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Abriss der Herz-Jesu-Kirche in Friedrichsdorf

An der Taunusstraße in Friedrichdsdorf standen 100 Jahre lang zwei Kirchen. Im Februar 2013 war es nur noch eine.

In dem von Hugenotten gegründeten Ort Friedrichsdorf sind regelmäßig die Abrissbagger anzutreffen. Die Stadt verfügte einst über einige große Industriebetriebe wie etwa das bekannte Milupa-Werk, die komplett aus dem Stadtbild verschwunden sind. Die Flächen wurden meist für Wohnbebauung verwendet. Allerdings sind auch die Häuser in den Siedlungen nicht vor dem Bagger sicher. Es kommt öfters vor, dass Wohnhäuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Grund dafür sind die hohen Grundstückspreise des im S-Bahn-Bereich von Frankfurt liegenden Ortes, durch die der Wert von Gebäuden keine so große Rolle im Gesamtpreis spielt wie bei günstigen Grundstücken auf dem Lande.

Die Herz-Jesu-Kirche entstand als kleine Kapelle 100 Jahre vor ihrem Abriss. In den fünfziger Jahren wurde sie wegen der wachsenden Gemeinde ausgebaut. Die Kirche wurde im hinteren Teil durch einen Anbau mit Gemeinderäumen erweitert. Das Glockentürmchen über dem Eingang wurde durch einen separaten Glockenturm aus Beton ersetzt. Aus ästhetischer Sicht war der Umbau nicht zum Vorteil der Kirche, welche vorher besser ausgesehen hatte.
Der Anfang vom Ende begann Anfang der neunziger Jahre, als etwas mehr als einen Kilometer entfernt vom Standort der Herz-Jesu-Kirche eine neue Kirche mit Gemeidezentrum errichtet wurde. Damit verlor die Herz-Jesu-Kirche wieder an Bedeutung. Etwa zehn Jahre später wurde im Rahmen des vom Bistum Limburg angestoßenen Prozesses "Sparen und Erneuern" die Kirche als entbehrlich angesehen, aber zunächst einmal noch weiter genutzt. Ende 2011 gab es sogar zuästzliche Gottesdienste in der Kirche - allerdings von der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde, die ihre Kirche wegen Erneuerung der elektrischen Leitungen nicht nutzen konnte. Am 26.2.2012 fand der letzte Gottesdienst statt, bei dem um 16:30 Uhr das ewige Licht gelöscht wurde.

Im Mai 2012 wurden aus der Kirche alle Heiligenbilder enthaltene Fenster entnommen, die in an eine anglikanischen Kirche in Dubai gingen. Im Juni erfolgte der Ausbau der Glocken, welche im Pastoralen Raum Bad Homburg/Friedrichsdorf verbleiben.

Mit dem Abräumen des Grundstücks wurde im Januar 2013 begonnen. Zunächst verschwanden eine Garage und das frühere Küsterhaus. Mit dem Abbruch der Kirche wurde am hinteren Ende angefangen. Der Glockenturm, aus dem bereits ein halbes Jahr vorher die vier Glocken entnommen worden waren, verschwand als letzter Teil der Bebauung. Er wurde in Stücke gesägt, die mit Hilfe eines Krans heruntergelassen wurden.
Das Gelände war während der Abbrucharbeiten an den Seiten, wo nicht unmittelbar ein Grundstück angrenzte, von einem Bauzaun umgeben. Man konnte jedoch zumindest während der Zeiten, wo der Abbruch ruhte, ohne Probleme das Grundstück durch ein Tor betreten, welches die Bauarbeiter nicht verschließen konnten, um den Bewohnern der Taunusstraße 85a nicht den Weg zum Grundstück abzuschneiden. Das nutzte etwa ein Anwohner aus, um sich aus den traurigen Gesteinsresten noch ganz gebliebene Ziegelsteine für den Garten herauszusuchen. Wenn sie einmal nach dem Ableben des Gartenbesitzers entsorgt werden, wird keiner mehr wissen, dass sie einst aus einer Kirche stammten.
Das Kirchengrundstück gehört nun der Nieder-Ramstädter Diakonie, die dort zwei Wohnhäuser für 16 behinderte Menschen errichten möchte.

Lage
Die Kirche stand auf der rechten Seite eines Grundstücks in der Taunusstraße. Links von der Kirche standen der Glockenturm und dahinter das Pfarrhaus. Zu den Gebäuden gehörte noch eine Garage in der linken hinteren Ecke des Grundstücks. Zwei Grundstücke grenzen unmittelbar an das Kirchengelände: Ein Nachbar zur Linken und das Haus mit der Nummer 85a, welches auf der Rückseite angrenzt. Der Zugang zu diesem Haus erfolgte auf einem Weg zwischen Garage und Pfarrhaus. Auf der rechten Seite trennte ein Grasweg das Kirchengelände vom nächsten Grundstück. Der Weg erschließt die unbebauten Flächen rechts vom Haus mit der Nummer 85a.
Bis zur Entweihung der Herz-Jesu-Kirche waren an der Taunusstraße innerhalb von 500 Metern drei Glaubensgemeinschaften vertreten. Bewegt man sich vom Standort der katholischen Herz-Jesu-Kirche aus Richtung Stadtmitte, so stößt man hinter einer Straßenbrücke auf die Anlagen der Mormonen, die ein Gemeindezentrum mit Marmortempel auf dem Gelände einer früheren Nudelfabrik errichteten. An der Einmündung in die Hugenottenstraße findet sich eine evangelische Kirche, welche Denkmalschutz genießt und dadurch nicht im Bestand gefährdet ist.

Einige Angaben vom Bauschild
Baugenehmigung: 612-101-BA-1900-12-09
Bezeichnung des Vorhabens mit Angaben zur Nutzungsart des Gebäudes und zur Zahl seiner Geschosse: Abbruch einer Kirche mit Glockenturm, eines ehem. Pfarrhauses und einer Garage mit WC-Anlage
Lage: Taunusstraße 85-87, Friedrichsdorf, Flur 1, Flurstück 65/5

Geschichte der Herz-Jesu-Kirche
1913: Fertigstellung als Filialkirche von Kirdorf
1955: Erweiterung der Kirche
1962: Bau des 20 Meter hohen Glockenturms
1963: Kirche wird zur Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Friedrichsdorf
1993: Einweihung von Sankt Bonifatius In Seulberg(Kirche und Gemeindezentrum), damit Rückstufung zur Filialkirche
2006: Umsetzung des Prozesses „Sparen und Erneuern“ (Bistum Limburg) - Unterhalt für die Kirche wird gestrichen
26.02.2012: Abschiedsgottesdienst - Entweihung der Kirche
18.05.2012: Ausbau der Fenster mit den Heiligenbildern
19.06.2012: Entnahme der Glocken
07.01.2013: Beginn der Abrissarbeiten
01.02.2013: Abriss des Glockenturms

Presseartikel
23.02.2012: Behindertenheim ersetzt Herz Jesu
25.02.2012: Der letzte Gottesdienst
28.02.2012: Herz Jesu-Kirche entweiht
28.02.2012: Zeitzeugen - Ein Stück Heimat
19.05.2012: Heilige reisen in die Emirate
19.06.2012: Heute zieht "Maria" um
20.06.2012: Glocken im Sinkflug
26.07.2012: Kaffee trinken auf Gebetsbänken
19.12.2012: Herz Jesu: Abriss im Januar
22.12.2012: Nieder-Ramstädter Diakonie: Haus Myriam bleibt
07.01.2013: Abschied von Herz-Jesu
08.01.2013: Fledermäusen auf der Spur
11.01.2013: Das Küsterhaus liegt in Trümmern
19.01.2013: Verschwinden auf Raten
02.02.2013: Campanile abgesägt

Weitere Links
St. Bonifatius: Abschied von der Herz-Jesu-Kirche

Noch eine Anmerkung:
Ende 2011 war ich einmal in der Kirche gewesen, ohne jedoch zu ahnen, dass Entweihung und Abriss schon so nahe sind. Leider hatte ich die Gelegenheit nicht für einige Innenaufnahmen genutzt. Auch wenn ich nicht direkt mit dieser Kirche verbunden war, so war es schon bedrückend, die Zerstörung der Kirche mitzuerleben.

Bilder von Sören-Helge Zaschke und Simone Schmitt

  • Ein Anwohner hatte sich verschiedene Steine für den Garten aus den Schutthaufen herausgesucht. (19.01.2013)
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke
  • Bild 53 / 69

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