Thomas Janscheck fasziniert mit seinem Wissen über Bäume und Sträuche
Finning. Über Mythen, Bräuche und Geschichten rund um unsere heimischen Bäume sprach Gartenexperte und Buchautor Thomas Janscheck aus Wolnzach auf Einladung des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins im Finninger Staudenwirt. Seit jeher spielten Bäume wegen ihrer symbolischen Ausdruckskraft, aber auch wegen ihrer Heilwirkung eine bedeutende Rolle im Brauchtum. „Vieles davon ist fest überliefert und bis heute fest eingebunden in die Traditionen vieler Menschen“, so Baumexperte Thomas Janscheck. Bäume waren lange vor dem Menschen da, sie sind seine treuen Wegbegleiter. „Der Holler ist der Apotheker im Haus, er zieht das Fieber weg“, „Einen Holler wegschneiden bringt koa Glück“, „Wenn der Holler blüht, wird der Boden nicht trocken“, „Wie der Holler blüht, Rebe auch und Lieb erglüht…“ – allein um den Holler (Holunder) ranken sich unendlich viele Geschichten. Janscheck widmete sich aber auch der Linde als Haus-, Hof-, Tanz- und Gerichtsbaum und Dorfmittelpunkt, dem Haselstrauch („Wünschestrauch“, Wünschelrutenbaum), alten Bauernrosen, dem Maulbeerbaum, der Bienenweide, dem Walnussbaum, der Kornelkirsche, der Vogelbeere und vielen mehr. Die etwa 50 interessierten Zuhörer konnten zahlreiche Tipps mitnehmen: „Mit einem Vogelbeerbaum erreichen Sie über 70 Vogelarten, während Sie mit der besten Mischung des Landesbundes für Vogelschutz zwölf Vogelarten bedienen“. Thomas Janscheck weiß auch, welche Sorten hierzulande besonders gut gedeihen, beim Holler zum Beispiel die österreichische Sorte Haschberg, die einen besonders reichen Blütenertrag verspricht. Von den Rosengewächsen empfiehlt er besonders die Kapuzinerrose und wenn man eine Kornelkirsche im Garten haben will, nehme man das „Schönbrunner Gourmet-Dirndlbirl“. Janscheck hat viele interessante Geschichten rund um die Bäume auf Lager: Napoleon nahm in seinem Tross immer Rutengänger mit, damit die Soldaten immer frisches Wasser bekamen. Jedes Holz hat seine Symbolik: Die „Butzerl“ lagen früher, als die Säuglingssterblichkeit noch hoch war, immer in einer Wiege aus Ebereschenholz, weil das ein besonders zäher Baum ist und seine Zähigkeit sollte sich auf die Kinder übertragen. Der Wacholder ist Schützer und Beschirmer, daher hatten Kutscher immer Peitschen aus Wacholderholz dabei. Und der Mistelzweig wird aufgehängt, weil er die Stuben beschützt. Und Kastanien, die übrigens nicht aus Bayern, sondern ursprünglich aus Mazedonien kommen, sind seit der Barockzeit bei uns verbreitet – um die Bierkeller zu beschatten. Daraus wurden dann die Biergärten, in denen auch der beliebte bayerische Volksschauspieler Ludwig Schmid-Wildy so gern gesessen und nachgedacht hat: „Und da denk i über alles nach: was war, was ist und was sein wird, und über alles des, was mir wurscht is – und des is des allermeiste!“
Weitere Informationen auf den Websiten von Thomas Janscheck:
www.baumgeschichten.de, www.notenblume.de