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Bayerische Gemeinden im Altersumbruch

Sind eventuell in letzter Zeit Personen aus Ihrer Nachbarschaft verschwunden? Wenn ja, dann gehören sie sicherlich zu jenen 800000 Bürgern, die Deutschland seit 2002 bereits verloren hat. Der demographische Wandel ist keine bloße Theorie, sondern schreitet zügig voran.

In einer Veranstaltung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen unter dem Titel „Modellprogramm innovative Altenhilfekonzepte“ wurde am 04.04. zu einer Fachtagung nach Nürnberg geladen. Bereits im ersten Vortrag ging es zur Sache. Herr Wolfang Wähnke von der Berthelsmannstiftung brachte es auf den Punkt. Auch wenn Bayern sich im Gegensatz zu anderen nördlichen Bundesländern eher über weitere Bevölkerungszuwachsraten freuen darf, so gibt es dennoch immer mehr Hochaltrige, die Hilfen oder/und Pflege in Anspruch nehmen müssen. In den „Randbereichen“ des Freistaats können zudem erhebliche Rückgänge der Bevölkerung nicht mehr übersehen werden, die vor Ort massive Auswirkungen haben im Bereich, Wirtschaft, Bildung, Familie und letztlich allen Bereichen der Infrastruktur. Das Leitmotto sollte um so mehr lauten: „Was müssen wir jetzt tun, damit wir in 10 Jahren die zu erwartenden Verhältnisse meistern können?“

Gute Informationsquellen
Wer kommunalpolitisch interessiert ist, kann sich bei Gemeinden ab 5000 Einwohnern unter http://www.wegweiser-kommune.de/ direkt anzeigen lassen, auf welche Situation man sich einstellen sollte. Weitere Infos gibt es unter http://www.demographiekonkret.aktion2050.de/ oder auch beim Berlin-Institut unter http://www.berlin-institut.org/ !

Franken verliert
Herr Wähnke hat bei der Abfolge seiner Folien zusätzlich eingegriffen und darauf aufmerksam gemacht, dass der Bereiche wie Würzburg, Bamberg oder der Süden des Nürnberg Lands sich entgegen bisheriger Grafiken keineswegs sicher fühlen dürfen, sondern mittelfristig bevölkerungsbezogen ebenfalls in einen Abwärtssog geraten. Damit bleibt in Franken nur noch der Kernbereich der Metropolregion Erlangen-Nürnberg-Fürth im Plusbereich! Der Speckgürtel in Südbayern hingegen sieht immer noch einer guten Zukunft entgegen.

Die Gemeinden sind gefordert
In einem weiteren Vortrag ging es um die Verdichtung von Räumen. Bereits jetzt sind in vielen Gemeinden 10x mehr Bauplätze erschlossen und ausgewiesen, als letztlich wirklich benötigt! Hier gilt es eine ehrliche Analyse zu betreiben und vorhandene Flächen zu nutzen oder ältere Gebäude im Kernbereich zu sanieren bzw. zu ersetzen. Auch die auf den Kopf gestellt Versorgungsinfrastruktur – Läden gibt es nur noch am Rande der Ortschaften – wird für Gemeinden zur Altersfalle. Die Gemeinden brauchen letztlich einen Demographie-Stresstest um zu erkennen, wo die dringendsten Probleme anstehen und was sofort angepackt werden muss. Alter ist keine Privatproblem! Wer einfach weitermacht, verliert immer mehr Lebensqualität in der Gemeinde und beschleunigt damit den Abwärtssog.

Wege zwischen Ehrenamt und professionellen Anbietern
Beim Vergleich diverser geförderter Modellprogramme der letzten Jahre in Bayern gab es ein zentrales Megathema: Mobilität! Bei der Beschreibung denkbarer Lösungswege wurde aber für den Zuhörer schnell greifbar, dass ländliche Konzepte nicht für den städtischen Raum passen wie auch umgekehrt. Das Thema Ehrenamt wird es wohl nicht alleine regeln! Es müssen auch Bezahllösungen praktiziert werden, die allen nutzen: den Dienstleistern wie auch den Dienstnehmern! Der eine möchte seine Rente aufbessern, der andere sucht eine bezahlbare Hilfe. Aber auch Professionelle müssen auf ihre Rechnung kommen, vor allem wenn es um langfristige und regelmäßige Hilfen geht.

Gemeindenetzwerke
Am Nachmittag gab es unterschiedliche Einzelforen. Ein Thema war hier die Kooperation von Gemeinden im ländlichen Raum. Beispielhaft wurden zwei Projekte aus den Landkreisen Forchheim und Bayreuth sowie im Landkreis Hof vorgestellt. Eines wurde hier sehr deutlich. Auch wenn man mit geförderten Modellprogrammen viel erreichen kann, der gesteckte Zeitrahmen reicht einfach nicht aus. Drei Jahre sind sehr wenig, wenn es darum geht, Gemeinden von ihrer Kirchturmpolitik wegzuführen, Vertrauen aufzubauen und im Gemeindeverbund zu denken. Wenn hier mehr Zeit – jedenfalls mehr als 3 Jahre – zur Verfügung stünden, könnte tatsächlich nach und nach vieles bewegt werden. Das Thema Kooperation im Gemeindeverbund würde so langfristig als ein Konzept verstanden werden, um Ressourcen weiterzugeben, sich gegenseitig zu helfen und damit auch Geld zu sparen.

Eine Veranstaltung dieser Art in gleicher Trägerschaft gab es auch schon in den letzten Jahren. Ich kann Herrn Wolfgang Wähnke von der Berthelsmannstiftung nur zustimmen, dass in Bayern zumindest auf dieser Ebene vorbildlich und strategisch gehandelt wird.

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