"Machet die Tore weit" - Schwäbisches Madrigal-Ensemble erfreut mit einem außergewöhnlichen Konzert
Machet die Tore weit - ein Konzert der besonderen Art in der Klosterkirche Holzen
Von Rosmarie Gumpp
Holzen-Allmannshofen: „Machet die Tore weit“ – unter diesem Motto stand das Konzert des Schwäbischen Madrigal-Ensembles unter der Leitung von Helmut Maschke. Die zahlreichen Besucher erlebten nicht nur eine besinnliche Stunde in der herrlichen Klosterkirche, sie erlebten auch Musik von ihrer feinsten Seite.
Nach sechsjähriger Pause hatten sich acht Mitglieder des ehemaligen Schwäbischen Madrigal-Ensembles zum Ziel gesetzt, die schönsten adventlichen und weihnachtlichen a-cappella-Chorsätze aus Renaissance und Frühbarock, aber auch Volksliedsätze aus Polen, Deutschland, Frankreich und England neu aufzulegen. Das Ensemble um seinen Leiter Helmut Maschke bestach durch homogenen Chorklang, hohe Qualität und Präzision der Liedgestaltung und eine – trotz der kleinen Besetzung – große dynamische Bandbreite und stimmliche Strahlkraft.
Zu Beginn des adventlichen Teiles erklang die sechsstimmige Motette „Machet die Tore weit“ (Hammerschmidt), mächtig und raumfüllend. In gleicher Weise strömend und musikalisch präsent gelang das „Siehe, dein König kommt“ (Briegel). Dass das Ensemble aber auch ebenso gut in der Lage ist, filigran geführte Chorsätze überzeugend zu meistern, bewies die schlanke und zurückhaltende Gestaltung des terrassendynamisch angelegten slowakischen Volksliedes „Am Himmel blühn drei Rosen“ (Satz: Helmut Maschke). Das anschließende technisch anspruchsvolle „Übers Gebirg Maria geht“ (Eccard) erklang stilgerecht und in einer transparent-atmenden Interpretation. Höhepunkt des ersten Teils jedoch war zweifellos das achtstimmige „Maria durch ein Dornwald ging“ (Satz: Wolters). Die Überstimme (Claudia Mauthe mit klarem Sopran) ließ – gemäß dem Text der 3. Strophe – auch musikalisch die Rosen erblühen.
Der zweite Teil des Konzertes atmete weihnachtliche Atmosphäre: So erklangen das tänzerische „In dulci jubilo“ (Eccard) und das virtuose „Psallite“ (16. Jahrhundert) wunderbar strahlend. Bei den Chorsätzen „Den geboren hat ein´Magd“ (Chemin-Petit) und dem bekannten „Ich steh an deiner Krippen hier“ (Eccard) demonstrierte das Ensemble sensible Behandlung der Nachsilben, organische Gestaltung der Phrasen und ein bei Chorkonzerten selten zu hörendes tragendes Pianissimo. Das französische Volkslied „Hört der Engel helle Lieder“ (Solo: Karl Bauer) gelang musikalisch duftig und bewegt. Im sechsstimmigen schlesischen Volkslied „O Freude übe Freude“ (Satz: Helmut Maschke) glückte den Sängerinnen und Sängern ein überzeugender Abschluss des Konzertes. Trotz der Sechsstimmigkeit und der Polyphonie des Satzes blieb das Ensemble stets der Transparenz der Stimmführung verpflichtet.
Erika Beer aus Meitingen bereicherte das Programm mit einem zusätzlichen meditativen Farbton. Auf der Gitarre interpretierte sie Kompositionen von John Dowland (leicht und perlend die Sechzehntel-Läufe beim Stück „A Fancy“), Egberto Gismonti (überzeugend im „Agua e Vinho“ die Anklänge an die spanische Musik) und Augustin Barrios (zart und echogleich die Flageolett-Töne beim „ Villancico de Navidad“).
Mit einer Zugabe, dem anrührend fünfstimmigen „Still o Himmel, still o Erde, einem Weihnachtslied aus dem Chiemgau, bedankte sich das Ensemble bei den zahlreichen Zuhörern. Man darf gespannt sein auf das neue Vorhaben der Musiker: Im Frühjahr 2012 ist ein weltliches Konzert mit Madrigalen im stilvollen Salzburger Saal des Klosters Holzen geplant.