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DB-Lautsprecheransagen - Komödienstadl ohne Programmheft

„Wegen hoher Streckenauslastung …, wegen Personen auf dem Geleis..., wegen Zugfolge..., wird der Zug von … nach… voraussichtlich … Minuten später eintreffen.“ Das nicht immer bühnenreife DB-Vokabular ist bundesweit sicherlich einheitlich vorgegeben und kommt wohl auch dann programmgemäß zur Anwendung, wenn die Aussagen rein aus der Luft gegriffen sind. Ebenso verhält es sich mit den angekündigten Zeiteinheiten. Sie bewegen sich offensichtlich in einer fest vorgegebenen Dramaturgie, frei nach dem Motto: „Fangen wir mal mit 10 Minuten an und schieben dann scheibchenweise weitere Einheiten nach.“ So nimmt die Komödie immer wieder ihren Lauf.

Geschehen auf dem Bahnhof Fürth am 5. Mai. Es war Mittwoch später Nachmittag gegen 17 Uhr und alle gingen hin. Auch wir waren als Reisegruppe des Seniorenbüro Erlangen auf dem Rückweg von Fürth nach Erlangen. Um diese Zeit möchte letztlich jeder nach Feierabend nur noch eines: schnell nach Hause! Ab 17 Uhr ging aber nichts mehr. Dennoch erschienen zunächst per Lauftext in den Anzeigetafeln beruhigende und noch hinnehmbare Hinweise auf 20 – 25 Minuten Verspätung. Etwas später wurde dies den „sehr verehrten Reisenden“ dann auch per Lautsprecherdurchsage mitgeteilt. Mittlerweile krochen die gefühlten 6 Grad Celsius die Beine hoch und der Wind am Bahnsteig sorgte für unvergnügliche Rahmenbedingungen. Also erst einmal abwarten und darauf vertrauen, dass sich die Sache noch zum Positiven wendet. Immer wieder riskierten wir einen Blick in Richtung Nürnberg, von wo letztlich der erhoffte und rettende Zug erwartet wurde. Zunächst fuhr sogar noch ein langer Güterzug an uns vorbei. Dann konnte man einen nach Nürnberg weiterfahrenden ICE beobachten. „Hatten diese Züge Sonderrechte, aus fiskalischen Gründen?“

„Wegen Stellwerkausfall wird ihr Zug voraussichtlich ..“, den Rest kennen Sie ja schon. Nach etwas 35 Minuten erhöhten sich die Aussagen der Lauftexte mittlerweile auf 40 und mehr Minuten. Auch die Durchsagen wurde dann deutlicher: „Wegen Stellwerkausfall.... Wir können derzeit leider noch nicht sagen, wann die Verbindung wieder aufgenommen werden kann. Wir werden Sie aber rechtzeitig über Ihre Reisemöglichkeiten in Kenntnis setzen.“ Welche eine unbeabsichtigte Ironie in der Aussagekraft! Erst jetzt wurde den meisten klar, dass für die nächste Zeit erst einmal gar nichts ging und Alternativen angesagt waren. Das hieß in diesem Fall per U-Bahn Richtung Nürnberg und dann mit Straßenbahn und Bus ans Ziel heranrobben, was letztlich dann auch nach vielen zusätzlichen Zwischenfällen und weiten 90 Minuten Reisezeit gelang.

Es wäre aber auch anders gegangen. Am Folgetag wurde in der Presse von Stromausfall gesprochen. Eine Aussage, die nicht unbedingt nach einer Erklärung verlangt, denn hier gibt es viele Möglichkeiten und Technik ist sehr anfällig. Eine klare Botschaft in dieser Richtung wäre den wartenden Reisenden sicherlich zumutbar gewesen. Die Bahn meint aber anscheinend ihre „sehr geehrten Reisenden“ mit der Wahrheit nicht konfrontieren zu dürfen bzw. zu wollen. Man denke sich einen Busfahrer, der von einer temporären Störung des Verbrennungsmotors spricht aber meint, dass der Tank leer ist.

Vielen Menschen wäre es gestern leichter gefallen, wenn man Ihnen sofort reinen Wein eingeschenkt und Ihnen die Möglichkeit gegeben hätte, selbst angemessene Entscheidungen zu treffen. So aber zwang man eine Mehrheit, in der Kälte zu warten und tatenlos die Zeit verstreichen zu lassen. Auch ein länger Gasthof- oder Kinobesuch wäre sicherlich eine denkbare Alternative gewesen. Die meisten Bürger können mit einer klaren Information durchaus verantwortungsvoll und eigenständig umgehen. So aber wurden alle Reisenden wie kleine Kinder behandelt und sollten dem lieben „Onkel Bahn“ glauben, das alles noch ein schnelles und gutes Ende nimmt.

Unser Reisetrupp nahm die Sache gelassen und mit viel Humor auf sich. Dennoch verbliebt ein Gefühl von Ärger, denn mit einer offenen Informationspolitik hätten sich zusätzliche Anstauungen – gefühlt und bei der Weiterfahrt erlebt – vermeiden lassen. Wie wäre es mit einem tollen Zusatzservice der DB, z.B. in Form eines kostenlosen SMS-Services unter der Sondernummer 0815, um so über die Wiederaufnahme des Zugbetriebs zu informieren. Das wäre eine Lösung auf Höhe der Zeit und in Augenhöhe mit den „sehr geehrten Zugreisenden“.

Bildnachweis: Wikimedia/Sebastian Wallroth

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3 Kommentare

Hallo Herr Blank !

Welche Odyssee !

Ich bin mit meinem Steinmetz um 17.30 von der Theresienstr. von der AWO-Baustelle ( Wohnanlage für ältere Menschen - Luxussanierung von alten Gebäuden mit Sandsteinfassaden !) über die A 73 , nach Heßdorf gefahren , um 18.45 waren wir mit der Bestandsaufnahme am PH in Kairlindach fertig und um 19.00 war ich pünktlich zuhause !

Gottseidank hatten Sie ja alle ein VGN-Verbundticket , so daß Sie nach herzslust die verfügbaren Verkehrsmittel benutzen konnten.
Gruß C.Floerke

Hallo Herr Floerke

Das Nahverkehrsnetz des VGN lässt viele Ideen und Möglichkeiten zu. Man muss nur wissen, wann die Zeit zum Umdenken gekommen ist. Dann heißt es nach wenigen Sekunden des Überlegens: "Ihre neue Route ist berechnet", und dann: "Verlassen Sie unverzüglich den Bahnsteig der DB und begeben Sie sich zur Abfahrtsstelle der U1 im UG von Fürth Hauptbahnhof!"

Hallo Herr Richter,

auch im Bereich der napolionischen Zwangseinweisung in Bayern, ist die Kunst der Artikulation nicht verloren gegangen. Das gilt für Betroffene wie auch für Kundenbetreuer (siehe Artikel). Es gab kürzlich in der ZEIT einen amüsanten Artikel über das Bahn-Englisch. Leider will man diesen kostenlosen Erheiterungsservice demnächst einstellen.

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