Duell zwischen Freundinnen: Sopranistinnen in edlem Gesangswettstreit - Impressionen einer Generalprobe
Im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck war am 6. März ein sehr ungewöhnlicher, dafür aber umso amüsanterer musikalischer Wettstreit zwischen der Sopranistin Christine Bath und der Mezzosopranistin Christine Leyser zu erleben. In einem nicht alltäglichen Konzert wetteiferten eine Operettendiva und ein Musicalstar um musikalische Weihen.
Ideengeber und Initiator für das Konzert „Strauß & Co. meet Gerhswin and Friends“ war wie so oft Klaus Linkel, Dirigent und musikalischer Leiter der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck. Über 500 Musikfreunde waren gekommen, um zu erleben, wie das Orchester des Südböhmischen Theaters in Budweis und die Sängerinnen und Sänger des Chores der musikalischen Auseinandersetzung der sangeswütigen Damen den richtigen Rahmen verliehen. Zwischen all diesen Komponenten stand der Dirigent als Sekundant in diesem Duell. Er dirigierte Orchester und Chor, gab die Einsätze für die Solistinnen und war außerdem bei seiner launigen Moderation auch noch Stichwortgeber für die mannigfaltigen Aktivitäten auf der Bühne.
Schon die Generalprobe am Nachmittag wurde zu einem turbulenten Ereignis mit überraschenden Einfällen und Bühnengags. Dabei sind auch die Fotos entstanden. Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck, sonst nur mit seriöser Gesangsarbeit befasst, ließ nicht nur ihren Stimmen erklingen, sondern sie wurde im wahrsten Sinne des Wortes mobil. Die Auf- und Abgänge wurden zu Aktionen verdichtet und ein Teil des Chores agierte zeitweilig profesionell als Chorusline an der Bühnenkante.
Es begann schon damit, dass sich die beiden Sopranistinnen vor dem Auftritt, für das Publikum aber hörbar, in den Kulissen fetzten, um ihre Positionen im Wettstreit der Stimmen und Genres abzustecken. Da bedurfte es schon klarer Worte des Dirigenten, um die Damen in ihre Schranken zu weisen. Es sollte ja schließlich losgehen.
Im ersten Teil kam Christine Bath zum Zug. Der Kaiserwalzer von Johann Strauß stimmte auf den Operettenteil ein, den die Sopranistin dann zunächst mit dem Auftrittslied der Gräfin „Grüß dich Gott du liebes Nesterl“ aus der Operette „Wiener Blut“ eröffnete. Dann folgte etwas schwermütig, aber sehr romantisch, der Csádas der Rosalinde „Klänge der Heimat“ aus der berühmten „Fledermaus“. Emmerich Kálmán steuerte dann aus seiner Operette „Die Csádasfürstin“ das Lied der Sylva „Heija in den Bergen“ bei und von Franz Lehár ertönte voll Inbrunst „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus seiner Operette „Giudita“.
Das Marschseptett „Wie die Weiber“ aus „Die lustige Witwe“ rief dann abermals die Damen der Chorgemeinschaft auf den Plan. Gemeinsam mit den Solistinnen schwangen sie an der Bühnenkante rhythmisch ihre Beine während der andere Teil des Chores im Hintergrund sich ebenso taktvoll und synchron zu der schmissigen Musik bewegte. Ganz abgesehen von den launigen Einwürfen der Männer in Sachen Weiber. Turbulenter und mit den vielen Aktivitäten auf der Bühne konnte sich der erste Teil wohl kaum in die Pause verabschieden.
Dann kam das Musical und vor allem Georges Gershwin zum Zuge. Christine Leyser interpretierte mit „By Strauss“ eine Hommage von Gershwin an den Wiener Walzerkönig. Frederick Loewe stand dann mit Elizas Song „Ich hätt´ getanzt heut´ Nacht“ aus dem Welterfolg „My Fair Lady“ zur Verfügung bis dann wieder die wunderschönen Melodien von Georges Gershwin erklangen. Christine Leyser sind die Evergreens „Someone to watch over me“ und “Embraceable me” wie auf den Leib geschneidert. Zuvor brachte die Overtüre aus „Girl Crasy“ eine authentische Musicalatmosphäre in den Saal, die mit „I got Rhythm“ unter Mitwirkung aller einen fulminaten Ausklang fand. Dieser Song ging wegen seiner so großen Popularität später als Jazzstandard in das American Songbook ein und auch Benny Goodman hatte ihn in seinem berühmten Carnegie Hall Concert im Jahre 1938 auf dem Programm.
Ein Konzert ohne Zugabe? Nicht denkbar. Was bietet sich also nach so einem musikalischen Wettstreit an? Natürlich etwas von dem Kompositionsgenie Irving Berlin. Und so wollten sich die Sängerinnen zum Schluss noch einmal überbieten und sie wählten dazu „Alles was Du kannst, kann ich viel besser“ aus dem Musical „Annie get your Gun“. Die musikalische Parität zwischen Musical und Operette stellte schließlich „Im Feuerstrom der Reben“ von Johann Strauß wieder her. Die beiden Sopranistinnen sind auch im richtigen Leben befreundet und das Duell tat dieser Freundschaft keinen Abbruch. Abends war das Konzert dann ein grandioser Erfolg.