myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Unendliche Geschichte der möglichen Kindesmisshandlungen durch Hildesheimer Bischof

In Gedanken bin ich in meine Vergangenheit eingetaucht. Neben mir liegt ein Buch*, das ich mir in einer Devotionalienhandlung gekauft hatte, aber noch nicht gelesen habe.
Eigentlich wollte ich es nutzen, um mich mit der Geschichte von Heinrich Maria Janssen näher zu beschäftigen, dem ehemaligen Bischof von Hildesheim – meinem Bischof, dem Bischof meiner Kindheit, Jugend und Schulzeit – dem Bischof, der unter dem Verdacht des ungeheuerlichen Kindesmissbrauchs steht.**

   Heinrich Maria Janssen kreuzte und kreuzt immer wieder mein Leben.
Schon im Jahr 2011, kurz nach dem Start sowohl meiner Ehrenamtstätigkeit bei der AWO als auch meiner aktiven Schreib - Phase im Lokalkompass, verfasste ich eine Kolumne zum Thema Heimat, in der ich mich intensiv mit der Verbindung meines Bischofs, der in Kleve - Rindern geboren und in dem Wallfahrtsort Kevelaer als Priester tätig war, und meiner damals schon ins 21. Jahr gehenden neuen Heimat Goch am Niederrhein. [ https://www.lokalkompass.de/goch/c-kultur/heimat-w... ]
   Es gab so viele Parallelen, die mir damals ein wenig zu denken gegeben hatten und mich zu der Frage bewegten, ob das alles nur zufällig geschehen sein konnte.
Ein Niedersachse landet am Niederrhein genau dort, wo sein Bischof geboren wurde und als Priester tätig war. Und Kevelaer, auch berühmt geworden durch den Orgelbauer Seifert und dessen große Orgel in der Marienbasilika – eine Orgel mit einem phantastischen romantisch-sinfonischen Klangbild. Auch im Hildesheimer Dom St. Mariä steht seit 2014 eine Seifert - Orgel !

„Janssen wurde in Rindern bei Kleve geboren und von Bischof Clemens August Graf von Galen zum Priester geweiht. Vor seinem Wechsel als Bischof nach Hildesheim 1957 war Janssen Pfarrer in Kevelaer und Spiritual des Collegiums Augustinianum Gaesdonck.“ ( https://www.kirche-und-leben.de/artikel/neuer-miss... ).
Gaesdonck ist ein bischöfliches Internat in Goch !!

   Die Erinnerungen an meinen Bischof werden seit dem ersten Verdachtsmoment im Jahre 2015 wegen Kindesmissbrauchs einerseits deutlich schärfer, andererseits massiv getrübt. Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich erinnere mich an meinem Besuch beim Bischof mit der Sammelbüchse - heute muss ich sagen, ich war gottseidank nicht allein bei ihm, sondern mit einem Freund aus der St. Johannis Gemeinde in Hildesheimm der gemeinde in der ich als Vorbeter gedient und im angeschlossenen Waisenhaus viel Stunden mit den Waisenkindern und Priestern verbracht hatte.
Ich erinnere mich an viele Gottesdienste sowohl im Dom als auch in der Kapelle des Bischöflichen Gymnasium Josephinum, an dem ich 1967 mein Abitur abgelegt hatte, Und bis zum Abitur als gläubiger Katholik stolz auf diesen meinen Bischof war.
Und nun brach eine Welt zusammen – mein Bischof ein möglicher Kinderschänder.
Zunächst handelte es sich nur um einen ersten Verdacht, dem die Kirchenvertreter zwar – wohl recht halbherzig - nachgingen und der Verdacht sich nicht erhärtet hatte.
Dann folgte ein zweiter Verdacht, denn Bischof Janssen betreute damals auch das Aussiedlerzentrum Friedland in der Nähe von Göttingen. Und dort gab es eine weitere Aussage, die in Richtung Kindesmissbrauch zeigte. Auch dieser Verdacht blieb aufgrund von wohl ebenfalls halbherzig durchgeführter Recherchen oder mangels verdachtserhärtender Dokumente sehr vage, konnte aber auch nicht restlos ausgeräumt werden.
Und dann folgte ein neuer Verdacht im Oktober 2018, der mich persönlich tief getroffen und mich unendlich wütend gemacht hat.

   Und dieser Verdacht wird nun vom derzeitigen Bischof Wilmer in Hildesheim weitergeleitet, er will „externe Fachleute mit der Untersuchung der Fälle“ betrauen.... „Wir möchten wissen, welche Rolle Heinrich Maria Janssen in diesem Zusammenhang tatsächlich gespielt hat“, so Wilmer. Er hatte sich bereits im vergangenen Monat für eine externe Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in seinem Bistum ausgesprochen und seinem Vorvorgänger Josef Homeyer Versagen und Vertuschung vorgeworfen.“
Ein früherer Messdiner habe „In einem Gespräch ….... von einem Ereignis Ende der 1950er Jahre berichtet. Damals habe Bischof Janssen ihn aufgefordert, sich nackt vor ihm auszuziehen. Anschließend habe er ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen. Zudem habe der Mann weitere Missbrauchstaten durch Lehrer und Geistliche in den früheren Hildesheimer Kinderheimen Bernwardshof und Johannishof geschildert.“
( https://www.kirche-und-leben.de/artikel/neuer-miss... )
   Die Leiter des Johannis- und des Bernwardshofes selber seien Intensivtäter gewesen und sollen regelmäßig Kinder zum Missbrauch weitergeleitet haben – in einem regelrechten Netzwerk habe diese Missbrauchsserie stattgefunden, so die Aussage .

Wie gesagt, den Johannishof kannte ich sehr gut, ich habe noch heute den Waisenhausgeruch in der Nase und die vielen Kinder vor Augen, mit denen ich gespielt und viele Ferienerlebnisse gehabt hatte. Und auch der Berndwardshof ist mir noch ein Begriff.

Wie viele dieser Kinder mögen wohl betroffen gewesen sein und unsägliches Leid erlitten haben ?

   Diese Nachricht hat mich zutiefst getroffen und ich war schon fast bereit, meine Noch - Mitgliedschaft in der Katholischen Kirche nun endgültig zu beenden – und dieser Prozess ist für mich noch nicht abgeschlossen.
Und wenn ich mir die aktuellen Diskussionen und Wortbeiträge von katholischen Würdenträgern vor Augen führe, werde ich eher noch bestärkt in meinem Vorsatz.
Direkt vor meiner Haustür- in Bedburg – Hau wurde ganz frisch ein weiterer Fall bekannt, bei dem es aus eben diesem Missbrauchsvorwurf erst jetzt trotz mehrfacher Versetzung aus diesem Verfehlungsgrund zu Konsequenzen kam.

*Heinrich Maria Janssen, Bischof von Hildesheim 1957 bis 1982, 1. Auflage 2008, Verlag Schnell und Steiner Regensburg
** Quellen zum Thema :
https://www.sueddeutsche.de/panorama/bistum-hildes...
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hanno...
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nach-mi...
https://www.lokalkompass.de/goch/c-kultur/dem-boes...
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/missbrau...
https://www.bistum-hildesheim.de/fileadmin/dateien...
https://www.focus.de/politik/deutschland/bistum-hi...
http://www.tonkuhle.de/regionalnachrichten/52286-b... missbrauchsvorwurf.html
https://m.hildesheimer-allgemeine.de/2983/article/... faellen-stellung-nehmen.html

Weitere Beiträge zu den Themen

KindesmissbrauchBischof von HildesheimMissbrauchsvorwürfe in der KircheHildesheimVertuschungHildesheimer DomGymnasium Josephinum

3 Kommentare

Zu dieser unendlichen Geschichte gäbe es viel zu sagen,
aber wiederum glaube ich vieles einfach nicht, was jetzt immer mal wieder durch die Presse geistert.
Spätestens vor 10 Jahren hätten sich alle diese Opfer zu Wort melden können…
Ich bin Katholisch und habe seit Jahren diese Debatte aufmerksam verfolgt.

Dann sollte doch bitteschön die Katholische Kirche bzw. ihre "Würdenträger" endlich reinen Tisch machen und alle, aber wirklich alle Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben und nicht noch weitere in den Reißwolf schicken.
Es ist doch sehr seltsam, dass genau zu möglichen Straftaten zu einem bestimmten Datum keine Akten mehr vorhanden sind, zu anderen aus dem Zeitraum aber sehr wohl.
Es muss alles auf den Tisch und restlos aufgeklärt und für die Zukunft alles evident gemacht werden, vor allem aber nicht Vereitlung der Verfolgung einer Straftat,sondern Verhinderung einer solchen präventiv.
Außerdem darf nicht schon wieder die Homosexualität als Begründung in den Vordergrund geschoben werden - nein : Zölibat und Bild der Frau und Machtanspruch der Kirche und v.a. die Heuchelei der Kurie und mehr müssen auf den Prüfstand !
Und bitte nicht schon wieder die Schuld den Opfern zuordnen. Es ist bestimmt ein schwerer Gang für Missbrauchsopfer - aber nicht nur in der Kirche.
Da kommt noch eine Welle auf uns alle zu !

Und die Welle ist im Anrollen !!!
Wenn das man nicht noch ein Tsunami wird

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite