Ein Zeitzeuge berichtet: Ich war Flakhelfer.
„Das ist jetzt das Ende!“
Ein Zeitzeuge berichtet: Ich war Flakhelfer.
Rainer Gerd Fenner (Jahrgang 1928) aus unserer HBN-Gruppe in Gehrden teilte mit, er habe eine PowerPoint-Präsentation mit dem Titel „Als Flakhelfer im 2.Weltkrieg“ vorbereitet und könne diese auf einem der nächsten Themenabende vorführen. „Muss das sein“, ging es uns durch den Kopf, „ 67 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges solch ein heikles Thema. Wer will denn das noch hören?“ – Doch wir hatten uns getäuscht: Die Veranstaltung war gut besucht! Etwa 40 Interessierte waren gekommen, um Fenners Bericht zu hören und Fotos von damals zu sehen. Von wegen: Thema verfehlt - Schnee von gestern.
Rainer Gerd Fenner ist einer der letzten Zeitzeugen, die aus eigenem Erleben über die Gräueltaten im 2. Weltkrieg berichten können. Es gehört schon Kraft und Überwindung dazu, sich noch einmal in die Situation als 15- bis 17-Jähriger hineinzuversetzen und die Brutalität, die auch an der sog. Heimatfront herrschte, zu schildern. Originalton Fenner: „Diese Euphorie (über den Einsatz als Flakhelfer) schlug jedoch plötzlich in Entsetzen um, als unmittelbar vor Weihnachten die furchtbare Nachricht wie ein Lauffeuer durch meine Heimatstadt eilte, dass am 20. Dezember 1943 sieben Schüler unserer Schule, davon vier aus meiner Klasse, bei einem Luftangriff auf Frankfurt gefallen seien“.
Und etwas später heißt es: „Entsetzliche Angst erfasste mich und ich dachte nur noch, das ist jetzt das Ende. Ich duckte mich tief in das Deckungsloch hinein. Der „Bombenteppich“ ging mit ungeheurer Gewalt und einem höllischen Lärm über uns hinweg. Dann wurde es nach diesem alle Sinne betäubenden Lärm plötzlich unheimlich still. Dieses Bombardement dauerte insgesamt höchstens eine Viertelstunde. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis ich endlich begriffen hatte, es ist vorüber, du bist noch am Leben, du lebst!!!“
Eine ernste Diskussion schloss sich an Fenners Vortrag an. Bei vielen Zuhörern waren plötzlich eigene Kriegserlebnisse wieder da. Der Zeitzeugenbericht von Rainer Gerd Fenner wird von der Gruppe Gehrden als eigenes Gelbes Heft noch in diesem Jahr herausgegeben. Die Gehrdener Schulen erhalten kostenlose Klassensätze.
Welche Schäden tief im Inneren zurückgeblieben sind, kann man garnicht ermessen.
Ich hatte einen Sportsfreund, dessen ganze Gruppe am Westwall durch Tiefflieger umgekommen ist. Er hat das nie verwunden. Es hat ihn so zerrüttet, dass an ein normales Leben nie mehr zu denken war. Tränen gehörten zu seinem Tagesablauf.