Landsberger Autoren in der Wildnis
„Wieder Wildnis Wagen“ – unter diesem Motto war der Autorenkreis Landsberg von Veranstalter Professor Dr. Volker Zahn auf seinen Arche-Noah-Hof in Kreut bei Peiting zu einer Lesung geladen. Inmitten eines alten Stadels, in dem aus allen Ecken kreative Kunst grüßt, hatten sich die zahlreichen Fans der Wortkunst versammelt. Souverän begrüßte der Peitinger Moderator Hans Schütz alle Anwesenden zur Ausstellung, die er maßgeblich mitorganisiert hatte.
Musikalisch umrahmte Adelheid Reßler, vielseitig engagiertes Multitalent aus Steingaden, mit wenig wilden, aber bekannten Walzern auf ihrer steirischen Ziehharmonika den Abend.
Frau Gertrud Sybille Mende aus Murnau, trotz ihrer 88 Jahre jugendlich agil, träumte in ihren Gedichten von einer schöneren Welt, in der die Vögel „den Samen der Zukunft in ihren Schnäbeln tragen“.
Frau Dr. Maria-Anna Bäuml-Roßnagel, Professorin für Lehrerausbildung an der Uni München, war mit einer kleinen Ausstellung und einigen ihrer Studenten zugegen. Sie forderte in ihrer Lyrik weit mehr Menschlichkeit und Verständnis für unsere Kinder.
Lore Kienzl aus Fuchstal malte vom Wind am Meer bis zum „stumpf gewordenen Löwenfell“ lyrisch gewaltige Sprachbilder über die Natur bis hin zum Altern des Menschen.
Werner Kjaer aus Schongau überraschte mit einer Geschichte in gekonntem „Weanarischem“ Dialekt: Aus einem Fenster heraus wird über jeden, der zu sehen ist, wild abgelästert.
Hans Schütz lobte zunächst Veranstalter Dr. Volker Zahn als einen, der sich „da Zahn it ziaga losst“. In herrlichen Wortspielen trat er vehement ein für eine Natur, in der „der Wald nach Vielfalt und nicht nach Ster geschätzt wird.“
Für Werner E. Saemann, Lyriker aus Bad Rodach, beginnt die Natur dort, „wo die Pflastersteine enden“ und fehlende Unkrautvernichter Wildwuchs erlauben.
Roland Greißl aus Fuchstal las die ergreifende Geschichte einer heute 70-jährigen Frau, die als fünfjähriges Mädchen viele junge Männer vor einem Erschießungskommando rettete.
Eine Weltpremiere stellte der Auftritt von Helmut Glatz aus Landsberg als Liedermacher dar. Er erhob dabei seine mutige Stimme für eine freie Natur, in der „nicht nur rechte Winkel erlaubt sind“, sondern Abenteuer, Wind und Regen noch erlebbar sind.
Thomas Glatz aus München wartete mit skurril-verzerrten sprachlichen Momentaufnahmen aus verschiedenen Orten des Landkreises Landsberg auf.
Den Abschluss der Lesenden bildete Carmen Kraus aus Landsberg. Ihre ausgefeilte Lyrik mit wilden Gedanken, wilden Träumen und den feurig wilden Farben der Kunst rundete den Abend stimmig ab.
So zeigte sich eindrucksvoll, dass Wildnis zu einem „ökologisch-ökonomisch-kulturellen Gesamtereignis“ werden kann, so Moderator Hans Schütz.