Die Wölkchen treffen den Froschkönig
Zweiter Jugendworkshop des Brucker Brett’l in Gelbenholzen
Inwiefern Spontaneität und Witzigkeit auch Handwerk sind, wie die Grundlagen des Puppenspiels funktionieren und wie der Froschkönig quakt: All das lernten bis zu 15 Kinder und Jugendliche am letzten Maiwochenende.
Der Jugendtheaterworkshop des „Brucker Brett’l e.V.“ fand heuer zum zweiten Mal in Gelbenholzen statt und stand unter dem Thema des diesjährigen Kinderstücks „Der Froschkönig“.
Gleich nach ihrer Ankunft bekamen die jungen Amateurschauspieler erste Gelegenheit, sich mit Märchenfiguren auseinander zu setzen, und das auf ungewohnte Art und Weise. Birgit Bauer und Susi Droth gaben eine Einführung in das Spielen mit Handpuppen, denn in der kommenden Theatersaison soll kein Mensch sondern eine Figur als Froschkönig auf der Bühne stehen. Die Schwestern zeigten, worauf bei der Führung zu achten ist und wie sehr es auf die passende Stimme für jede Figur ankommt. Unter den mitgebrachten Puppen wurde bald ein überheblich wirkender, dicker Kater namens Charlie zum ausgesuchten Liebling der Brett’l-Jugend.
Nach einer kurzen Kasperltheater-Szene zum Abschluss dieses ersten Workshops ging es Pizza-gestärkt in den Abend, der nach einer kurzen Konferenz in schaurig-gruseliger Mystery-Runde ausklang. Bei diesem Tischrollenspiel in bester Detektiv-Manier lautete die Herausforderung: Den Mörder des Mafiarivalen Giovanni aufzuspüren, ohne dabei zu viel von sich selbst preiszugeben.
Am Samstagmorgen wuchs die Gruppe: Die Kinder zwischen fünf und zehn trafen nach dem Frühstück in Gelbenholzen ein und wurden bald von Cäcilia Danke auf eine Traumreise entführt, die die Geschichte des Froschkönigs nachzeichnete. Anschließend spielten die Kinder die geträumte Szene nach und fanden sich als Hasen, Mäuse und Abenteurer am Froschbrunnen auf einer Lichtung im Zauberwald wieder.
Die Jugendlichen ließen derweil unter Chris Scherers Leitung Spontaneität und Fantasie freien Lauf und improvisierten was das Zeug hielt. Nach ein paar Aufwärmspielen ging es darum, die Erfindungen eines verrückten Professors schauspielerisch darzustellen und gemeinsam zu erraten, ob es eine Unterhose mit Joghuretten-Geschmack oder doch ein Gummibärchentoaster war, den er diesmal erfunden hatte.
Großen Spaß fanden die Nachwuchsschauspieler auch an der nächsten Übung, bei der sie durch klatschen den Gottesdienst zur Jogastunde und den Sterngucker zum Busfahrer werden ließen. „Man lernt dabei, offen zu sein und Impulse anzunehmen“, sagt Mareike. Julie stimmt ihr zu: „Die Techniken helfen auch beim ‚richtigen’ Theaterspielen weiter, und zwar dann, wenn etwas Unvorhergesehenes auf der Bühne passiert.“
Am Nachmittag kamen alle Workshopteilnehmer zwischen 5 und 18 Jahren zusammen, um ein paar Szenen aus dem Froschkönig spielerisch umzusetzen und dabei verschiedene Rollen auszuprobieren. Das Schauspielern gemeinsam mit „den Kleinen“ war für die Jugendlichen nicht ganz einfach. „Die haben sich halt noch nicht so getraut, aber es war schon gut, auch mal etwas gemeinsam zu machen“, meint Mareike.
Abends stand als Höhüpunkt des Wochenendes ein großes Grillfest für den ganzen Verein auf dem Programm – mit selbstgebrannten Mandeln und einer abenteuerlichen Schnitzeljagd kreuz und quer über den Engelsberg zum Nachtisch. Dabei waren nicht nur Spürsinn und Schnelligkeit, sondern auch Superstar-Qualitäten gefragt: Besonders die Gruppe „Rot“ beeindruckte durch Karaoke-Einlagen von Bon Jovi bis Wolfgang Ambros.
Wie stolpern lustig wirkt und wie Musik die Bühnenform des Slapstick witzig macht, zeigte Markus Limmer den Jugendlichen beim letzten Workshop des Seminars am Sonntagvormittag. Die Teilnehmer zogen dabei Ideen aus Alltagserinnerungen und alten Filmaufnahmen. Umgesetzt wurden diese in Szenen wilder Verfolgungsjagden, Synchron-Zeitungslesen und schwierigen Ausweichversuchen.
Nach dem heißersehnten Schnitzelessen, dessen Köchin mit dem Spitznamen „Erika Schnitzel“ bereits vorher zur Legende geworden war, erfuhren die Jungs und Mädels am Nachmittag auf dem Niedrigseilparcours die Chancen enger Zusammenarbeit und die Grenzen ihres Balancegefühls.
„Es war ein tolles Wochenende“, meint Felix zufrieden, als nach einer wilden Wasserschlacht noch einmal die Brett’l-Jugend zusammen sitzt. „Auch die Gruppe war richtig gut, wir haben uns nicht gestritten oder so“, stimmt Julie zu. Neben diesem guten Gefühl entstanden während der zwei Tage auch zahlreiche Impulse und Inspirationen, die nicht nur die Kursteilnehmer sondern auch die Leiter dankbar mit nach Hause nahmen.
Bericht von Lena Jakat