Einige Momentaufnahmen vom 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen
„Mensch, wo bist du?“ lautete die Überschrift zum Kirchentag, der vom 20. – 24. Mai 2009 stattfand. Besser hätte das Motto nicht gewählt werden können.
„Mensch, wo bist du?“, diese Worte konnte man in den letzten Tagen sehr oft in Bremen hören. Immer wieder kam es vor, dass jemand im Trubel der Menschenmassen verloren ging – „Mensch, wo bist du?“ wurde dann sehr oft gerufen.
Letztlich haben sich aber doch alle wiedergefunden, oftmals auch ohne die Hilfe der allgegenwärtigen, aber nicht immer hilfreichen, kleinen Mobiltelefone. Denn die Klingeltöne gingen im Kirchentagsalltag oftmals unter. Meistens waren sie dann aber in den leisen Veranstaltungen, wie beispielsweise den morgendlichen Bibelarbeiten überlaut und deutlich zu hören – leider!
Es war ein riesiges Ereignis. Insgesamt 99 500 Dauergäste haben sich angemeldet, wobei der „typische Kirchentagsgast“ ein Durchschnittsalter von 37,7 Jahren mitbringt, eher weiblich ist und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner Heimatgemeinde engagiert – haben jedenfalls die Experten vom Kirchentag berechnet…
Allein 700 Polizisten waren rund um den Kirchentag im Einsatz und unzählige freiwillige Helfer haben ihr möglichstes gegeben, damit der Kirchentag reibungslos funktioniert.
Für die vier Tage wurden mehr als 2500 unterschiedlichste Veranstaltungen geplant, es reichte von politischen Diskussionsrunden zur Finanzkrise über klassische Bibelarbeiten, Workshops und Kabarettprogrammen bis hin zu Konzerten oder praktischer Erlebnispädagogik!
Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne war dabei die „Himmelsleiter“: Eine Hängebrücke, die zwischen dem Bremer Dom aufgehängt war und von mutigen Gästen begeistert ausprobiert wurde. Zu der Aussicht von dort oben auf das Stadtgeschehen kann ich leider nichts sagen – ich selbst habe diesen Höhepunkt ausgelassen…
Zum ersten Mal in der 60-jährigen Kirchentags-Geschichte haben am Samstag Christen, Muslime und Juden in einem offiziellen "Trialog"-Forum über gemeinsame Weltverantwortung diskutiert. Zum Thema "Sitzen wir alle im gleichen Boot?" waren sich alle Teilnehmer darin einig, dass gegenseitige Toleranz und Gleichrangigkeit der Religionen Grundlage des Miteinanders sein müssen.
Es war jedoch auch der „Kirchentag der Schiffe“, wie im Vorfeld angekündigt wurde. Die Nähe zum Meer als das Markenzeichen Bremens prägten das Gesicht dieses Kirchentages tatsächlich sehr. Zahlreiche Schiffe waren fest mit eingebunden – als Kulisse, aber auch als Orte für Diskussionen und Konzerte. In der Überseestadt wurde dazu auch noch eine Schwimmbühne für weitere Veranstaltungen installiert - es wurde an alles gedacht!
Zum Konzert der Wise Guys am Donnerstagabend kamen dann allein 65 000 Menschen auf die Bürgerweide und feierten friedlich eine riesige Party miteinander. Auch wenn der Nachmittag mit einem Wolkenbruch begann - schlechte Laune konnte trotzdem nicht aufkommen.
Es war laut und voll und trotzdem schön und friedlich beim Kirchentag in Bremen. Wie passt das zusammen?
Die Menschen haben sich oftmals zugehört, anstatt achtlos aneinander vorbeizugehen. In der Altstadt, auf der Messe oder in der Bahn – wenn eine Gruppe angefangen hat zu singen, haben die Menschen häufig mit eingestimmt. Dabei war es egal, ob "man dazugehörte" oder nicht. Auch viele Bremer waren mit Eifer und Freude dabei und beteiligten sich rege am bunten Glaubensfest in ihrer Stadt.
Und der eventuelle Ärger wegen der übervollen öffentlichen Verkehrsmittel oder langer Warteschlangen vor dem Getränkestand löste sich oft genug in Gesang auf. Gut, singen ist kein Allheilmittel, aber ein schöner Ansatz und eine Erklärung, wieso eine so große Veranstaltung mit vielen unterschiedlichen Menschen funktionieren kann und die Leute für sich selbst schöne Erlebnisse und Begegnungen mit nach Hause nehmen können. Sollten wir vielleicht doch öfter mal ausprobieren, das mit dem einander zuhören oder auch mit dem mitsingen? Es kann ja nicht schaden…
Zum Schlussgottesdienst am Sonntag kamen gut 100 000 Menschen verschiedenen Alters auf die Bürgerweide um noch einmal gemeinsam zu feiern – und auch um noch einmal gemeinsam zu singen.
Mit einem Appell zu einem gesellschaftlichen Aufbruch ist der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen schließlich zu Ende gegangen. "Es liegt an uns, die gegenwärtige Krise zu einer "Stunde Null" und somit zu einem wichtigen Neuanfang zu machen", sagte die Kirchentagspräsidentin Karin von Welck während der Veranstaltung. "Lasst uns die Probleme anpacken und lasst uns Verantwortung für die Zukunft unserer Welt übernehmen."
Schöne Schlussworte für einen Kirchentag!
Klasse Bericht - danke dafür