„Die Mauer muss wieder her!“
Wenn jemand diese Forderung erhebt, kann es ihm passieren, dass er von der jüngeren Generation die Gegenfrage bekommt: „Welche Mauer?“
Uns Älteren ist sie in bester Erinnerung, trennte sie doch vom 13. August 1961 bis Ende 1989 die Bundesrepublik von der DDR ab. Eine Umfrage (ddp / AZ vom 16.03.2010) im 20. Jahr der deutschen Einheit brachte nun an den Tag:
23% der Ostdeutschen und 24% der Westdeutschen finden es „manchmal wünschenswert“, es gäbe die Mauer noch. Und ca. 15% auf beiden Seiten meinen, etwas Besseres, als die Mauer wieder zu errichten, könne gar nicht passieren.
Sehr interessant an dieser Umfrage ist, dass sich 80% der Ostdeutschen und 72% der Westdeutschen vorstellen können, in einem sozialistischen Staat zu leben, wenn dieser nur für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit sorge.
Über dieses Ergebnis zeigten sich sehr viele Leserbriefschreiber (der AZ) entsetzt und malten die schrecklichsten Auswüchse des Sozialismus an die Wand. Mit einem eigenen Leserbrief konterte ich heute – mal sehen, ob er in der AZ gedruckt wird:
„Wenn viele Bundesbürger beim Gedanken an „das Gespenst des Sozialismus“ nicht zu Tode erschrecken, entspringt dies weniger einer Verklärung der DDR als einer Analyse unseres Systems: Die Gewinne unserer Banken und Großkonzerne fließen in die privaten Hände Weniger – die milliardenschweren Verluste übernimmt die Allgemeinheit, sie werden „sozialisiert“. Billionensummen werden weltweit an den Börsen verzockt. Millionen Kleinanleger verloren dabei ihr Erspartes - die Gewinne flossen in andere Hände. Beim Gesundheitswesen sollen Millionäre und Normalverdiener denselben Sockelbetrag bezahlen. Milliardenschwere Steuerflüchtlinge werden mit Samthandschuhen angefasst – aber Kleinstvergehen bedeuten den Verlust des Arbeitsplatzes. Das heißt:
„Freiheit“ wird nicht in erster Linie als Gedankenfreiheit empfunden, sondern als Spielfeld, auf dem die Reichen immer reicher, die Mittellosen immer mittelloser werden. Ist es wirklich verwunderlich, wenn sich immer mehr Bürger wünschen, dass auch Gewinne verstärkt der Allgemeinheit zugute kommen?“
Nachdenkenswert … ?
NB: Der Leserbrief ist heute (23.03.10) in der AZ in voller Länge erschienen. Alle Achtung - das erfordert durchaus Mut! Konservative Leser werden hier sicher der Zeitung "Linkslastigkeit" vorwerfen.
Wer will, der könnte dazu aber meinen Kommentar vom 23.03. (unten) lesen.
Schön, lieber Markus,
dass wir hier mit unserer christlich geprägten Grundeinstellung eng beisammen liegen.
"Weltweit", so heíßt es in einem Artikel der AZ (von Reuters) vom 18.06.10, "ist das angelegte Vermögen im verg. Jahr um 12 Prozent gestiegen ... Damit sind die Reichen im Schnitt wieder reicher als vor der globalen Finanzkrise, in deren Verlauf das weltweit verwaltete Vermögen um zehn Prozent eingebrochen war ...", und weiter: "Millionäre seien in weniger als einem Prozent der Haushalte zu finden, verfügten jedoch über 38 Prozent des globalen Vermögens."
Weitere Kommentare dazu sind, meine ich, überflüssig, außer:
Unsere Politik täte gut daran, sich dieses Klientels bei der Reduzierung unserer Staastverschuldung verstärkt anzunehmen ...