Advent steht vor der Tür
In einer Woche ist es so weit, der 1. Advent läutet die Vorweihnachtszeit ein. Eine Zeit verbunden mit sehnsuchtsvollen Kindheitserinnerungen, eine "stade" Zeit, in der man den Alltagsstress hinter sich lassen sollte, doch so einfach ist das nicht mehr. Die Hektik verfolgt uns, das Fest der Geburt Jesu verkommt immer mehr zu einem Fest des Überflusses, schon jetzt, eine Woche vor Advent, wird man überschüttet von Werbespots, die uns eine heile Weihnachtszeit vorgaukelt, nur mit dem Ziel, die Kassen in den Geschäften klingeln zu lassen. Kann man diesem Kommerz entfliehen? Ich habs versucht, wollte meine Weihnachtsplätchen selber backen, statt teures Geld dafür auszugeben, doch dann musste ich feststellen, dass auch das nicht ganz ohne Stress abgeht...
Weihnachtsplätzchen
Seit Stunden steh ich in der Küche,
um meine Nase zieh’n Gerüche,
von Zimt und feinem Marzipan,
doch dies ich nicht genießen kann,
die Haare stehen mir ganz wirr,
die Arbeitsplatte voll Geschirr,
die Schokolade schmilzt im Topf,
Rezepte schwirren mir im Kopf.
Vanillekipferl möcht’ ich machen,
ich hoff’, man wird nicht drüber lachen,
gesiebtes Mehl und Puderzucker,
und dazu ein Stückchen Butter,
geschälte Mandeln fein gerieben,
steht in Schuhbecks Buch geschrieben,
soll man zu einem Teig verkneten,
ich bin geschafft, kann nur noch beten.
Nun soll ich eine Rolle formen,
doch dafür gibt es keine Normen,
ich form sie einfach wie ich kann,
in eine Folie leg sie dann,
so eingewickelt muss ich nun,
den Teig in meinen Kühlschrank tun,
jetzt hab ich zwanzig Minuten Zeit,
doch dies ist keine Ewigkeit.
Muss ganz schnell zur Tat nun schreiten,
die nächsten Plätzchen vorbereiten.
Honigtrüffel ich kreiere,
dazu brauch’ ich Kuvertüre,
einmal dunkel, einmal weiß,
Zucker kochen im Wasser heiß,
den Läuterzucker kühlen lassen,
ich hoff, es wird schon alles passen.
Doch die Zeit, die rennt davon,
und es schrillt der Klingelton,
erschrocken schaue ich recht dumm,
sind zwanzig Minuten denn schon um?
Ich muss mich sputen, mich beeilen,
kann bei den Trüffeln nicht verweilen,
ein dampfend’ Kessel leise pfeift,
der Kipferlteig ist schön gereift.
Ich forme aus dem Teig nun Kugeln,
bei dieser Arbeit nur nicht hudeln,
daraus kleine Röllchen walken,
die Enden dünn, ja keine Balken.
Auf ein Backblech nun die Kipferl,
die ausseh’n fast wie Bubenspitzerl,
das Backblech in den Ofen rein,
doch der soll vorgeheizt schon sein.
Ich hab’s vergessen, dreh am Knopf,
schon wieder schwirrt’s in meinem Kopf,
ich denke an die nächsten Plätzchen,
die vor allem mag mein Schätzchen.
Ananas, gehackt, kandiert,
dazu noch Rum ganz ungeniert,
Eiweiß, Eigelb, Sahne, Mandeln,
auch Marzipan kann’s nicht verschandeln.
Ich komm ins Schwitzen, so geht’s zu,
hab viel zu tun, find keine Ruh’,
muss kneten, formen, untermischen,
manch Eierschale aussi fischen,
Teig ausrollen, Spritzbeutel füllen,
den nächsten Teig in Folie hüllen,
Baisermasse in Tupfen spritzen,
ach, könnte ich doch einmal sitzen.
Der Klingelton schon wieder schrillt,
am liebsten hätt’ ich ihn gekillt,
das Blech ist heiß, die Kipferl hell,
so ist’s richtig, erkenn’ ich schnell,
Puderzucker ganz dick gestreut,
der mit Vanille den Gaumen freut,
ja, mit Genuss kann ich sie essen,
und der Stress ist schnell vergessen.
Norbert Wieland
-
Gelöschter Nutzer
am 29.11.2012
um 12:02
Gelöschter Kommentar