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Flunkernde Mundwerker auf der Walz

Fürstenfeldbruck - Wenn früher fahrendes Volk in die Stadt kam, riefen die Mütter ihre Kinder ins Haus und nahmen die Wäsche von der Leine. Nicht so bei den „Fahrenden Mundwerkern“, die auf ihrer Walz 2008 im Wirtshaus Klosterstüberl in Fürstenfeld vorbeischauten. Ihnen fühlt man sich hingezogen, obwohl sie lügen, dass sich die Balken biegen und doch sind sie liebenswert und voll umwerfenden Schelmereien. Die Mundwerker verstehen ihr Handwerk. Der Lügenbaron Freiherr von Münchhausen hätte seine helle
Freude an ihnen gehabt, denn schier unglaubliche Geschichten haben sie im Gepäck. Der Flunkerbaron ritt auf einer Kanonenkugel, stieg sogar in der Luft auf die Kugel des Feindes um und zog sich am eigenen Schopf samt Pferd aus dem Sumpf.

Die Unwahrheitsliebe der Mundwerker ist von anderer Art. Sie haben nur wahre Lügengeschichten gesammelt, die sie in ihrem Programm „Dastunka und dalog´n“ einem schmunzelnden Publikum erzählen. Der Mundwerker-Geselle Norbert Kober hatte seine beiden „Lehrlinge“ Margot Krismer und Wilma Stiftinger auf seiner Lügentour dabei.

Kober erzählt von einer jungen Mutter, die ihrem in der Ferne weilenden Mann die Geschichte auftischt, dass die Milch der schwarzen Amme ihr Baby etwas dunkler gefärbt habe. Dann nimmt er dem Publikum das Versprechen ab, dass die Kunde von der wahren Erschaffung der Frau nicht den Raum verlässt und eine unglaubliche Schöpfungstat entwickelt sich unter seiner Fabulierkunst. Eine uralte Ariston-Handdrehorgel begleitet Lieder aus der Küche zum Mitsingen und Mundwerkerlehrling Wilma Stiftinger erzählt die Geschichte von einem liebestollen Pfarrer, der einer schönen Bäuerein hinterher wiehert und später als Teufel rußgeschwärzt eine peinliche Strafe bekommt. Die Mundwerker rekrutierten auch Spontalerzähler aus dem Publikum und ein knappes Duzend traute sich frei und ungezwungen aufs Parkett. Marianne erzählte von Germknödeln, Andreas fabulierte über die Entstehung der Dialekte und Brigitte von kulinarischen Köstlichkeiten in der Hölle - vor und nach den Wahlen.

Die Mundwerker wollen die Erzählkunst neu beleben, sie wieder zur Kunstform erheben. Ein süßer Tropfen Nostalgie im See der medialen Reize.

Klosterwirtin Birgit Bartels-Peter meinte zum Schluss: „ Es war ein schönes Miteinander in diesem kleinen Kreis. Alle haben mitgemacht. Wunderbar.“

Bleibt nur noch die Frage offen, ob alles gelogen war oder ob sich da nicht doch ein Körnchen gut getarnter Wahrheit eingeschlichen hatte?

Klaus Kriesbach

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MundwerkerWalz 2008Walz

3 Kommentare

Lieber Klaus, wir waren auch dabei und können Deine gelungenen Worte nur bestätigen. Sehr sensibel von Dir nachempfunden. Wir waren schon auf Veranstaltungen und haben in der folgenden Kritik der Presse verzweifelt überlegt, ob wir versehentlich woanders gelandet sind, so fremd waren uns die Worte. Doch dies passiert bei Dir nie, wir kennen Dich auch vom FFB Tagblatt. Mach einfach weiter so! Liebe Grüße, Birgit , Heike, Andi & Martin

Grüß Gott!
Sehr geehrter Herr Kriesbach,

wer dabei war weiß: Da ist nichts, aber auch schon gar nichts: "Dastunka und dalog´n". Ein traumhafter Abend bei lieben Wirtsleuten mit einem lukullischen Hochgenuß den uns Martin Peter und sein Team mit Ihrem "Mundwerkermenue" auf den Tisch gezaubert haben.
Schön das es sowas noch gibt - das sind die wahren Freuden des Lebens.
Herzlichst
Andreas Sandbichler

Schließe mich obigenm Lob an, was den Artikel betrifft. Auffällig gut geschrieben. Sehr schön anschaulich, als wäre man dabei gewesen. Leider war ich es nicht.

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