HENKE & Coma Divine - Die Tour, Teil 2 - Konzert vom 02.10.2012
"Das Bett" in Frankfurt am Main ist ein Club, der über eine gute Akustik sowie eine angenehme, fast familiäre Atmosphäre verfügt und der es aufgrund seiner überschaubaren Größe den Besuchern ermöglicht, die dort auftretenden Künstler hautnah zu erleben.
Nachdem Coma Divine im August 2011 dort ihr Debut-Konzert gaben, kehrten sie nun, im Rahmen ihrer gemeinsamen Konzertreise mit Oswald Henkes aktuellem Projekt HENKE, an eben jenen Ort zurück und eröffneten am 02. Oktober 2012, im gut besuchten "Das Bett", den zweiten Teil der Tour und einen spannenden Konzertabend.
Gegen 21 Uhr betreten Coma Divine die Bühne. Absoluter Mittelpunkt des Geschehens ist von Anfang an Sonja Kraushofer, bekannt durch L`Ame Immortelle und Persephone, die mit Coma Divine eine Band ins Leben gerufen hat, die sich mit ihrer Musik, einer Mischung aus Gothic, Metal und Neo-Klassik, eher den härteren Tönen zuwendet.
Sonjas Stimme ist kraftvoll, wandelbar, nuancenreich und unverkennbar, ebenso wie ihre ausdrucksstarke und exzentrische Performance. Die indirekte Bühnenausleuchtung, das aufblendende Grün, der ab und an eingesetzte Kunstnebel, schaffen eine dramatische, mystische Atmosphäre. Gespielt werden die Songs des ersten Albums "Dead End Circle" wie "The Odd One Out" und "Secret Lover". Zu "Reason To Live" wird ein Keyboard auf die Bühne gebracht, Sonja nimmt Platz und spielt die Eröffnungssequenz dieses sehr emotionalen, Gänsehaut erzeugenden Titels, während Francis zum Kontrabaß greift, eine wunderbare Ergänzung zu Martins Cellospiel. Mit "Dead End" im Anschluß wird es sphärisch, psychedelisch. Sonja verläßt irgendwann während dieses Songs die Bühne und die Band und insbesondere Gitarrist Ashley, kann sich hier richtig austoben. Bei der Gelegenheit gilt es zu erwähnen, dass es eine Veränderung im LineUp von Coma Divine gibt: An den Drums sitzt inzwischen David Pernsteiner, der sich wunderbar in die Band integriert und ein echter Zugewinn ist.
Zu "Burn, Sister" kehrt Sonja mit Puppe "Paula" im Arm zurück und stellt damit auch eine Anbindung zum CD-Cover her. Es folgt "Falling Down", ein brandneuer Song, der nicht auf dem Album zu finden ist und schon einmal einen Ausblick auf den geplanten Nachfolger gibt. Stilistisch einhundert Prozent Coma Divine. Natürlich darf auch "Praise The Fallen" nicht fehlen, dessen Intensität von Sonja vocalistisch hervorragend umgesetzt wird.
Zur Zugabe wird erneut das Keyboard auf die Bühne gebracht und ein intensives und energiegeladenes Konzert kommt nach 65 Minuten zu seinem begeisternden Ende.
Wer einen Vergleich zum Debut in 2011 vornimmt, wird feststellen, dass Coma Divine live noch an Sicherheit gewonnen haben und es an der Performance nichts zu beanstanden gibt.
Festzuhalten wären außerdem der insgesamt sehr gute Sound und die individuelle optische Präsentation, die Coma Divine somit auch in dieser Hinsicht von den anderen Projekten Sonja Kraushofers und denen ihrer Bandkollegen abgrenzt.
Nach einer halbstündigen Umbaupause, entert Oswald Henke mit seinen Mannen die Bühne. Schlicht HENKE heißt das aktuelle Bandprojekt des vor allem mit Goethes Erben bekanntgewordenen Künstlers.
Ich muß gestehen, dass dieses Konzert meine erste Begegnung mit dem Oeuvre Oswald Henkes ist (sieht man einmal von der aktuellen EP "Herz" ab). Und, um ein Fazit vorwegzunehmen, die Vorstellung hat mich wirklich beeindruckt.
Oswald und Band geben von Anfang an Vollgas. Oswald Henke nimmt den ganzen Bühnenraum für sich in Anspruch, er springt, er rennt oder kniet auch mal in Erlöserpose auf einem Podest. Sein Habitus ist extrovertiert, die Musik sehr rockig, mit einem teils elektronischen Unterbau. Die Atmosphäre ist locker, was manche, von Oswald zwischen den Titeln eingestreute Anekdote, beredt zeigt. Auf dem Programm stehen u.a. Songs der HENKE-CD`s "Vom A zum F" und "Seelenfütterung" wie auch Material von Artwork und Goethes Erben, aber auch bereits Songs vom kommenden Album "Maskenball der Nackten". Lieder, geprägt von Weltschmerz, Liebe und Tragik. Optisch hingegen schwindet die Düsternis, wird seitens der Beleuchtung doch viel mit Weißlicht gearbeitet.
Das Set startet mit "Nur allein", gefolgt von "Weil ich es kann", einer richtigen Mitgeh-Nummer, und den Titeln "Das", "Wer mich liebt" und "Epilog". Zu "Vergessen" kommt Sonja Kraushofer mit einem Tablett voller Papierflieger auf die Bühne, um diese dann gemeinsam mit Oswald in`s Publikum zu werfen.
Bei "Helden" (dem David Bowie-Cover von "Heroes") und "Liebling der Götter" (einem früheren Artwork-Song) steht Sonja ebenfalls mit auf der Bühne, in einem anderen Outfit als zuvor, und singt mit Oswald einige Lied-Passagen im Duett.
Es folgen "Der Eissturm" von Goethes Erben und "Weckt mich". Bei "Grauer Strand" und "Rote Irrlichter" greift der Tontechniker unterstützend zur Akustik-Gitarre, die Bühne wird bei letzterem Titel in ein rotes Licht getaucht, zum Flammenspiel von LED-Kerzen.
Dann geht es weiter mit "Valiumregenbogen", "Manisch Aggressiv" und "Fernweh ist".
Der letzte Song vor dem Zugabenblock ist "Zeitmemory", welcher 2013 auch als Single veröffentlicht wird.
Das Publikum ist begeistert, fordert mehr und so kommen HENKE insgesamt dreimal wieder! Die erste Zugabe ist "5 Jahre" von Goethes Erben. Es schließen sich an "Märchenprinzen", "Es ist Nacht", "Die Brüder schweigen" und "Ein Jahr als Tag".
Mit "Medea" ist dann aber, nach fast zwei Stunden Spielzeit, endgültig Schluß. Mit einer gemeinsamen Verbeugung und Dankesworten verabschieden sich HENKE von ihren Fans.
Zuvor schon hatte sich Oswald mehrfach positiv über die Location und den freundlichen Empfang in Frankfurt geäußert und dass es ihm wirklich gefallen hat, beweist wohl auch die umfangreiche Setlist mit erklecklichen 22 Titeln.
Das Konzept von Coma Divine und HENKE, gemeinsam auf Tour zu gehen, Synergien zu nutzen und ihrem Publikum drei Stunden handgemachte Musik vom Feinsten zu bieten, in die jede der beiden Bands viel Arbeit und Herzblut investiert hat, ist jedenfalls hier in Frankfurt voll aufgegangen. Ein konzertantes Ereignis, welches sicherlich für beide Seiten mehr als befriedigend war.