Schaut hin - Auf Buchstabensuche in Frankfurt
"Schaut hin" war das Motto des ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt. Wegen der Corona-Pandemie gab es aber nicht viele Angebote in der Stadt, wo man hinschauen konnte - die meisten Angebote musste man sich im Internet anschauen. Nicht so ein Kirchentags-Spaziergang, der vom Hauptbahnhof zur Europäischen Zentralbank führte. Für diesen waren die Buchstaben von "Schaut hin" an Orten zum Hinschauen aufgestellt worden.
Der erste Buchstabe stand vor dem Hauptbahnhof. In dieser Gegen möchte man nicht unbedingt so genau hinschauen. Hier waren viele Leute aus verschiedenen Randgruppen anzutreffen. In einer Gasse seitlich des Bahnhofs nutzte ein Mann den Durchgang unter einem Baugerüst, um einem anderen ein Tütchen mit einem tabakartigen Stoff zu übergeben. In der Kaiserstraße lief einer mit drei Packungen irgendwelcher Küchenmesser herum, die er Passanten aufschwätzen wollte. Außerdem waren sehr viele Menschen unterwegs.
Bei Buchstabe zwei konnte man auf das beliebte Euro-Symbol blicken, welches dort ursprünglich nur für begrenzte Zeit stehen sollte, aber wegen seiner großen Beliebtheit zu einem dauerhaften Wahrzeichen von Frankfurt geworden ist. Der Weg zum nächsten Buchstaben führte durch den Grüngürtel bis zur Alten Oper. Das war viel angenehmer als der Gang durch die Kaiserstraße.
Im Park als auch vor der Alten Oper standen diverse Polizeiautos. Anwohner des Bauabschnitts VKE40 der A49 mögen sich an die Polizeieinsätze beim Fällen der Bäume erinnern, als überall am Wald große Mengen von Polizeiautos standen.
Nächstes Ziel des Spaziergangs sollte eine Installation an der Hauptwache sein, zu welcher riesige Tische und Stühle gehörten. Rechts vom Weg gab es noch mehr Polizeiautos und drei originell gestaltete Skulpturen. Diese stammten von Kirchentagsgegnern, die gegen evangelische Kirche, katholische Kirche und die Subventionierung von Kirchentagen demonstrierten.
An der Hauptwache gab es eine spezielle Installation aus übergroßen Tischen und Stühlen, welche man von einer Seite durch das Auge Gottes betrachten konnte. Am Samstagnachmittag gab es jedoch Einschränkungen durch Polizeiabsperrungen, welche für Umwege sorgten. Hier konnte man auch die Ursache für das große Polizeiaufgebot sehen: Palästinenser und Gegendemonstranten mit Israel-Flaggen demonstrierten wegen eines Vorfalls im Gaza-Streifen. Man fühlte sich irgendwie in die Zeit Christis versetzt, als es in dieser Gegend Auseinandersetzung zwischen Römern, der Judäischen Volksfront und der Volksfront von Judäa gab. Die Palästinenser hatten das größere Durchhaltevermögen und waren auch nach 18 Uhr noch in großer Menge bei der Hauptwache aktiv.
Zu den weiteren Buchstaben führte der Weg über den Römer an den Main. Eine Ausschilderung der Strecke gab es übrigens nicht - man musste den Weg anhand digitaler Karten finden.
Der letzte Buchstabe stand bei der Europäischen Zentralbank. Auf dem Weg dorthin kam man an der Weseler Werft vorbei, wo die Vorbereitungen für den im ZDF übertragenen Abschlussgottesdienst stattfanden.