Am Judenkirchhof zu Hannover
Wer vom Universitätsviertel (Welfenschloss) kommend der Stadtmitte zustrebt, gelangt bald an einen ummauerten, baumbestandenen Sandhügel, den alten Judenfriedhof. Es handelt sich ursprünglich um eine der Dünen am nördlichen Leinerand, die – seit Mitte des 16. Jahrhunderts Begräbnisstätte der hannoverschen Juden – offenbar durch mehrere Bestattungsschichten künstlich erhöht wurde.
Da Fuhrleute der zunächst nur von einer Hecke umgebenen Düne häufig Sand entnahmen, erwirkte die Gemeinde im Jahr 1671 einen herzoglichen Schutzbefehl zur Verhinderung von Grabfrevel; in der Ostwand der 1740 errichteten Mauer ist der „Schutzstein“ des Amtsvogts des Amtes Langenhagen eingefügt.
DER JUDEN GRABSTADT UND SCHUTZSTEIN
MIT VERWAHRUNG
WER IN KÜNFTEN DIESELBE FIOLIEREN [= beschädigen]
ODER MIT ABFÜHRUNG DES SANDES TURBIREN [= stören] WIRDT
DAS DERSELBE OHN EINZIG ANSEHEN
SERENISSIMO CELSISSIMO
HERTZOGEN JOHANN FRIEDRICH
DEM GNÄDIGSTEN LANDESFÜRSTEN
IN SCHARFFER STRAFFE VERFALLEN SEIN SOL
UHRKUNDLICH LANGENHAGEN
D. 11. SEPTEMB. Ao. 1671 AMANDAT
UM SERMI PROPRIUM
MELCHIOR ALBRECHT REICHARD
Auf dem Friedhof sind rund 700 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1654 (Salomon Gans) und 1866 (Adolf Meyer) erhalten.
Steine auf dem Grab sind ein jüdischer Brauch. Anstatt Blumen bringen sie einen Stein mit. Auch auf dem Ichenhausener Judenfriedhof (siehe ein Bild in meinem Beitrag) kann man solche Steine sehen.