2000 Reichsmark verhinderten den Start der Winkler-Rakete auf der Greifswalder Oie
Raketenpionier Johannes Winkler und der Versuch seine HW2 auf der Greifswalder Oie zu erproben
Das vorliegende historische Fotodokument befindet sich etwa 25 Jahre in mein Sammelsurium alter Ansichtskarten und Fotos der Insel Rügen. Ich habe der Aufnahme eigentlich nie große Aufmerksamkeit geschenkt, weil ich die Rakete und deren Hintergrund nie einordnen konnte. Doch in den letzten Wochen bekam ich heraus, dass es sich hierbei um die Flüssigkeitsrakete HW2 mit Standort auf der Insel Greifswalder Oie handelt. Aber lassen Sie uns beginnen mit dem Raketenpionier Johannes Winkler (1897-1947).
Johannes Winkler gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Raketenpioniere und startete im Jahr 1931 die erste europäische Flüssigkeitsrakete mit dem Namen HW1. Schon wenige Zeit später begann Winkler an einer viel leistungsfähigeren Rakete zu bauen, der HW2. Doch um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, suchte man nach einem neuen Erprobungsgelände. Der Exerzierplatz bei Dessau-Großkühnau bzw. der Raketenflugplatz Berlin-Tegel waren inzwischen nicht mehr geeignet für die Sicherheit und Reichweite der Raketen. So versuchte man kurzerhand die Insel Greifswalder Oie als Versuchs-und Startgelände zu gewinnen, siehe vorliegendes Foto mit der Rakete, im Hintergrund die Pension mit Restaurant „Inselhof“ der Familie Halliger. Doch der Start der HW2 scheiterte an den überhöhten Geldforderungen des Regierungspräsidiums in Stralsund, die Beamten forderten den nicht unerheblichen Betrag von 2 000 Reichsmark als Genehmigungsgebühr. Zusätzlich verlangte man den Abschluss einer Haftpflichtversicherung für den Leuchtturm auf der Greifswalder Oie, man hatte Angst diesen durch die riskanten Versuche zu verlieren.
So scheiterte schließlich das Projekt auf der Greifswalder Oie. Im Herbst 1932 bekam man die Erlaubnis die Rakete auf der frischen Nehrung in Ostpreußen bei Pillau zu starten. Beide Versuche schlugen allerdings fehl, Johannes Winkler kehrte enttäuscht nach Dessau zurück um seine Arbeit an der Raketentechnik weiterzuführen.
Auch wenn die HW2 auf der Greifswalder Oie nie startete aber sie schrieb ein Stück Geschichte. Wenig später wurde die Insel Versuchsgelände der Peenemünder Raketenentwicklung des Hitler-Regimes.
Sehr interessant, Thomas!