Schützenverein Immergrün in Eichenau
(Eichenau)
Die Schützengesellschaft gehörte zusammen mit dem Zuchtverein für Kleintiere zu den ersten Vereinen in der Siedlung. Die Bedeutung der Schützen wuchs ab 1920, als die Baugenossenschaft im Norden des Ortes und damit in der Nähe der Schützengaststätte mit ihren Baumaßnahmen eine der wichtigsten Keimzellen der Eichenau errichtete.
Schützengesellschaft "Immergrün" Eichenau von 1920 e.V.
Am 18. Dezember 1920 hatte der Spenglermeister Johann Schratzenstaller mit einer Anzeige im „Fürstenfeldbrucker Wochenblatt“ zur Gründungsversammlung einer „Zimmerstutzen-Gesellschaft“ in die Kanzler’sche Gastwirtschaft ( heute Neuabau Gaststätte "Zur Eiche") eingeladen. Von den Anwesenden traten 17 Herren spontan dem Verein bei; Frauen konnte erst ab 1966 Mitglied werden.
Der erste Vorsitzende wurde Johann Schratzenstaller , der sein eigenes Gewehr zur Gründungsversammlung mitgebracht hatte. Es ging sehr dürftig und einfach zu in der ersten Zeit. Da das Gastzimmer nicht zum Schießen geeignet war, teilte man es mit Blenden ab, so dass wenigstens auf sieben Meter geschossen werden konnte. Vom Gastzimmer aus wurde durch ein kleines Fenster in den Garten geschossen. Die Entfernung betrug dann zwölf Meter. Der Zieler musste also bei jedem Wetter hinaus und im Freien die Schüsse anzeigen. Deshalb zog der Verein ins Gut Roggenstein um.
Mit der Auflösung der Kantinenwirtschaft im Gut im Jahr 1923 verlor die Schützengesellschaft seine Bleibe und zog am 13. Oktober 1923 in der Gastwirtschaft "Zur Kolonie" (später „Zur Post“, genannt „Schliefer“) um. Schützenmeister Ziehe verbesserte das Schießverfahren, schaffte die Ehrenscheibe ab, führte Sachpreise ein und änderte die Verleihung der Königswürde: Der beste Schuss sollte entscheidend sein.
1927 wurde die „Schützenkette“ eingeführt: Sie bestand am Anfang aus 13 gestifteten Talern, auf deren Rückseite die Spendernamen vermerkt sind. Schützenketten sind ein zentrales Traditionssymbol und so erhielten auch die Schützendamen 1975 eine eigene Schützenkette. Erste Trägerin war Anneliese Böck, die erste Jugendkette erhielt Werner Heckes. Für die Pistolenschützen erhielt Walter Kopp 1983 die erste Kette.
Die Schützengesellschaft profitierte immer von der tatkräftigen Unterstützung ihrer Schützenbrüder. Viele Handwerker stellten gerne ihr Können unter Beweis, so auch wie Josef Staudacher, der die gesamte Schießeinrichtung erstellte.
Als der Krieg 1939 begann, verstärkte sich der Druck des „Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen“, die Schützenvereine in politische Organisationen einzugliedern.
Als Anfang 1942 alle Jungschützen zum Kriegsdienst eingerückt waren, stellte die Schützengesellschaft ihre Vereinstätigkeit ein. Nach dem Krieg war jede Art von Militarismus, zu der auch das Schießen in Vereinen gerechnet wurde, verboten. Erst am 27. Februar 1951 konnte der Schützenbetrieb wieder aufgenommen werden. Der alte und neue Vorsitzende Franz Popp organisierte zahlreiche Veranstaltungen, so Preisschießen, Vergleichskämpfe, Damenschießen und das traditionelle Königsschießen.
Anlässlich des Königsschießens am 22. November 1952 wurde auf dem Schützenfest ein für die Schützengesellschaft von Georg Notz, München, komponierter und von Frau Maria Wittmann gedichteter „Schützenmarsch Immergrün“ uraufgeführt.
Seit den 1950er Jahren erfreuten sich auch die Ausflüge wieder großer Beliebtheit und noch bis 1993 fanden Faschingsbälle statt, 1965 und 1966 sogar Orientierungsfahrten mit dem PKW.
In der Folgezeit wurde der Schießstand im Gasthof „Zur Post“ (Schliefer) auf fünf Stände erweitert, die 1956 mit dem Königsschießen eröffnet wurden. Am 8. Januar 1966 zog die Schützengesellschaft in die „Bahnhofgaststätte“ Kögelsperger-Schlegel (ehemals Mayersche und dann Kanzlersche Wirtschaft „Zur Deutschen Eiche“) um. Mit dem Abbruch der alten Gaststätte „Zur Deutschen Eiche“ 1969 wurde die Schützengesellschaft „heimatlos“.
Man plante erfolglos die Aufstockung des Feuerwehrhauses, den Ausbau des Schul - bzw. Rathausspeichers auf eigene Kosten. Stattdessen stellte der Verein bis Oktober 1972 drei Schießstände im Keller des Rathauses auf. Da mindestens fünf Stände erforderlich gewesen wären, suchte der Vereinsvorstand je länger desto intensiver nach Alternativen.
Da 50-jährige Jubiläum des Vereins wurde vom 16. bis 29. Mai 1970 zusammen mit dem 19. Gauschießen gefeiert. Die Familie Ondrusch ermöglichte das Schießen erstmalig in ihrer alten Teehalle. Über 500 Schützen aus dem Gau Fürstenfeldbruck beteiligten sich daran. Der feierliche Höhepunkt der Jubiläumsfeier war die Fahnenweihe am 31. Mai 1970 mit einem Festzug von mehr als 50 Vereine. Eichenau war stolz auf die höchste „Vereinsdichte“ im Landkreis, denn die kleine Gemeinde hatte gerade erst 5500 Einwohner. Der Bau der Schule Süd an der Parkstraße brachte dem Verein endlich eine neue Heimstatt: Der ursprünglich als Lager für Heizöltanks vorgesehene Raum wurde aufgrund der Umstellung auf Nachtspeicherheizungen frei. Schützenmeister Hans Pöllmann 1972 schloss mit der Gemeindeverwaltung einen Vertrag ab, der dort den Bau von elf Schiessbahnen ermöglichte. Gleichzeitig wurden ein Aufenthaltsraum und eine kleine Küche zur Verfügung gestellt. Wie es der Tradition entspricht, richteten die Schützen alle Räume selbst ein. Sie werden seither von den Schützen und dem Roten Kreuz gemeinsam genutzt. Das Rote Kreuz konnte allerdings ab 2011 in das neu erbauente Feuerwehrhaus an der Tannenstraße unmziehen.
Der Kauf einer Armbrust führte ab 1981 zu neuen Aktivitäten, die auch die Jugend ansprechen sollte.
Zum 75-jährigen Jubiläum der Schützengesellschaft richtete man 1995 das Gauschießen in der Turnhalle der Schule an der Parkstraße aus. Der Verein hofft seit Jahrzehnten auf größere eigene Vereinsräume mit längeren Schießständen.
Die Planung auf einem gemeindeeigenen Gelände beim Gewerbegebiet war schon weit fortgeschritten, als 2005 fehlende Finanzmittel erneut eine Aufschiebung des Projektes verursachten.
2006 zählte die Schützengesellschaft „Immergrün“ noch 130 Mitglieder.
Quellen:
Dietrich, Berhard, Chronik der Schützengesellschaft „Immergrün“ Eichenau 1920 e.V., Eigendruck im Selbstverlag, Eichenau , 2005
Mehr über den Verein im Geschichtsbuch "100 Jahre Eichenau" sowie im Internet:http://www.sg-immerguen-eichenau.de ,
Eichenauer Schützenvorstände
Johann Schratzenstaller 1920 - 1922
Wilhelm Ziehe 1922 - 1931
Josef Staudacher 1931
Franz Popp 1931 – 1941,
Lorenz Böck
Johann Wittmann 1957 - 1971
Hans Pöllmann 1971 - 1975 Gemeinderat
JürgenSeeliger Gemeinderat
Manfed Mayrock 1985 - 1991
Jürgen Seeliger 1991 - 1996
Alois Schießl 1996 - 2005
Claus Guttenthaler 2005 - 2008 Gemeinderat
Alois Schießl 2009 -
Artikel über Eichenau 100 Kurztexte für 100 Jahre Eichenauhttp://www.myheimat.de/fuerstenfeldbruck/beitrag/9892/kuenstlerkolonie-in-eichenau-eine-uebersicht-und-einfuehrung/