter Brücken verschieben und kam dann mit einer Woche Verspätung an.
Auch der ständige Wind und die brennende Sonne im Sommer erfordern besondere Schutzmaßnahmen. Die Ladakhis der Bergdörfer tragen fast immer eine Wollmütze, Tag und Nacht, zum Schutz vor Wind und Wetter. Es ist bestimmt verständlich, das die Temperaturen nach Sonnenuntergang auf dieser Höhe auch drastisch fallen, vor allen Dingen im Herbst bis Frühjahr. Wir erlebten auch schon einen Wintereinbruch im September mit Schnee in den Bergregionen. Die extreme Sonneneinstrahlung erfordert Schutz der exponierten Körperteile durch entsprechende Kleidung, wie z.B. langärmlige Hemden. In Ladakh verliert man jedes Bedürfnis braun zu werden, man will sich nur noch schützen. Die Ladakhis beneiden uns um unsere weiße Haut, sie bezeichnen sich als schwarz.. Ich erzähle ihnen immer, dass sie doch schön sind, denn in Deutschland verschwenden die Leute viel Zeit und Geld, um „schwarz“ und „schön“ zu werden.

4. Die Lebensbedingungen
Für einen Touristen mag es ganz lustig sein, drei oder vier Wochen im einfachen Guesthouse zu verbringen, beim Trecken in einem Zelt zu schlafen, seine Wäsche in eiskaltem Wasser mit der Hand zu waschen und für ein paar Wochen auf eine üppige Küche zu verzichten. Für die Physiotherapeuten, die teilweise mehr als 6 Monate freiwillig dort oben verbringen, werden diese Fakten zur harten Alltagsrealität. Die Essensbeschaffung im Winter (wohlgemerkt: adäquates Essen wie frisches Obst und Gemüse, Fleisch) ist sehr erschwert. Sie sind auf Pakete mit Nahrungsergänzungsmittel von zuhause angewiesen (und die kommen meistens nicht an) oder leben von der Nahrung der Einheimischen. Viel Reis, Linsen und Bohnen, Nüssen und getrockneten Aprikosen und Äpfeln, Tsampa (Gerstenmehl) und eingelagertes Kraut und Karotten. Alkohol ist in Leh erhältlich (Rum, Whiskey, Bier), aber wegen der Höhe mit großer Vorsicht zu genießen. Die Einheimischen brauen ihr eigenes Bier, das Chang, das ganz gut schmeckt, aber nicht für jeden Darm geeignet ist. Selbst an Tee gibt es indischen Ladakh nur den Schwarzen oder den Grünen Tee, wir bringen unsere wärmenden „Yogitees“ aus Deutschland mit.
Jetzt werde ich ein Thema ansprechen, das nur noch die Älteren unter uns kennen: Wanzen und Flöhe, in Ladakh gang und gäbe. Diesen Sommer sind zwei ältere Physios nach zwei Wochen Einsatz entrüstet abgereist, weil sie mit den Bettwanzen, den Flöhen bei den Kindern und dem Müll und Dreck allgemein nicht zurechtgekommen sind. Man kriegt die „Bedbugs“ durch entsprechende Maßnahmen (Schlafsack in die Sonne legen, Zimmer ausräuchern usw.) schnell wieder los und die Bisse der Flöhe jucken mit kaufbaren Mitteln vor Ort auch nicht mehr so schlimm. In den ganzen Jahren unseres Wirkens hatte keine Freiwillige größere Probleme mit dem Ungeziefer geäußert, aber dieses Jahr scheint es besonders schlimm. Ich fliege jetzt im Oktober wieder nach Ladakh und habe schon meine Schutzmassnahmen in der Richtung ergriffen! Ököorange von Inge Birnmann!!!

5. Kultur
Die Ladakhis sind ein äußerst freundliches und offenes Volk. Aber sie sind auch scheu und können sich nicht so gut durchsetzen wie die Kashmiris. Das „große Geld“ des Westens steigt ihnen genauso zu Kopfe wie den Bewohnern aller anderen Entwicklungsländer, die vom Tourismus berührt werden. Ohne groß auf diese Probleme einzugehen, möchte ich hier nur hervorheben, dass in Ladakh ein noch sehr starker Ehrenkodex herrscht. Personen in öffentlichen Ämtern und mit machtvollen Positionen wird ein besonderer Status zuteil, der in der Platzzuweisung bei offiziellen Gelegenheiten, in Geschenken, in Hoffierungen deutlich offenbar wird und auf uns schon fast lächerlich wirkt. Als „Director of Ladakh-Hilfe“ muss auch ich mich entsprechend präsentieren, ob ich nun will oder nicht, denn sie sind wie kleine Kinder, die beeindruckt werden wollen. Frauen nehmen in der ladakhischen Kultur eine sehr wichtige Rolle ein, sind voll geschäftsfähig und auf eine eigenartige Weise den Männern gleich gestellt. Es gibt keinerlei Art von Unterdrückung der Frauen.
Ich will nicht zuviel ausführen über die Kultur, denn das Thema ist unerschöpflich und unendlich spannend. Spannend, weil es sich von unserer Kultur so vollkommen unterscheidet und uns Deutsche so richtig ins Chaos schleudert, eine sehr wohltuende Erfahrung!

6. Unsere Wohnungen
Von der Moravian Mission mietet Ladakh-Hilfe zwei kleine Wohnungen mit je einem Schlaf-, Wohnzimmer, Bad/Toilette und Küche an. Die Wohnungen werden im Winter mit einem primitiven Kerosinofen beheizt, der nur läuft, wenn die Kälte nicht mehr auszuhalten ist. Das Wasser kommt im Sommer vom Dach (große Behälter, in denen das Wasser von der Sonne aufgeheizt wird), im Winter wird es täglich von der Wasserfrau gebracht, die immer wieder geschmiert werden muss, dass sie auch täglich kommt. Sie hat einen Schlüssel zur Wohnung. Zum Kochen steht ein Kerosinkocher mit zwei Brennern in der primitiven Küche. Es gibt keine Spüle, Spülbecken usw. Das Wasser zum Abwaschen muss auf dem Kocher erhitzt werden und es wird in Plastikschüsseln abgewaschen. Die meisten Freiwilligen kochen in der Küche nur ihr Teewasser und gehen abends zum Essen. Für 2 Euro ein Essen/Getränke kein Problem. Das „Bad“ besteht aus einem Raum mit einem Waschbecken, aus dem auch nur im Sommer Wasser vom Dach kommt. Sonst hängen wir die Solardusche ins Freie und nutzen sie abends zum Waschen. Oder wir erhitzen das Duschwasser mit dem Kocher in der Küche und gießen es mit dem Eimer über uns. Auch die Toilette funktioniert nur im Sommer. Im Winter muss man raus in das Plumpsklo. Wir trinken abends nie viel, was für jeden aus Witterungsbedingten Gründen verständlich sein sollte, denn wer will den schon nachts, ohne Licht, raus in die Kälte aufs Klo, dass man sogar noch aufschließen muss. Die Wäsche wird mit Hand gewaschen und trocknet auf den Leinen sehr schnell. Im Sommer bietet sich die Möglichkeit der Nutzung einer günstigen, lokalen Wäscherei. Strom gibt es nur ab und zu und nicht regelmäßig. Deswegen stapeln sich in der Wohnung die Kerzen, in deren Schein gelesen und geratscht wird. Aber wir können uns eines Luxusgerätes brüsten: Wir haben ein Telefon, unter dem wir leicht für 12,8 cent die Minute von Deutschland aus angerufen werden können. Das ist billig und wir tragen auch ein Mobil Telefon mit uns herum, durch das wir lokal zu erreichen sind.
Da die Häuser in Leh hauptsächlich aus Lehm gebaut sind, setzt ihnen der Regen, wie wir ihn dieses Jahr im August hatten, ganz schön zu. In unseren beiden Wohnungen hatten wir ein ganz schönes Problem. Man muss aber nicht denken, dass da jemand kommt, wenn man beim Vermieter um Hilfe schreit.

Der Regen geht ja wieder vorbei und somit die Probleme.

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  • Unsere Wohnung in Leh
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  • Freiwillige im Wohnzimmer
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  • Das Wohnzimmer als Büro
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  • Im Wohnzimmer wird gegessen
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  • Wohnung wird hergerichtet
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  • Regenschäden in der Wohnung
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  • Regenschäden im anderen ´Zimmer
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  • Regenschäden an Strassen 2006
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