TSV-Horst-Chef Werner Hofeditz: "Das Ehrenamt ist keine Erfindung unserer Zeit"
Werner Hofeditz ist der Vorsitzende des TSV Horst, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Im E-Mail-Interview gewährt er Einblicke in die Vereinshistorie und zieht eine Bilanz des Jubiläumsjahres.
Herr Hofeditz, der TSV Horst feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Wenn Sie an die Vereinsgeschichte denken: Auf welche Errungenschaften sind Sie besonders stolz?
Unser Vereinsname enthält das Datum 1910, das Jahr der Vereinsgründung. 1910 hatte der Sport einen anderen Stellenwert als heute. Damals war das Turnen nach dem Vorbild von Turnvater Jahn richtungsweisend. Also gründeten 1910 Wilhelm Balke, August Hanebuth, Friedel Köhne und Christian Koopmann den heutigen Turn-und Sportverein Horst als Männerturnverein. Gegründet wurde der Verein in einem Ort, der noch als eigenständige Gemeinde ohne die Stadt Garbsen auskommen musste.
In den beiden Weltkriegen wurde der Sportbetrieb eingestellt. Aber schon im Jahre 1947 wurde der Sportbetrieb wieder aufgenommen und ständig erweitert. Besonders verdient gemacht hat sich für den Neubeginn im Jahre 1948 Hermann Stelter.
Unser Verein hat sich zu einem der größten Vereine in Horst entwickelt. Fast jeder dritte Bürger unserer Gemeinde ist Mitglied in unserem Verein.
Der TSV hat elf Sparten. Welche ist denn zurzeit Ihre „Boomsparte“, wo haben Sie derzeit den größten Mitgliederzuwachs? Und wie erklären Sie sich das?
Alle Vereinsveranstaltungen tragen dazu bei, dass dieser oder jener Horster Bürger sich dem Verein nähert und die Mitgliedschaft im Verein ansteuert. Das freut mich, denn gerade die Sportler die den Leistungssport nicht mehr betreiben wollen, wollen wir zum Beispiel in der Boulsparte wiedersehen. Diese Sportart kann auch ein Leistungssportler bis in hohe Alter fortführen. Und genau hier in dieser Sparte hat der Verein seine größten Zuwächse.
Wenn Sie auf das TSV-Jahr zurückblicken: Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Im Jubiläumsjahr präsentiert sich unser Verein mit elf Sparten, und unsere Sportanlagen zeigen sich in einem sehr guten Zustand. Wir müssen keinen Vergleich mit anderen Sportstätten scheuen. Unser Sportverein erfüllt eine wichtige soziale Aufgabe, auf deren Entwicklung die Stadt Garbsen angewiesen ist und stolz sein sollte. Im Laufe des Jahrhunderts haben sich nicht nur der Sport und die gesellschaftlichen Anforderungen geändert, sondern auch die Aufgaben unseres Sportvereins. Letztendlich waren Kontinuität, sowie vorausschauendes Handeln der Vereinsvorsitzenden, Voraussetzung für die positive Gesamtentwicklung unseres Vereines.
Was waren die Höhepunkte für den TSV?
Wenn ich zurückblicke kann ich mit Genugtuung feststellen, dass der Festumzug anlässlich der 100-Jahrfeier von den Horster Bürgern als ein besonderer Höhepunkt in der Gemeinde angesehen wurde.
Besonders stolz bin ich darauf, dass unser Verein durch Uwe Schünemann, Minister für Inneres und Sport, im Gästehaus des Landes Niedersachsen den TSV Horst mit der Sportplakette des Bundespräsidenten anlässlich des 100-jährigen Bestehens ausgezeichnet hat. Dass die Verleihung der Sportplakette im Gästehaus des Landes stattfand war für mich der Beweis, dass das Land Niedersachsen der Verleihung einen besonderen Stellwert zukommen lässt. Und als besondere Anerkennung empfand ich, dass die Ehrenplakette durch den Innenminister übergeben wurde.
Weitere zusätzliche Höhepunkte in unserem Verein waren, das unsere Fußballjugend am 21. August zum ersten Bundesligaspiel der neuen Saison Hannover 96 gegen Eintracht Frankfurt als Spalierkinder auflaufen durften.
Welche TSV-Veranstaltungen erwarten Mitglieder und Horster in diesem Jahr noch?
Natürlich lässt es sich der TSV Horst nicht nehmen, seine jüngsten Mitglieder zu einer besonderen Weihnachtsfeier einzuladen. Dieses Highlights soll am 11. Dezember in der Scheune des Düwelschen Hofes in Horst stattfinden, und zwar unter dem Motto der Nikolaus kommt zu den Horster Kindern.
Viele Vereine beklagen das fehlende Engagement des Nachwuchses. Welche Beobachtungen machen Sie beim TSV?
Wenn es darum geht, dass im Verein Verantwortung verteilt werden soll, stelle ich immer mehr fest, dass zum Beispiel bei Wahlen die Köpfe nach unten gehen, und der Wille sich ins Vereinsleben einzubringen immer schwächer wird. Das heutige Vereinsmitglied erwartet immer mehr, dass es für seinen Beitrag alle Rahmenbedingungen vorfindet, damit er als zahlendes Mitglied seine Sportart ausüben kann. Und genau das ist unser Problem. Wenn unser Mitgliedsbeitrag auch in Zukunft ein breites Publikum ansprechen und moderat bleiben soll, dann geht das nur über die ehrenamtliche Tätigkeit und nicht über das Anspruchsdenken. Das Ehrenamt ist keine Erfindung unserer Zeit. In den 100 Jahren unseres Bestehens wurden ehrenamtliche Tätigkeiten verlangt und bewältigt.
Mit großem Engagement und vielen Ideen hat sich der TSV Horst seit seiner Gründung entwickelt und behauptet. Nur durch die Ehrenamtlichen lässt sich das Vereinsleben aufrechterhalten.
Alle Ehrenamtlichen tragen dazu bei, dass durch ihren persönlichen Einsatz die Vereinskosten reduziert werden können. Unsere Ehrenamtlichen sind ein Leitbild beim TSV Horst. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, wird der TSV immer versuchen ein Spiegelbild unserer Gemeinde zu sein.
Er bekennt sich zum Breitensport, fördert die Jugend und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Er ist politisch, konfessionell und ethnisch neutral. Er setzt sich immer für ein attraktives Sportangebot ein.
Und wird die Allgemeininteressen immer über die Sparteninteressen stellen.
Er verwendet alle seine Mittel ausschließlich dem satzungsgemäßen Zweck. Er setzt sich dafür ein, dass Anregungen und Empfehlungen aus den Reihen unserer Mitglieder das Handeln bestimmen.
Er informiert seine Mitglieder über Veranstaltungen und Ereignisse und versteht es als eine Chance, das Interesse am Sport in Horst
zu wecken. Der Vorstand und die Spartenleiter orientieren sich ausschließlich an diesem Versprechen. Denn Sport verbindet.