6. Ellgauer Bürgerempfang in der Mehrzweckhalle
„Was sind uns unsere Werte heute noch wert?“
Fritz Hölzl als Gastredner beim 6. Ellgauer Bürgerempfang
Von Rosmarie Gumpp
Ellgau: Obwohl er bereits zum sechsten Male stattfand, bleibt der Ellgauer Bürgerempfang etwas ganz Besonderes. Für die musikalische Umrahmung sorgte mit schwungvollen, aber auch konzertanen Beiträgen die Musikkapelle Ellgau unter ihrem Dirigenten Manfred Braun. Bürgermeister Manfred Schafnitzel freute sich über den zahlreichen Besuch zu dieser Veranstaltung, zu der nicht nur Ehrengäste geladen waren, sondern auch alle 18-Jährigen, die Neubürger der Gemeinde Ellgau und alle interessierten Ellgauerinnen und Ellgauer. Bürgermeister Manfred Schafnitzel: „Beim Bürgerempfang, zu dem der Gemeinderat alle zwei Jahre einlädt, möchten wir die Gelegenheit nutzen, um uns bei Personen zu bedanken, die sich in ganz besonderer Art und Weise für die Dorfgemeinschaft engagieren, einbringen und verdient machen“. Nach einem gemeinsamen Abendessen in der mit Blumen geschmückten Mehrzweckhalle ergriff Fritz Hölzl aus Thierhaupten als Festredner das Wort. Der langjährige Bürgermeister der Marktgemeinde Thierhaupten, der auch 39 Jahre im Kreistag saß, verstand es, die Anwesenden mit seinen Ausführungen zur Thematik „Werte“ in seinen Bann zu ziehen. Der Redner stellte anfangs die Frage an alle: „Was sind uns in unserer heutigen Zeit unsere Werte noch wert?“ Werte befänden sich heute im Wandel, aber ohne Werte wäre das Leben keineswegs wertvoll. Hölzl zitierte den katholischen Priester Alfred Delp, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde: „Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt!“ Werte gliedern sich in materielle und immaterielle Werte. „Der Mensch“, so der engagierte langjährige Politiker und Lehrer, „ist auf Gesellschaft ausgelegt. Zum Leben braucht er Orientierung, Ankerplätze, Ufer, Inseln, Beziehungen, Verbindungen zu den Menschen“. Werte wie Toleranz, Ehrfurcht vor Gott und der Schöpfung, Respekt, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit dürfen nicht als altmodisch, unnötiger Ballast oder als Beschneidung der persönlichen Selbstentfaltung ausgelegt werden. Grundlegend beginnt die Werteerziehung in der Familie. Junge Menschen, so Fritz Hölzl, bräuchten Autorität im positiven Sinne des Wortes, die eine Vorbildfunktion und das Beispiel der Erwachsenen beinhaltet. Mit einem Zitat des bekannten Paters Anselm Grün schloss Fritz Hölzl seine Ausführungen zum Thema Werte: „Werte machen das Leben wertvoll“. Lang anhaltender Applaus bestätigte dem Festredner, dass seine Ausführungen von der Zuhörerschaft als sehr ansprechend, ja „wertvoll“ aufgenommen wurden. Der Ellgauer Rathauschef bedankte sich mit einem Buchpräsent. Ab Mai wird es im Ellgauer Gasthaus „Zum Floß“ ein neues Pächterpaar geben: Theresa und Ludwig Eisenbart aus Bäumenheim. Bürgermeister Schafnitzel stellte beim Bürgerempfang die neuen Wirtsleute vor. Dana und Zoran Trpkovic verlassen nach neun Jahren das Gasthaus „Zum Floß“, um sich beruflich neu zu orientieren. Das Gemeindeoberhaupt bedankte sich bei beiden und überreichte zur Erinnerung das Ellgauer Wappen und einen Blumenstrauß. Ein besonderes Ereignis beim alle zwei Jahre stattfindenden Bürgerempfang in Ellgau ist die Ehrung engagierter Bürgerinnen und Bürger mit dem Ellgauer Bürgerpreis (Entwurf/Gestaltung: Franziska Gumpp, Ausführung/Herstellung: Rudolf Wenninger). Der Bürgerpreis symbolisiert die für Ellgau typischen Gewässer. Die wellenförmige Grundform steht für den Lech, die beiden anderen Gewässerläufe erinnern an den Mühlbach und das Altwasser. Die Bodenplatte stellt das Floß des Ellgauer Wappens dar. Die Verwendung der Hölzer Esche und Erle deutet auf den Auwald der Gemeinde hin. Der Bürgerpreis ist in Gold (besonders herausragende ehrenamtliche, kulturelle, soziale Leistungen ab 30 Jahre), in Silber (besondere ehrenamtliche, kulturelle, soziale Leistungen mindestens 25 – 35 Jahre) und in Bronze (ehrenamtliche, kulturelle, soziale Leistungen mindestens 15 – 25 Jahre) erhältlich. Vorschläge für zu Ehrende kommen von den Vereinen, der Gemeinde aber auch von Privatpersonen. Ein kleiner Kreis, bestehend aus drei Mitgliedern des Gemeinderates, zwei Vertretern der örtlichen Vereine und einer Person aus einem kirchlichen Gremium schlägt dem Gemeinderat in Frage kommende Personen vor. Der Gemeinderat legt dann die zu ehrenden Bürger in einer Abstimmung fest. Die beim diesjährigen Bürgerempfang ausgezeichneten Personen wurden mit viel Applaus bedacht. Bürgermeister Manfred Schafnitzel beendete nach der Auszeichnung verdienter Persönlichkeiten den offiziellen Teil des Abends. Die Besucher allerdings saßen noch lange in der Ellgauer Mehrzweckhalle zum Gedankenaustausch beieinander.
Folgende Personen wurden beim Bürgerempfang 2017 geehrt:
Kristina Büchele:
Die Ellgauerin ist eine Schützin, die bei jedem Bürgerempfang mit neuen sportlichen Erfolgen aufwartet: Beim Sichtungsschießen für die Europameisterschaft erreichte Kristina Büchele den 19. Platz, bei den Deutschen Meisterschaften 2016 den 19. Platz. „Liebe Kristina, die gesamte Gemeinde ist stolz auf deine Erfolge. Weiterhin viel Glück und einen zielsicheren Schuss“, so Bürgermeister Manfred Schafnitzel. Kristina Büchele wurde mit einer Urkunde und einem Blumenstrauß ausgezeichnet.
Christoph Meyer:
Das erfolgreiche Mitglied der Ellgauer „Lechschützen“ beweist immer wieder, dass man auch mit einer Behinderung erfolgreich sein kann. Zu seinem Erfolgsrezept verhelfen ihm Ehrgeiz und Ausdauer. „Du zeichnest dich durch sehr gute Leistungen und deine kameradschaftliche Zuverlässigkeit aus“, so der Rathauschef. Christoph Meyer kämpfte erfolgreich bei den Deutschen Meisterschaften 2015 für Körperbehinderte in der Kategorie Luftgewehr. Er wurde mit einer Urkunde geehrt.
Zweite Mannschaft der „Lechschützen“ Ellgau: Barbara Schindele, Rainer Wagner, Stefan Strobl, Olaf Schmid
Die Mannschaft stieg im Rundenwettkampf 2015/16 von der Gauoberliga B in die Gauoberliga A auf. Die erfolgreichen Schützen wurden mit einer Urkunde, Barbara Schindele zusätzlich mit einem Blumenstrauß bedacht.
Gertraud Schafnitzel, Thomas Dür:
Beide Persönlichkeiten engagieren sich seit mehr als 15 Jahren im VdK-Ortsverband Ellgau. Gertraud Schafnitzel übte das Ehrenamt der Kassiererin aus, Thomas Dür fungierte als Schriftführer. Für ihr Engagement wurden sie mit einer Urkunde und einem Blumenpräsent geehrt.
Josef Leichtle:
Josef Leichtle wurde bereits 2009 für seine 18jährige Mitgliedschaft im Gemeinderat mit dem Bürgerpreis in Bronze geehrt. 25 Jahre übte er aber auch das Amt des Ortsobmannes für den Bayerischen Bauernverband aus. „Du hat dieses Ehrenamt mit Weitsicht und dem notwendigen Sachverstand begleitet“, gratulierte Rathauschef Schafnitzel. Weil die Belange der Landwirtschaft oft in der Kritik des Verbrauchers stehen, sind mutige Fürsprecher gefragt. Als Anerkennung für sein Wirken wurde Josef Leichtle mit einer Urkunde bedacht.
Angelika Leichtle:
Angelika Leichtle war 20 Jahre als Ortsbäuerin für die Aktivitäten der Landfrauen verantwortlich und damit auch Sprachrohr für viele Interessen der bäuerlichen Familien. Als Bindeglied zwischen den Frauen aus der Landwirtschaft und anderen Berufsgruppen trug sie zu einem guten dörflichen Zusammenleben bei. Als Anerkennung erhielt Angelika Leichtle den Bürgerpreis in Bronze.
Irene und Erich Stimpfle mit Sohn Dominik:
„Zu einer Familie gehören Kinder. Wenn sich Nachwuchs ankündigt, ist die Freude groß. Wenn sich dann nach der Geburt herausstellt, dass das Kind eine Behinderung hat, stürzt für viele Familien zunächst einmal eine Welt zusammen“, so der Ellgauer Bürgermeister. Irene und Erich Stimpfle betreuen seit über 20 Jahren mit einem unermüdlichen und lobenswerten Einsatz ihren behinderten Sohn Dominik. Vater Erich fährt so oft wie möglich mit dem FCA-Fan Dominik ins Stadion. Familie Stimpfle wurde mit dem Bürgerpreis in Bronze, Irene Stimpfle noch mit einem Blumenstrauß ausgezeichnet.
Erich Kolb:
„Ihn kann man charakterlich als ausgleichend, ruhigen und arbeitsamen Menschen beschreiben“ – so Rathauschef Schafnitzel über Erich Kolb. Dieser leitete 36 Jahre lang mit viel Herzblut den Ellgauer Soldaten- und Kameradschaftsverein. Diesem Verein wird die Aufgabe zugeschrieben, Geschehenes nicht zu vergessen. „Für deine ehrenamtliche Leistung, lieber Erich darf ich dir den Bürgerpreis in Silber überreichen“, so das Gemeindeoberhaupt in seiner Laudatio. Bewegt trat Erich Kolb ans Mikrofon, schaute dankbar zurück und freute sich, dass er „seinen“ Verein an eine junge Führungsmannschaft übergeben konnte.