Motorrad-Tour in den Harz mit TransBorderLes e.V.
Nach den unzähligen Gesprächen über Homo-, Trans- und Intersexualität, sowie sexuellen Kindesmissbrauch und häusliche Gewalt während des Christophfer-Street-Days in Oldenburg, hatten sich die Mitfrauen und –Männer des gemeinnützigen Vereins „TransBorderLes e.V.“ eine kleine Auszeit verdient.
Am Mittwoch, den 20. Juni 2012 traf sich die Reisegesellschaft zum traditionellen Rührei-Essen im Restaurant der Autobahnraststätte Langwedel südlich von Bremen. Bis Hannover war die Straße trocken. Dann allerdings schüttete es wie aus Eimern. Offensichtlich wollte die Wettergöttin den Reisenden viel Segen spenden. Der durchaus angebrachten langsamen und vorsichtigen Fahrweise war es geschuldet, dass Hans Georg van Herste & Co erst gegen Mittag das „Hotel Trüter“ in Hattorf am Harz erreichten. Nach der herzlichen Begrüßung durch Chefin Daniela Franz, die übrigens ebenfalls dem Motorrad fahren frönt, konnten die nassen Sachen endlich ausgezogen werden.
Kaum war die Kaffeezeit vorüber, klarte der Himmel auf und so konnte noch ein kleiner Abstecher zur Sösetalsperre in der Nähe von Osterode unternommen werden. Nach einem opulenten Abendessen und vielen Gesprächen fielen alle erschöpft in die Betten.
Am Donnerstag ging es dann über viele Serpentinen der Bergstadt Braunlage entgegen. Schnell wurden Fahrscheine gekauft und schon konnten alle von einer Gondel aus die Welt von oben betrachten. Leider strebte dieses luftige Gefährt immer mehr in Richtung Wolken und so konnte man auf dem Wurmberg kaum die Hand vor Augen sehen. Ein längerer Aufenthalt erübrigte sich damit.
Um auch den Mitfahrern, die noch nie eine solche Tour begleitet hatten, die Möglichkeit einer schönen Fernsicht zu ermöglichen, wurde diese Fahrt am Freitag kurzerhand wiederholt. Diesmal schien die Sonne und obwohl ein paar Windböen fast den leckeren Apfelstrudel vom Teller geweht hätten, genossen alle die gute Sicht über die umliegenden Berge, kleinen Städte in den Tälern und natürlich den Brocken.
Am Samstag ging es wieder der Heimat entgegen. Nach zwei Pausen auf den Raststätten Hannover-Wülferode und Langwedel war schon am späten Vormittag das Ziel erreicht.
Matthias Nickel von TBL dazu:
„Als ich 1998 zum ersten Mal Hans Georg van Herste begegnete, wurde mir von ihm klar vor Augen geführt, welche Baustellen ich in mir noch zu beackern hätte. Ich war damals psychisch sehr angeschlagen und hatte mehrere Sitzungen mit Psychologen hinter mir, ohne dass sich allerdings etwas verändert, geschweige denn verbessert hätte. Ich war total unglücklich und hatte nicht die blasseste Ahnung, wie ich das ändern könnte.
Hans Georg hat unzählige Gespräche mit mir geführt und wir kamen im Laufe der Zeit dahinter, dass mein selbst erlebter sexueller Kindesmissbrauch die Ursache für meine psychischen Leiden war. Stück für Stück arbeiteten wir mein Leben auf. Es war eine harte Zeit für mich. Ich ging durch die Hölle, da ich alles noch einmal erleben musste. Aber, Verdrängen gilt nicht.
Heute ist sind meine Minderwertigkeitsgefühle verschwunden. Ich habe eine Berufsausbildung gemacht und kann mir heute etwas leisten. Als ich kam, hatte ich nichts. Heute habe ich ein Auto, ein Motorrad, eine Eigentumswohnung und sehr viel Spaß am Leben. Natürlich war es früher – aus damaliger Sicht – einfacher. Ich ging zum Amt und wurde unterstützt. Ich brauchte nicht zu arbeiten. Das ist heute radikal anders, aber ich bin um Klassen glücklicher. Wer hätte gedacht, dass ich einmal mit einer Honda Gold Wing durch die Serpentinen des Harzes swingen würde? Ich hätte Ende der 1990er Jahre jedem einen Vogel gezeigt, der mir das prophezeit hätte. Außer Hans Georg hat niemand an mich geglaubt – noch nicht einmal ich selbst.“