Stachelritter Nr. Sieben
Es ist fast unglaublich. Vor wenigen Tagen habe ich als aktives NABU Mitglied des NABU Stadtverbandes Garbsen den siebten Igel aufgenommen.
Eigentlich habe ich keine Kapazitäten mehr frei. Denn in meiner und damit in der Obhut des NABU Stadtverbandes Garbsen befinden sich bereits Bob Schlori, Horsti Horst, Elfi Horst, Kurt Pflüger, Mecki Garbsen, Moni Osterwald und nun vorübergehend auch noch Lola.
Soviel Igelglück ist ganz schön arbeitsintensiv und kostet eine Menge Zeit. Denn die Boxen müssen jeden Tag gereinigt werden, die Igel versorgt und evtl. medikamentös behandelt werden. Da ist das Füttern am Abend die einfachste Arbeit.
Trotzdem mache ich es gerne. Denn in der heutigen Zeit werden sehr viele Igel im Herbst überfahren, sind krank, von Innen- und Außenparasiten befallen oder finden keine geeigneten Lebensräume mehr. Dabei sind sie nützliche Insektenfresser.
Doch nun zurück zu Lola. Lola ist ein spätgeborener Igel. Sie wurde schon öfter in Gärten gesehen, wie sie tagaktiv an auf dem Boden liegenden Sonnenblumenkernen und Erdnüsse von Vogelfutterstellen nagte. Als sie schließlich vor wenigen Tagen eingefangen und gewogen wurde, kamen gerade mal 261 g auf die Waage und das im Januar! Wie das Tier die kalte Witterungsperiode überstanden hat, grenzt an ein Wunder. Ich kann es mir nur so erklären, dass das Jungtier sich trotz des fehlenden Gewichtes bei Wintereinbruch zum Schlafen verkrochen hatte aber dank der milderen Temperaturen im neuen Jahr noch einmal aufwachen konnte. Bei durchgängigen Winterverhältnissen wäre Lola sicherlich nicht mehr aufgewacht! Als Faustregel gilt: Igel unter 400 g gelten bei Wintereinbruch im Spätherbst als hilfsbedürftig. Jetzt haben wir aber Ende Januar!
Die beherzten Finderinnen Iris und ihre Tochter Jessica hatten mich schon vor Tagen um meine Meinung gebeten. Als nun das Telefon klingelte und Iris mir erklärte, sie hätten den kleinen Igel jetzt fangen können und er wöge 261 g war klar, dass Tier war absolut hilfsbedürftig und hätte draußen keine Überlebenschance. Bei dem nächsten Kälteeinbruch hätten die Energiereserven kaum gereicht, um durch die kalten Nächte zu kommen.
Zu meiner großen Freude möchte die Familie den Igel mit meiner Hilfe selber versorgen, wenn er erstversorgt und entwurmt ist sowie ein anstehender Urlaub vorbei ist.
Aus diesem Grund nahm ich Lola noch auf und bat die Familie nicht, den Igel zu einem Tierarzt, der Igelstation Laatzen oder der Wildtierstation nach Sachsenhagen zu bringen. Ich werde Lola nun durch die ersten schwierigen Tage pflegen und beobachten. Wenn das Tier entwurmt und stabil ist sowie langsam zunimmt, wird die Finderfamilie von mir in die Igelpflege eingewiesen. Dann zieht Lola in den beheizten Keller von Iris und wird von ihr und ihrer Tochter Jessica weiter versorgt. Sowie die Blätter wieder an den Bäumen sind, darf dann Lola wieder in die Natur ausgesetzt werden. Natürlich helfe ich der Familie bei allen Fragen.
Jetzt sitzt Lola in einer noch schnell besorgten neuen Box und frisst hungrig Katzenfutter. Das Wasser wird nach Igelmanier dabei laufend umgeschüttet. Während ich Lola am Nachmittag eine dicke Zecke entfernte, flitzte der inzwischen dicke Bob Schlori im Kellerflur umher. Für ihn werde ich morgen eine schöne warme und kuschelige Winterschlafbox bauen. Dann kann er mit seinen inzwischen stolzen 752 g noch ein paar Wochen schlafen. Zum Ende der Woche wird auch Horsti Horst soweit sein, dann habe ich 4 Igel im kontrollierten Winterschlaf im Geräteschuppen (Kurt, Elfi, Bob und Horsti) und im Keller Moni, Mecki und für ca. 1 Woche Lola.
Auch wenn die Pflege zeitintensiv ist, so ist es auch ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass es mir auch dank der finanziellen Unterstützung vom NABU Stadtverband Garbsen gelungen ist, in diesem Winter insgesamt 7 Igel vor dem sicheren Tod zu bewahren. Wobei es eigentlich sogar 8 Igel waren, denn die kranke Minna konnte ich noch vor Wintereinbruch wieder auswildern, zählt aber in diese Saison hinein.
Übrigens ist Mecki inzwischen aus seinem Dämmerschlaf aufgewacht. Er hat gut 130 g verloren und wiegt jetzt 550 g. Wie ich ihn kenne, wird er sein Gewicht auf gut 650 g "aufstocken" und dann wieder einschlafen. Das Spielchen spielt er schon seit November mit mir. Da er sich wohlfühlt, ist es okay.
Lola wird sicherlich nicht mehr in einen kontrollierten Winterschlaf fallen dürfen. Aber wenn alles gut geht, wird sie als stattliche Igelin im Frühjahr ausgewildert werden können.
Viele Grüße an alle My-heimatler von den 7 Glücksboten im Stachelkleid:
Bob Schlori, Horsti Horst, Mecki Garbsen, Moni Osterwald, Elfi Horst, Kurt Pflüger und Lola
und ihrer Pflegerin vom NABU Stadtverband Garbsen
Liebe Dagmar,
ohne Deine vielen Infos wären wir nicht auf die Idee gekommen, dass tagaktive Igel "in Not" sind. So sind wir alle sehr froh, dass die kleinen Igel und insbesondere "Lola" bei Dir eine so gute Versorgung erleben konnten. Unser Keller ist mittlerweile "Igelsicher", die Box steht bereit und der Nabu-Beitritt ausgefüllt. Wir können nur sagen, VIELEN DANK für Euer Familienengagement. Wir hoffen, das wir bei unserem ersten Überwinterungsigel alles richtig machen und es Lola bei uns gefällt.
Liebe Grüße Deine Iris und Jessica