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Der Jazz – Ein Musikstil erobert die Welt (Teil 6)

  • In dem elitären Musiktempel fingen Alt und Jung plötzlich an zu tanzen
  • hochgeladen von Klaus Kriesbach

Aaron Copland, der wie auch Belá Bartók, Paul Hindemith oder Darius Milhaud für Benny Goodman geschrieben hat, bezeichnete den Virtuosen als Meister der Klarinette und als Meister der Orchesterschulung, der die Einheit der modernen Musik jenseits aller Richtungen offenbar werden ließe. Zwischen 1935 und 1944 leitete Benny Goodman die populärste Band, die mit perfektem Sound vom breiten Publikum mit dem Markenzeichen „Benny Goodman – King of Swing“ bedacht wurde und dessen Konzept maßgeblich durch die Arrangements von Fletcher Henderson beeinflusste wurde. Teil des Erfolges war aber auch ein für damalige Verhältnisse optimales und effektives Marketingverhalten.

Mit Titeln wie „Sing, Sing, Sing“, der 1936 entstand, wurde das Orchester weltberühmt und obwohl das Konzept stets auf große Orchesterwirkung ausgerichtet war, blieb immer noch Raum für Kreativität, Soloeinlagen der großen Stars, darunter neben dem Meister selbst die Trompeter Harry James und Bunny Berigan, der Pianist Jess Stacy oder der Drummer Gene Krupa. Ein weiterer Baustein seines Erfolges war die Gründung von kleinen Combos, wie das Trio mit Benny Goodman, Teddy Wilson am Klavier und Gene Krupa am Schlagzeug. Später wurde diese Formation beispielsweise dann noch mit dem Vibraphonisten Lionel Hampton zum Quartett erweitert.

Benny Goodman war der Spross einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie und Benny hatte seit seinem zehnten Lebensjahr regelmäßig Klarinettenunterricht bei Franz Schoep vom Chicago Symphony Orchestra. Anfang der zwanziger Jahre hatte er schon lokale Auftritte und konnte sich, obwohl er nicht zu den Austin High School- Absolventen zählte, bald fest in der Szene etablieren. Von 1925 bis 1929 gehörte er der Band von Ben Pollack an. Später ging er dann nach New York und stellte für die damals beliebte Rundfunkserie „Let´s Dance“ eine Big Band zusammen, mit der er auf einigen Tourneen zunächst wenig Beachtung fand. Der Durchbruch und damit der Startschuss in die „Swing-Ära“ kam 1935 bei einem Auftritt im Polamar Ballroom in Los Angelos. Kein anderes Swingorchester dieser Zeit konnte einen so kometenhaften Aufstieg verzeichnen.

Mit dem ersten und wohl spektakulärsten Jazzkonzert am 16. Januar 1938 in der Carnegie Hall in New York machte Benny Goodman mit seiner Big Band den Jazz und vor allem den Swing „salonfähig“. Er schrieb damit Jazzgeschichte. Die Tonaufnahme dieses Konzertes gilt in Fachkreisen als besonderes Kleinod in der Dokumentation von Swingmelodien. Benny Goodman hatte im Vorfeld große Zweifel am Gelingen des Projekts gehegt. Schließlich konnten ihn Helen Oakley und John Hammond doch dazu überreden und bereits Wochen vorher war die Carnegie Hall ausverkauft. Nervös standen die Musiker vor ihrem Auftritt dann hinter der Bühne. Der Trompeter Harry James linste durch den Vorhang und soll angesichts des eleganten Publikums geflüstert haben: „Ich komme mir vor wie eine Hure in der Kirche“.

Aber als die Band dann auf der Bühne stand und Benny Goodman mit seiner Klarinette erschien, ging ein Aufschrei der Begeisterung durch das Publikum. Die erste Nummer war „Don`t Be That Way“ und die Musiker, denen die fremde Umgebung noch nicht geheuer war, spielten sehr verhalten. Der Drummer Gene Krupa ergriff dann die Initiative und riss sie mit einem donnernden Schlagzeugbreak aus ihrer Lethargie. Goodman hatte für das Motto des Konzertes „Zwanzig Jahre Jazz“ gewählt und er sagte später: „ Es machte mich glücklich, diese Jungs in der Band zu haben, sie spielten, wie sie es immer getan hatten und an diesem Abend machten sie es besonders gut. Wir spielten für Bix, wir spielten für die Jungs auf den Dampfern, in den Spelunken und den Kneipen“.

Völlig spektakulär war auch, dass es Alt und Jung nicht auf den Plätzen hielt und in der altehrwürdigen Halle zu tanzen begannen. Die Live-Aufnahmen des Konzertes wurden erst zwölf Jahre später veröffentlicht. Sie zeigten die Goodman-Band im Zenit ihres Könnens. „Ich glaube, die Band in der Carnegie Hall war die beste, die ich je hatte“, erinnerte sich Goodman später. Es ist der Tochter von Benny Goodman zu danken, dass dieses historische Konzert überhaupt der Nachwelt erhalten blieb. 1950 fand sie in einem Schrank einen Stapel Matrizen, in die eben dieses Konzert in der ehrwürdigen Carnegie-Hall eingeritzt war. Seit einem halben Jahrhundert nun verkörpert diese Aufnahme eine Quintessenz der Swingära. Wer waren nun die legendären Musiker, die diese Aufnahme zu einem Juwel der Jazzgeschichte gemacht haben. Hier sind sie: Neben dem Bandleader und Initiator Benny Goodman standen auf der Bühne: Die Trompeter Harry James, Buck Clayton und Ziggy Elman und am Piano wechselten sich Count Basie und Teddy Wilson ab. Der große Lester Young spielte das Tenorsaxophon, am Vibraphon glänzte Lionel Hampton und schließlich zeigte Gene Krupa am Schlagzeug sein unvergleichbares Talent. Die große Jazzsängerin Martha Tilton hatte die Gesangspartien in dem berühmtesten aller Jazzkonzerte übernommen.

Die Liste der Festival-Erfolge von Benny Goodman ist noch lang. Mit den Besten seiner Zeit hat er vorzügliche Musik gemacht. Immer wieder aber hat er die klassische Musik nicht aus den Augen verloren. Die Besten komponierten für ihn und er selbst spielte viele dieser Werke mit ein. Benny Goodman ist zur Jazzlegende geworden. Am 30. Mai 1909 wurde er in Chicago geboren und nach einem erfüllten Musikerleben schied er am 13. Juni 1986 in New York aus dieser Welt. Der Chronist dieser Zeilen ist dankbar, dass er diesen großen Musiker noch selbst auf der Bühne erleben durfte und sich an seinem einmaligen Spiel ebenso begeisterte wie Millionen davor.

Klaus Kriesbach (Wird fortgesetzt)

Fotos: www.photocase.de

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  • Benny Goodman vereinigte in der Carnegie Hall die besten Musiker seiner Zeit
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