Eine Bürgerversammlung mit Emotionen
Bürgermeister Manfred Schafnitzel hielt seine letzte Bürgerversammlung
Von Rosmarie Gumpp
Ellgau: Im Saal der Gaststätte „Zum Floß“ war kein Platz mehr frei. Jung und Alt kam zur letzten Bürgerversammlung von Bürgermeister Manfred Schafnitzel. In seinen fünf Amtsperioden war dies die 30. Bürgerversammlung für den Ellgauer Rathauschef, der bei den kommenden Kommunalwahlen nicht mehr zur Verfügung steht. Die Gemeinde hatte zum Stichtag 31.12.2019 1162 Einwohner. In 2019 zogen 80 Personen nach Ellgau, 58 verließen die Lechgemeinde, acht Paare feierten ihre Hochzeit, 14 Buben und Mädchen erblickten das Licht der Welt und drei Personen starben. Der Rathauschef vermittelte auch einen Einblick in den Verwaltungshaushalt der Gemeinde Ellgau. So betrugen die Einnahmen aus der Grundsteuer A (landwirtschaftliche Gebäude und Fluren) 25400 Euro, aus der Grundsteuer B (alle anderen Gebäude und Grundstücke) flossen 77900 Euro in den Gemeindesäckel. Die Gewerbesteuer schlug mit 192900 Euro zu Buche, die Einkommenssteuerbeteiligung erbrachte 763800 Euro an Einnahmen, der Einkommenssteuerersatz lag bei 54700 Euro. Ellgau freute sich über eine Schlüsselzuweisung von 219700 Euro, der Umsatzsteueranteil betrug 34800 Euro, die Lechwerke bezahlten eine Konzessionsabgabe von 19500 Euro und an Pachten erhielt die politische Gemeinde 17500 Euro. An den Schulverband Nordendorf bezahlte die Gemeinde pro Schüler 1950 Euro, das sind 95500 Euro, an den Meitinger Schulverband entfallen pro Kind 1527 Euro, insgesamt 36600 Euro. Pro Einwohner berappte die Gemeinde 117 Euro an VG-Umlage; dies entspricht einer Summe von 130800 Euro. 570600 Euro mussten für die Kreisumlage aufgebracht werden. Für den gemeindeeigenen Kindergarten „Pusteblume“ gingen 92100 Euro Essensgelder ein, vom Staat flossen 226000 Euro an Zuschüssen. Die Gesamtausgaben für die Kita betrugen 497600 Euro für die Gemeinde. Das Defizit für den Kindergarten schlug mit 167000 Euro zu Buche, pro Kind 2700 Euro. Für die Grundschule im Ort gingen 99000 Euro an Mieten ein, 32300 Euro betrugen die Betriebsausgaben für das Schulhaus. Die Mehrzweckhalle erbrachte Mieteinnahmen von 4000 Euro, die Betriebsausgaben beliefen sich auf 17100 Euro. Die Einnahmen für die Gastwirtschaft „Zum Floß“ und die Wohnung betrugen 32400 Euro, 26500 Euro wurden wiederum ausgegeben. Für den Unterhalt der Feldwege erbrachte die Gemeinde eine Leistung von 5400 Euro. Der Bürgermeister freute sich auch über die Einnahmen von 25300 Euro zum Straßenunterhalt und über 100100 Euro für die Kanalnutzungsgebühren. Demgegenüber standen folgende Ausgaben aus dem Verwaltungshaushalt: Straßenunterhalt (18700 Euro), Straßenbeleuchtung (8300 Euro), Ausgaben für Grünflächen (17800 Euro), Kanalunterhalt (52000 Euro), Kanal-Betriebsführung Kläranlage (35500 Euro), Aufwandsentschädigung für den 1. Bürgermeister (43000 Euro) und Brandschutz (16500 Euro). Der langjährige Gemeindechef informierte auch über den Vermögenshaushalt. Das Land Bayern ermöglichte eine Investitionszuweisung von 126500 Euro, 10000 Euro betrug die Straßenausbaupauschale, mit 400000 Euro beteiligte sich das Amt für Ländliche Entwicklung im Rahmen der Dorferneuerung an der Neugestaltung des Mühlbaches, für die Breitbanderschließung kam ein Zuschuss von 82800 Euro, für Bauplatzverkäufe im Gewerbegebiet kamen 412000 Euro Einnahmen auf das Konto der Gemeinde, 38600 Euro erbrachten die Kanalherstellungsbeiträge im Altort und die Abrechnung mit der Gemeinde Nordendorf zur Gemeindeverbindungsstraße Ellgau – Nordendorf schlug mit 8900 Euro auf. So sehen die Zahlen für die Ausgaben des Vermögenshaushaltes der Gemeinde Ellgau aus: Straßenbeleuchtung in der Bachstraße 41600 Euro, Leuchten- und Leuchtmitteltausch 5900 Euro, Dorferneuerung Neugestaltung Mühlbach 710500 Euro, Umbau des Feuerwehrhauses 241500 Euro, Erschließung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen 137000 Euro, Erweiterung zur Erschließung im Gewerbegebiet mit 10200 Euro, Anpflanzung Baugebiet Vogtgarten 14500 Euro, Planungskosten 47100 Euro, VG-Umlage mit 6700 Euro, und eine Darlehenstilgung mit 83500 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Ellgauer Bürger liegt bei 618,60 Euro (Vergleich zum Vorjahr: 710,66 Euro). Ellgau weist eine Steuerkraftzahl von 885,47 auf. Aus dem Bericht des Bürgermeisters erfuhren die zahlreichen Zuhörer, dass der Gemeinderat im abgelaufenen Jahr sich zu 16 Gemeinderatssitzungen traf. In der Gemeinde werden sukzessive die Leuchtmittel gegen energieeffiziente LED-Leuchten ausgetauscht, das ergibt eine errechnete Einsparung von 22300 KW/h (51 %). Der Bedarf an Betreuungszeiten im Kindergarten nimmt stetig zu; der Personalmangel nimmt bedenkliche Ausmaße an. Stolz berichtete Manfred Schafnitzel auch über den gelungenen Mühlbachausbau. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 830000 Euro, zuwendungsfähig sind 780000 Euro, gefördert werden 501000 Euro, das sind 64 Prozent. Am 03. Mai 2019 wurde die Annahme und die Lagerung von Bauschutt in Ellgau eingestellt. Derzeit läuft ein Aufstellungsverfahren für ein Sondergebiet im Genehmigungsverfahren, gegen das bei der Bürgerbeteiligung keine hinderlichen Einwände eingebracht wurden. Für den Bebauungsplan Vogtgarten III wurde ein Aufstellungsbeschluss für ein beschleunigtes Verfahren gefasst. Nach den noch ausstehenden Grunderwerben könnte der Bebauungsplan als Satzung beschlossen werden. Die Erschließung wäre für den Spätsommer 2020 angedacht und fällt bereits in die Kompetenz des neu gewählten Gemeinderates. Kanäle, die älter als 40 Jahre sind, müssen einer Druckprüfung unterzogen werden, Kosten ca. 30000 Euro. Besorgt erzählte das Gemeindeoberhaupt von Pumpenstörungen in der Kläranlage, die durch reißfeste Tücher hervorgerufen werden. Seit dem 01.01.2020 kostet ein Kubikmeter Abwasser in Ellgau 1,47 Euro. Stolz berichtete Manfred Schafnitzel auch über die Umbaumaßnahmen und den Innenausbau des Feuerwehrhauses (bisherige Kosten: 242000 Euro). Dank sprach der Rathauschef hier an Oberingenieur i.R. Martin Oefele für die Planung und Bauleitung aus, Dank erhielten auch Erwin Schädle, Heinrich Uffelmann und Josef Kandler für ihre Tätigkeiten am Feuerwehrhausumbau. Manfred Schafnitzel bedankte sich auch bei den Floriansjüngern für die Elektroinstallation und die kreative Beteiligung bei den Baugesprächen. Ellgau plant auch eine Erweiterung des Kindergartens, denn von 2016 – 2022 ist die Betriebserlaubnis auf 70 Kinder ausgerichtet. Durch den Kauf des alten Bankgebäudes neben dem Kindergarten ergibt sich eine angedachte Erweiterung um eine Krippengruppe im Erdgeschoß und im oberen Stock finden die Räume für Büro und Personal ihren Platz. Auf großes Interesse stieß auch der Umbau des alten Lagerhauses im Rahmen der Dorferneuerung in ein Ellgauer Kulturzentrum. Nach einer kurzen Pause standen noch einige Fragen zum Tagesordnungspunkt Wünsche und Anträge an, die von Bürgermeister Manfred Schafnitzel souverän beantwortet werden konnten. Am Ende seiner letzten Bürgerversammlung fiel es Manfred Schafnitzel sichtbar schwer, sich bei „seinen“ Bürgern zu bedanken. Aus dem Gemeinderat scheiden mit dem Ende der Legislaturperiode mit Manfred Schafnitzel (36 Jahre, davon 30 Jahre als Bürgermeister) auch Georg Zwerger (42 Jahre), Rosmarie Gumpp (36 Jahre), Erhard Rieger (30 Jahre), Rudolf Wenninger (18 Jahre), Regina Ehleiter (12 Jahre) und Michael Thalhofer (6 Jahre) aus. Dies bedeute einen massiven Eingriff in das Gemeindeparlament. Bürgermeister Schafnitzel blickte stolz auf die langjährige und erfolgreiche Arbeit des Gemeinderates unter seine Ägide zurück. Er meinte, dass Ellgau eine sehr gute Entwicklung eingeschlagen habe. So bedankte sich Manfred Schafnitzel bei seinem Gemeinderat für viele konstruktive Sitzungen, bei Ehrenbürger Martin Oefele, der seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlich und unentgeltlich sich bei allen baulichen Maßnahmen einbringt und die Planungen erstellt, bei den Vereinsvorständen und Arbeitskreisen für die positive Entwicklung des Dorfes und bei Pfarrer Norman D´Souza, der Kirchenverwaltung, dem Pfarrgemeinderat und dem Team der Ellgauer Bücherei, „denn alle tragen zum Gelingen einer intakten Dorfgemeinschaft bei“. Den Tränen nahe meinte Manfred Schafnitzel: „Bedanken möchte ich mich bei Ihnen allen für einen äußerst respektvollen Umgang und das mir geschenkte Vertrauen. Für mich waren diese 30 Jahre eine große Herausforderung, aber auch eine Zeit mit Ihnen, die ich nicht missen möchte, an die ich mich immer gerne erinnern werde“. Alle Besucher erhoben sich von ihren Plätzen und dankten es ihrem langjährigen Gemeindeoberhaupt mit einem langen Applaus.