Ob Wulff, Köhler, Schröder, oder zu Guttenberg, er hat schon vielen Politikern den Marsch geblasen.
Als derzeit einzigster Solotrompeter beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr, erfüllte ein Steinacher den Politikern ihre Musikwünsche beim großen Zapfenstreich.
Zwar kann Hauptfeldwebel Johannes Huprich aus unserem schönen Steinach/Ens auch notfalls mit Gewehr und Pistole umgehen, aber Hauptberuflich ist seine Waffe die Musik und in seinem spezifischen Fall die Trompete. Er ist einer von insgesamt rund 120 Musikerinnen und Musikern beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr unter der Leitung von
Oberstleutnant Volker Wörrlein, der ebenfalls aus Mittelfranken stammt.
Und erst gestern durfte ich ihm, aus Anlass der Verabschiedung von Christian Wulff, wie viele andere auch mit verzücken zuhören, als er beim großen Zapfenstreich im ARD, einen von Wulff gewünschten
Titel, nämlich „ Over The Rainbow “ von Harold Arlen, als Solo-Trompeter vortrug.
Und bei den ersten Klängen dieses Liedes, so ging es mir zumindest , war die leidige Vorgeschichte zu diesem Zapfenstreich nur noch Nebensache. Denn in diesem Moment ging es nur um die Musik und wie sie dem Menschen nahe gebracht wird. Und erneut schaffte das Johannes mit einer Bravur, die ihn nicht umsonst zum einzigsten Solotrompeter des Stabsmusikkorps gemacht hat.
Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr ist eins von insgesamt 22 Orchestern der Bundeswehr, die zusammen etwa 1.100 Musiker beschäftigen. Sie alle sind für den militärischen Ernstfall als Sanitäter ausgebildet - ihre eigentliche Aufgabe ist und bleibt aber die Musik.
Sie sind die „klingende“ Visitenkarte Deutschlands und der Bundeswehr.
Sie beherrschen die Nationalhymnen aller 193 Staaten der Welt. Und wenn ein ausländischer Staatsgast nach einem Empfang mit militärischen Ehren ausrichten lässt, er habe seine Hymne noch nie so schön gespielt gehört, ist das für Oberstleutnant Wörrlein, eines der schönsten Komplimente, das man ihm und seinen rund 120 Musikerinnen und Musikern machen kann.
Rund 220 Einsätze hat das Stabsmusikkorps jedes Jahr. Gut 100 davon sind reine Protokolleinsätze, in der Regel gemeinsam mit dem Wachbataillon.
Allerdings spielen sie nicht nur bei Protokolleinsätzen sondern geben durchaus auch anspruchsvolle Konzerte aller Art.
Johannes selber bezeichnete in einem Interview mit dem Stern diese Tätigkeit als seinen Traumjob. Gelernt hat er das Trompete spielen von keinem geringeren als seinem Vater, der ebenfalls ein herausragender Trompeter und jahrelanger Dirigent der Blasmusikkapelle Steinach / Ens war.
Erst als Wehrpflichtiger , dann als Soldat auf Zeit und nun als Berufssoldat, leistet er seinen Dienst beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr.
Sein musikalischer Werdegang ging über eine Ausbildung in der Fachausbildungsakademie für Militärmusiker in Hilden und einem zweijährigen Musikstudium in Düsseldorf, bis er schließlich als Solo-Trompeter im Stabsmusikkorps landete.
Wenn er "Oh, mein Papa ist eine wunderbare Mann" intoniert, oder aber wie im Mai 2005 bei einer offiziellen Kranzniederlegung im Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkriegs an der neuen Wache in Berlin vor Bundespräsident Köhler und der versammelten Weltpresse „Ich hatt` einen Kameraden spielt, bleibt kein Auge trocken. Dieses Gefühl musste auch Alt-Bundeskanzler Schröder verspürt haben, als er ihm zu seinem Abschied im November 2005, im Rahmen des großen Zapfenstreichs, seinen Musikwunsch „ My Way “ von Frank Sinatra spielte.
Absolute Hochachtung errang er u.a. auch, als er im Jahre 2003 zum 1200 jährigen Stadtjubiläum der Stadt Halle, als Solotrompeter ein so schwieriges Musikstück wie den „ Dessauer Marsch “, in einer Live-Übertragung des MDR-Fernsehens spielte.
Und im letzten Jahr durfte er, ebenfalls im Rahmen eines großen Zapfenstreich,
dem Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg seinen ersten Musikwunsch
"des großen Kurfürsten Reitermarsch" erfüllen.
Aber auch nach Dienstschluss legt er die Trompete nicht zur Seite.
So war u. a. auch schon bei Auftritten des Rundfunksinfonieorchester Berlin, an der komischen Oper oder beim Friedrichstadtpalastorchester zu hören. Überwiegend jedoch macht er mit dem Berliner Blechbläserquintett HAUPTSTADTBLECH , das sich aus verschiedensten Musikern aus ganz Deutschland zusammensetzt wunderbare Musik.
Die sechs Musiker haben sich bei Orchesterprojekten kennen gelernt und wollten mal im Rampenlicht stehen, denn im Orchester sitzen Bläser in der vorletzten Reihe, so ihre Begründung. Ihr Spektrum reicht von Barock bis Pop. Ouvertüre, Air und Marsch aus Händels "Wassermusik" werden ebenso brillant gespielt wie "I can do that" aus dem erfolgreichen Broadway-Musical "A Chorus Line" von Marvin Hamlisch.
Die Musiker entpuppen sich dabei als echte Weltenbummler, die eine musikalische Reise von Europa aus in die Neue Welt und wieder zurück unternehmen und den Zuhörer, auch visuell durch eine entsprechende Verkleidung , dabei mitnehmen.
Die Konzerte, die Sie bei uns in Steinach und der Umgebung geben
(wann immer es ihnen möglich ist), sind immer gut besucht.
(Kontaktadresse : www.HAUPTSTADTBLECH.de )
Quellenangabe u.a.: Stern-Interview / Ihre Waffe ist die Musik , aus 2005 (09.03.2012)