Ellgau
Anfeindungen statt Offenheit
Bei der Informationsveranstaltung am 11.05.2023 der Gemeinde Ellgau war Nichts von "Friede, Freude, Eierkuchen" zu spüren. Der Andrang und das Interesse war groß - so groß dass Viele außerhalb des Saals sitzen oder stehen mussten. Schon in den einleitenden Worten von Bürgermeisterin Christine Gumpp wurden Anfeindungen gegen Bürger laut, die sich kritisch zu den Bauvorhaben "Veranstaltungsstadl" und "Kläranlage" und dem Nichtanfragen bei der Gemeinde Meitingen bezüglich der anstehenden Kläranlagenertüchtigung geäußert hatten. Zum Thema Fehlinformationen zeigte Frau Gumpp als Erstes einen unveröffentlichten Flyer aus einer Whats App Gruppe, der dort zur Diskussion gestellt worden war, aber nie veröffentlicht wurde. Was so etwas auf einer Infoveranstaltung der Gemeinde zu suchen hat, darf sich Jeder selber fragen. Diese offensichtliche Art der Denunzierung zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Dabei hatten sich engagierte Bürger viel Arbeit gemacht und zu den 2 großen "Sorgenthemen" der Gemeinde Bürgerfragen gesammelt. Diese verlasen sie auf der Versammlung und baten den Gemeinderat , sie innerhalb von 4 Wochen zu veröffentlichen, damit jeder Bürger in Ellgau die Möglichkeit hat, sich darüber zu informieren. Hier ernteten die Kritiker teils nur Gelächter und sehr böse Anfeindungen. Dabei sollte die Gemeinde für jede kritische Frage dankbar sein, denn auch ein Gemeinderat kann nicht an Alles denken.
Frau Otterbein von BSB5 (Betreuung Kläranlage) konnte einige technische Dinge erklären, doch viele Fragen sind nach wie vor offen geblieben. Von den Ingenieurbüros war leider Niemand anwesend, um Fragen zu beantworten. Was Vielen auf der Seele brennt ist letztlich der Betrag, den sie für die Kläranlage aufbringen müssen. So fragte ein Bürger, wie dieser Betrag konkret mit den veröffentlichten Zahlen der Gemeinde aussehen würde. Als Antwort bekam er vom 2. Bürgermeister Gollinger nur, dass die Gemeinde zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlen nennen möchte und sich das jeder selbst ausrechnen könne. So wurden die Bürger wieder einmal im Regen stehen gelassen und man muss sich nicht wundern, wenn das zu wilden Spekulationen führen könnte. Hier wird unnötig Öl ins Feuer gegossen, statt offen und ehrlich auf die Sorgen der Bürger einzugehen. Frau Dieminger hat es dann in ihrer Wortmeldung vorgerechnet. Geht man von den günstigeren Planungen des Büros Dippold und Gerold aus, schlägt man nur 10% auf den Gesamtbetrag und rechnet dies auf die ca. 350 Haushalte um, so kommt man auf einen stolzen Betrag von über 12.000 Euro. Dass das vielen Bürgern in der heutigen Zeit Angst macht, ist nur allzu verständlich. Die Kläranlagenertüchtigung wird viel Geld kosten, das ist unstrittig, dass der Gemeinderat aber zwei gleichwertige Varianten auch mit aktuellen Zahlen belegen sollte, muss eigentlich auch selbstverständlich sein. Hinzu kommt die Pro Kopf Verschuldung in Ellgau mit derzeit rund 640 Euro. Sollte dann auch noch das Projekt Veranstaltungsstadl verwirklicht werden, was lt. den älteren Planungungszahlen der Gemeinde ca. 900000 € kosten könnte, würde das umgerechnet nochmals ca. 700 € pro Person ausmachen. Das aufgeführte Argument der Bürgermeisterin, Ellgau könne ja Bauplätze verkaufen ist im Prinzip zwar richtig, doch neue Bauplätze bedeuten auch wieder eine Vorfinanzierung und auch weniger Wiesen und Felder für Ellgau. Und unendlich sind die Zahl der Bauplätze in Ellgau auch nicht. Zudem gibt es zur Zeit Probleme mit der Wasserkapazität, weshalb ein neuer Brunnen vom Wasserwirtschaftsamt in Planung ist. Auch dadurch könnten Bauvorhaben eingeschränkt werden. Wenn der Verkauf von Bauplätzen dann nicht als Sonderrücklage für die Kläranlage hergenommen würde, müssten die Bürger alle Kosten selber tragen-zum Einen durch Verbesserungsbeiträge, zum Anderen durch Abwassergebührenerhöhungen. Auch dies hat die Bürgergruppe angesprochen. Es wurden bis heute weder Rücklagen aus der Abwassergebühr gebildet, noch Sonderrücklagen außerhalb der Gebührenkalkulation. Dazu gab der Kämmerer Herr Schopper am 23.11.22 folgendes zu Protokoll: "Unabhängig und außerhalb der Kalkulation ist es dem Gremium selbstverständlich möglich, Sonderrücklagen für die anstehenden Großinvestitionen aufzubauen, was angesichts der Investitionsherausforderung auch empfohlen wird." Warum ist man dieser Empfehlung im Haushaltsplan 2023 immer noch nicht nachgekommen? Oder sollte man eher fragen: Ist der Bau eines Veranstaltungsstadels wichtiger, als die finanzielle Entlastung der Bürger für die anstehende Kläranlagenertüchtigung? Solche Fragen dürfen in Ellgau nicht gestellt werden, denn wer kritisch fragt, ist "böse". Dies wurde auch beim MyHeimat-Artikel "Hohe finanzielle Belastungen für Ellgauer Bürger" ersichtlich. Obwohl Frau Gumpp bestätigte, dass die genannten Planungszahlen alle korrekt wiedergegeben sind, sagte sie im gleichen Atemzug, dass der Artikel aber trotzdem nicht richtig sei. Auf das Angebot von Frau Dieminger ihr gegenüber, nicht Gegeneinander sondern Miteinander an einer Lösung zu arbeiten, wurde mit keinem Wort eingegangen. Die Ganze Art und Weise dieser Veranstaltung hat im Nachhinein an eine Inszenierung aus dem Mittelalter erinnert, wo Menschen bewußt an den Pranger gestellt wurden, um mundtot gemacht zu werden. Zu einer Entspannung der Lage hat das Verhalten des Gemeinderats, insbesondere der Bürgermeisterin jedoch nicht beigetragen. Vieles hätte im Vorfeld vernünftig und auf Augenhöhe miteinander besprochen werden können. Doch hierfür bestand und besteht bei den Verantwortlichen der Gemeinde Ellgau leider kein Interesse. Auch der Bürgerantrag, als legitimes demokratisches Mittel, sorgte für keine Freudensprünge im Gemeinderat. Man konnte aus den Äußerungen fast schon heraushören, wie dafür die Entscheidung ausfallen wird. Mit Bürgerfreundlichkeit, Offenheit und Konfliktbewältigung hat dies Alles jedoch rein gar Nichts zu tun. Ob sich diese "Denke" in Ellgau jemals ändert?
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Gelöschter Nutzer
am 14.05.2023
um 15:37
Gelöschter Kommentar