Markt in Bruck oder das Mittelalter kehrt zurück
So lud die erstmals 1306 als Markt bezeichnete Siedlung am Amperübergang Bruck, seit 1908 mit dem Fürstenfeld als Fürstenfeldbruck genannt, dieses Wochenende am 08. und 09.09.07 zu einem Mittelalterlichen Markt ein.
Seit 12 Jahren schon halten die Akteuer von Kramer Zunft und Kurtzweyl die herbstlichen Markttage in Fürstenfeldbruck ab.
Diese älteste Kumpaney, so erfuhren wir bei einem Gespräch mit dem Büttel, besteht schon seit 27 Jahren und hat es sich auf seine Fahnen geschrieben, daß authentische Mittelalter und das Zunftwesen zu erhalten und zu beleben. Die Akteure sind alle eigenständige Unternehmer, welche ihre Waren auch in ruhigen Phasen ohne Markt in Ihrer Werktstatt vorfertigen. Doch zeigt auch jeder Handwerker vor Ort seine Fingerfertigkeiten. Neuzeitliche „Störfaktoren“ wie Handys sind natürlich tabu und gesprochen wird durchweg einer Mundart, „wie sie aus dem Maule fährt“.
Entstanden ist KZK aus der alternativen Szene Ende der 70er Jahre.
Mit den Mittelalter Märkten, die ja überall boomen, wird der romantische Sinn befriedigt und die Wertigkeiten, die ja leider teilweise in der heutigen Zeit verloren gegangen sind, hochgehalten.
In Fürstenfeldbruck war Kramer Zunft und Kurtzweyl mit 52 Schranken / Läden, 55 Vereinsmitgliedern und insgesamt mit 120 Akteuren vertreten. Sie repräsentieren das Jahr 1407, in dem die ersten Zünfte entstanden sind.
Die Stände wurden nach 3x amtlichen Signal mit dem Horn und einer Flötenfanfare des Musicus durch den Herold eröffnet, da der Vogt noch bei der "Grub war, welche sich füllt je mehr sich der Vogt leert".
Eröffnet wurde dann der Markt durch den Ehrengast und "Magistrat" dem 3. Bürgermeister der Stadt Fürstenfeldbruck Franz Neuhierl. Nachdem die Ritterschaft zu Baden abgeholt worden war, gab es einen Einzug auf dem Markt mit Musik, Gaukler, Ritterschaft, dem Herold und dem Büttel, sowie dem Ehrengast. Der Weg führte die hohe Obrigkeit zur Probe der feinen Reisspeis. Der Büttel, welcher selber gerne probiert hätte, mußte mit drei Gabeln den "sensiblen" Henker füttern und auch genau aufpassen, daß dieser alles aß. Nach diesen Gabeln wurde der Henker an Augen, Zunge und Bauch geprüft, ob die Speise vergiftet sei. Ausser einem "Rummen im Gekröse, hörte der Büttel nur ein gepups aus dem Getöse". So zogen die hohen Herren auf die Bühne, wo sie eine Musikprobe der Musici zu hören bekamen. Danach zeigten die Handwerksmeister ihre Stücke dem Magistrat. Franz Neuhierl bewunderte die Stücke und gab mit wohlgewandter mittelalterlicher Wortwahl kund, das der Markt am Kloster Fürstenfeld eröffnet sei und Friede in der Stadt herrsche und keine Kriegskunst zu zeigen sei.
Bei einem späteren Gespräch erzählte er, daß es für ihn eine große Ehre und Spaß wäre, den mittelalterlichen Markt zu eröffnen. Auch die Robe wäre ihm nicht ganz unbekannt, da sie in ähnlicher Form, nur nicht so schön verziert, zu seinen täglichen Kleidungsstücken als Rechtanwalt gehöre. Er genoss noch ein paar Augenblickelang den Markt, ehe ihn der Alltag aus dem Mittelalter zurück rief.
Dank des doch recht trockenen Wetters waren wieder viele Besucher an beiden Tagen gekommen um die Zeitreise zu unternehmen. Darunter viele Gewandete, welche dadurch eine kleine Ermässigung beim Eintritt erhielten. Kinder unter Schwertmass (1,38m) brauchten keinen Taler Eintritt zahlen.
So konnte man an den zwei Tagen jederzeit mit den Handwerkern über ihre Tätigkeit sprechen und es sich erklären lassen, wie dies im Mittelalter ausgeführt wurde.
Wohlschmeichelnde Düfte zogen über den Platz und luden an verschieden Ständen zu lukullischen Genüßen ein. Ob nun frisches Brot, "hol mich raus, hol mich raus, ich verbrenne sonst", Zimt und Zucker, Knoblauch in Soßen und Gerichten und Gewürze, Salate, Reis, verschiedenst gefüllte Fladen und Fleisch, der beliebte Gerstensaft Bier und Apfelsaft, sowieTee und Mocca und Zuckerwerk wie Waffeln, dies alles gab es an den verschiedenen mittelalterlichen Imbissbuden.
Auch die Ritterschaft lies die Besucher an ihrem Leben teilnehmen und zeigte Volks- und höfische Tänze der Zeit, Lagerleben und Kampfertüchtigung.
Für die Kinder gab es an allen Ecken und Enden was zu sehen. Sei es das "Maustheatro", der Bogenschütze, die Filzerin oder allerlei Spektal auf der Bühne.
Auch durfte man nicht fehlen, wenn der Henker von seiner Arbeit und seinem Meisterstück mit dem Büttel diskutierte. Wie dies ausgegangen ist und was das Meisterstück so alles erzählen kann, dies sollte man sich im nächsten Jahr anschauen und mit all seinen Sinnen ins Mittelalter eintauchen.
Text: Anja Gleixner
Bilder: Andreas Gleixner
Ein interessantes Spektakel!
Danke für den Bericht!
LG Horst